Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal

Bernhard Lohe | Ausgabe 1-2021 | Rezensionen

Mitteldeutscher Verlag

Historische Kommission für Sachsen-Anhalt e. V. (Hg.): Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal. Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts, Sonderband. 2 Bde., mdv, Halle 2020, ISBN 978-3-96311-259-1, 84,00 €

 

„Aber wo nur, wo nur, wo nur ist noch der Sinn?“ – sang schon Holger Biege. Ähnliches fragt sich auch der Rezensent angesichts des zweibändigen Werkes „Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal“, gegliedert in einen Text- und einen Tafelteil. In beiden Teilen wird dem überreichen Bestand an Sakralbauten und Kunstwerken entsprechend Rechnung getragen: allein im Tafelteil betrifft dies 227 von 257 Seiten, im Textteil 301 arabisch gezählte Seiten von 433. Laut Herausgeber: „… kann und soll die Quellenedition ein aktuelles Inventar nicht ersetzen.“ Wer also z. B. im Vorfeld einer Reise in die denkmalreiche Altmark eine derzeitige Übersicht des Stendaler Denkmalbestandes erwartet, geht mit dem Kauf des Werkes fehl. Vielmehr liegt damit eine 1927/1928 begonnene und bis in die 1980er Jahre weitergeführte Übersicht des seinerzeitigen Denkmalbestandes vor. Aktualisierungen sind offenkundig nicht erfolgt: man erfährt als „letzte“ Einwohnerzahl die von 1959 mit 37.437, die Kirchengeschichte endet 1907 usw. usw. Unter „Bürgerhäuser“ sind 42 Objekte aufgeführt, es gibt keinen Hinweis darauf, ob bzw. in welchem Zustand sie überkommen sind. Gleiches gilt für die hochwertigen Bildtafeln im anderen Teil des Werkes: wie haben die Bauwerke die Zeiten überdauert, welche Kunstwerke sind noch vorhanden? Gleichwohl liegt ein umfassendes Werk zu den Kulturdenkmalen der „Altmarkhauptstadt“ Stendal vor, das hoffentlich auf einen kunstsinnigen Käuferkreis trifft. Die oft detailreichen Beiträge, u. a. mit Angaben zu Urkunden und Akten, qualitätvolle Grundrisse und Schnitte sind lesenswert, auch wenn Einzelheiten ggf. zuweilen zu hinterfragen wären, dies soll aber den ausgewiesenen Fachleuten überlassen bleiben. Die Motivation zur Veröffentlichung dieser Quellenedition ergibt sich prägnant aus dem Text des Rücktitels: „Sie kann ein aktuelles Inventar nicht ersetzen, dennoch ist sie von wissenschaftlichem Wert, ermöglicht sie doch Einblicke in den Verlauf des über mehr als sechs Jahrzehnte mit teils unterschiedlichen methodischen Ansätzen verfolgten Vorhabens.“

Ob man die Ressourcen nicht besser für ein den aktuellen Stand abbildendes Inventar verwendet hätte, möge dahingestellt bleiben.