20 Jahre Arbeitskreis Döllnitz e. V. (AKD)*

Johannes Stadermann | Ausgabe 4-2021 | Bürgerschaftliches Engagement | Geschichte | Kulturlandschaft

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Er ist noch immer mehr ein Geheimtipp für Heimatfreunde und agiert am Rande der Regionalpolitik.

Auf Empfehlung des Geschäftsführers der Stadtwerke Halle (SWH) und der Deponie Halle-Lochau wurde der AKD am 20. Juni 2001 im Brückenraum der Deponie gegründet. Ziele waren: die vom Bergbau geschundene Landschaft um Döllnitz mittels förderfähiger Projekte entwickeln zu helfen sowie Traditionen und regionalgeschichtliches Bewusstsein zu pflegen und zu fördern.

Inzwischen sind 20 Jahre vergangen. Was hat der AKD in den Jahren geleistet? Hier ein kleiner Exkurs in die Anfangsjahre.

Um den Verfall regional bedeutsamer Bauten Einhalt zu gebieten, wurde 2001 mit dem ökologischen Landschulheim Dreiskau-Muckern (Sachsen) ein Erfahrungsaustausch vorgenommen, das eine ähnliche Ausgangslage wie Döllnitz hatte. Mit dem Institut für Wirtschaftsförderung und Strukturpolitik (ISW), dem Landratsamt, der Denkmalpflege, mit Projektmanagern, Bauunternehmen, dem Technologie- u. Bildungszentrum (TBZ) Osendorf u. a. wurde versucht, Fördermaßnahmen zur Objektsicherung und –nutzung anzuschieben. Es gab Sanierungskonzepte mit Kostenangaben und hoffnungsvolle Gutachten. Allein unser Bemühen, das Landschulheim, das ehemalige Herrenhaus des Rittergutes, als Gemeindezentrum zu einem Vorzugspreis zu erwerben, schlug fehl. Die Rettung des ehemaligen Rittergutes scheiterte trotz großem Interesse der Bauwirtschaft und des ehemaligen Gutsbesitzers an der Nichtkreditwürdigkeit des Altbesitzers als auch der des AKD. Der Wassermühle erging es ähnlich. Mit dem Verkauf der Wasserrechte wurde die Mühle wertlos und Kaufinteressenten wandten sich ab. Auch die alte Schule wurde veräußert, schließlich auch der „Palmbaum“ (Tanzgaststätte und Kino). Döllnitz wurde ein Schlafdorf. Mit dem Niedergang des Gutes gingen die Veruntreuung von Gegenständen und Zubehör aus demselben einher. Im Saalkreisarchiv waren nach der Liquidation des Rittergutes lediglich ein Teil der Akten auffindbar. Vieles war vom Gut und der Gosebrauerei verscherbelt worden. 2002 wurde dem AKD vom Stadtarchivar Halle Akten des Gutes vom Schwarzmarkt zum Kauf angeboten. Sie wurden erworben und dem Saalkreisarchiv geschenkt.

Um ein Zustandsbild vom Ort erlebbar zu machen, legten wir ein Archiv historischer Ortsaufnahmen an. Gerd Bedemann fertigte aus dem historischen Filmmaterial seines Vaters, Karl Bedemann Fotos an. 2002 wollte der AKD im Gemeinderaum der alten Schule eine Fotoausstellung „Döllnitz früher und heute“ zeigen. Dabei sollte nicht nur auf den Verfall der bedrohten Denkmale aufmerksam gemacht, sondern auch vergangene Schönheit ins Blickfeld gerückt werden. Es wurden Magnethaftrahmen, spezielle Grafikrahmen, angeschafft, eine Ausstellungskonzeption entwickelt, doch dann wurde die alte Schule verkauft. Heute ist sie verfallen und wüst. Ein Ersatzraum stand nicht zur Verfügung. Die Grafikrahmen wurden privat eingelagert und schließlich 2005 verkauft. Die verhinderte Ausstellung führte uns zum Stadtmuseum Halle. Die Erkundungen zur Ortsgeschichte brachte nicht nur Wesentliches zum Ort, sondern auch zur Geschichte der „Rittergutsgose Döllnitz“ ans Licht. Daran war das Stadtmuseum Halle sofort interessiert. 2003 wurde mit Gestattung des Museumsdirektors eine Projektgruppe „Rittergutsgose Döllnitz“ ins Leben gerufen, die das „1. Mitteldeutsche Gosefest“ vorbereitete. In Halle wurde die Festschrift „180 Jahre Rittergutsgose Döllnitz“ erarbeitet und in freier Trägerschaft des AKD herausgebracht. Am 11. September 2004 wurde in Halle das Gosefest gefeiert. Ein Originalgoseplanwagen aus dem ehemaligen Rittergut wurde restauriert und fuhr mit einem kostümierten Umzug durch Halle, um auf das Gosefest aufmerksam zu machen. Mit Festrede, Eröffnung einer Kabinettausstellung, einem Gosefassanstich und freiem Ausschank wurde das Fest eröffnet. Die FH Merseburg fertigte ein Video über das Gosedorf Döllnitz an. Es gab ein Sammlertreff mit Tauschbörse für Gosefreunde. Ein Vortragsprogramm rundete die Ausstellung ab, die bis Oktober gezeigt werden sollte, aber bis Jahresende verlängert wurde. Auf Grund des Erfolges stellte uns der Museumsdirektor sein Museum zur weiteren Nutzung zur Verfügung, denn der Wunsch aller Autoren war es, weiterzumachen.

Unser Ziel, regionalgeschichtlich Interessantes aus Vergangenheit, Gegenwart, Wirtschaft, Kultur und Natur aufzuarbeiten, den Bewohnern der Region Wissens- und Bewahrenswertes zugänglich zu machen, Identifikationsbereitschaft und heimatkundliches Interesse zu wecken, Sensibilität und Engagement für die eigene Region zu entwickeln, stößt immer wieder an finanzielle Grenzen. Allein für den anstehenden 4. Band sind für Druck, Design und Bindung 25 – 30 000 Euro einzuplanen.

 

Im Folgenden ein kurzer chronologischer Abriss der weiteren Arbeit des AKD.

– Im Januar 2004 wurde ein Antrag auf Ehrenbürgerschaft zum 75. Geburtstag des Döllnitzers Hans Rothe gestellt. Der AKD lieferte dafür ein Künstlerporträt, einen Kunstkatalog zu seinen Arbeiten sowie einen Aufsatz zum Wirken von Rothe. Der AKD fertigte eine Festschrift an und organisierte ein Konzert mit M. Schönheit in der Barockkirche Burgliebenau. Ende August 2004 erhielt Hans Rothe die Ehrenbürgerschaft. Als Dank schenkte Rothe der Gemeinde vier Originalgrafiken mit Ansichten von Döllnitz.

– 2005 übergab Pfarrer Baumgarten (Dieskau) dem AKD eine Abschrift der Döllnitzer Ortschronik. Er hatte sie von der Tochter des ehemaligen Mühlenbesitzers Becker erhalten. Die Unterlagen sind nun im Besitz des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle.

– 2006 initiierte der AKD ein Projekt zur Umgestaltung des Trafohäuschens am Ortseingang zu einem Artenschutzturm mit EU-Förderung und 20 % Beteiligung von Envia. Die Handwerkskammer plante eine Bildungsmaßnahme für ein halbes Jahr mit 12 Jugendlichen. Ein Ornithologe war bereit, die Vogelschutzwarte einzurichten und zu betreuen. Grund und Boden wurden von der MEAG der Gemeinde überstellt; dann ließ die Gemeinde das Trafohäuschen abreißen.

– Im November 2008 gab der AKD Band 1 „Die Liebenau“ heraus. Am 7. Oktober 2009 wurde das Bodendenkmal Bornhöck eingeweiht, zwei Jahre bevor das Museum für Vorgeschichte Halle mit der Ausgrabung begann. Im November 2009 präsentierte der AKD die Nachauflage von Bd. 1 in der Deponie Halle-Lochau, im Januar 2012 konnte Bd. 2 „Au(g)enblicke“ am gleichen Ort vorgestellt werden.

– 2013 begann der AKD mit seiner Vortragsreihe zu regionalen Themen.

– Am 17. Juli 2014 stellte der AKD die Festschrift „190 Jahre Rittergutsgose“ mit einem Fest in der Gaststätte „Bad“ Döllnitz vor und weihte eine Gedenktafel für J. P. Ledermann an der Gaststätte „Bad“ ein.

– 2015 pflanzte der AKD 10 große Wildpflaumen am Ortseingang.

– Im April 2016 erschien der 3. Band der Reihe „Au(g)enblicke)“.

– Am 14. Mai 2019 überreichte der AKD Hans Rothe eine Festschrift zu seinem 90. Geburtstag mit Beteiligung der Gemeinde Schkopau, dessen Gestaltung der „Alchimistenklause“ (Halle) nach 40 Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde.

– 2021 ist Band 4 in Vorbereitung, drei weitere Projekte sind geplant.

 

*Die ungekürzte Fassung des Textes finden Sie unter www.akd-doellnitz.de