Mensch und Biber im Naturpark Dübener Heide

von Axel Mitzka | Ausgabe 2-2019 | Natur und Umwelt

Heidebiber gehen 1989 auf die Reise in die Niederlande – noch vor dem Mauerfall überwinden sie den "Eisernen Vorhang" als Wegbereiter für ein geeintes Europa; Archiv Verein Dübener Heide e. V. 
Biberstele im Hammerbachtal an der Landesgrenze zum Freistaat Sachsen; Archiv Verein Dübener Heide e. V. 

Symbolträchtig nagen zwei Biber im Hammerbachtal nördlich von Bad Düben an der Grenzsäule zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Land Sachsen-Anhalt. Sie stehen hier für eine grenzenlose Natur und für das Nebeneinander von Mensch und Tier sowie stellvertretend für den Artenreichtum im Landschaftsraum der Dübener Heide, aber auch für das ehrenamtliche Engagement von Bürgern im Landschafts- und Naturschutz. Über Jahrzehnte hinweg waren es insbesondere ehrenamtliche Naturschutzhelfer und Heidefreunde, die sich in ihrer Freizeit für den Schutz des bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in der Dübener Heide noch seltenen Nagetiers einsetzten. Mit ihren Beobachtungen, Datensammlungen und öffentlichen Vorträgen halfen sie die Grundlagen für den sich schon damals abzeichnenden Erfolg beim Schutz dieser streng geschützten Tierart zu legen. Schon legendär war dabei der Export von Bibern ab 1988 in die Niederlande zu Wiederansiedlungsprojekten im heutigen Nationalpark Biesbosch vor den Toren Rotterdams. Dazu wurde seinerzeit eigens eine Biberfanggruppe im Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Dübener Heide eingerichtet.

Das ehrenamtliche Engagement ist damals wie heute von besonderem Wert, da sowohl im Freistaat Sachsen als auch im Land Sachsen-Anhalt der Elbebiber im Sinne der FFH-Richtlinie der Euro­päischen Union eine Verantwortungsart ist. Die damit in Zusammenhang stehenden Berichtspflichten für die Wahrung eines guten Erhaltungszustandes der Art basieren weitgehend auf Daten­grundlagen, die durch ehrenamtliche Revierbetreuer gewonnen werden. Für einen Waldnaturpark wie die Dübener Heide sind Biber zweifellos ein Novum und gerade deshalb lohnt es sich, die Herausforderung an der Schnittstelle zwischen Artenschutz und Landnutzung anzunehmen, stehen Biber doch im aktiven Wettbewerb mit uns Menschen bei der Gestaltung und Nutzung der Landschaft. Das allein fordert uns wie den Biber täglich aufs Neue heraus.

Siebzig ehrenamtliche Helfer der Fachgruppen Biberschutz in Torgau und Eilenburg betreuen derzeit ca. 150 Reviere zwischen Dommitzsch und Bad Düben. Um diese Freiwilligen in der Kommunikation mit betroffenen Landnutzern und Eigentümern bei Nutzungseinschränkungen zu unterstützen sowie fachlich zu begleiten und zu qualifizieren hat der Freistaat Sachsen beim Naturpark Dübener Heide die Kontaktstelle Bibermanagement eingerichtet. Begleitend dazu stellt der Naturpark Dübener Heide im Rahmen der Artdokumentation Biber Sachmittel für die Revier­betreuer zur Verfügung. Darunter sind inzwischen auch Tablets zur mobilen, digitalen Kartierung. Damit hält eine technische Innovation im Biberrevier Einzug. Gleichzeitig wird damit interessierten Freiwilligen ein zeitgemäßes, niederschwelliges Angebot zum Einstieg in ein spannendes Freizeiterlebnis unterbreitet.

Mit der Erprobung einer „Bibereingreiftruppe“ im Rahmen der Lokalen Entwicklungsstrategie und Förderung durch das Programm LEADER konnten zudem wertvolle Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Städten, Gemeinden und Gewässerunterhaltungsverbänden zwischen Kemberg und Gräfenhainichen gesammelt werden, um flexibel und zeitnah insbesondere Nutzungseinschränkungen und Wertverluste in Waldrevieren zu minimieren. Vor diesem Hintergrund positionierten sich Städte und Gemeinden im Positionspapier „Mensch und Biber in der Dübener Heide“ eindeutig zur Art Biber als wertvoller Bestandteil der Fauna des Naturparkes. Um dies auch zukünftig bei starker gesellschaftlicher Akzeptanz zu sichern sind dafür abgestimmte lokale, kommunale Handlungskompetenzen und dauerhaft regionale Kontaktstellen nötig. Aktuell hilft uns der Biber auch, das steigende Interesse und die Verantwortung unserer Gesellschaft an einer lebenswerten und artenreichen Heimat zu stillen. Für junge Familien, Kinder und Schulklassen aus der Metropolregion Leipzig-Halle ist ein Besuch im Biberrevier beim Wochenendausflug selbstverständlich. Mit der Einrichtung der Heide-Biber-Tour als zertifiziertem Wanderweg und weiteren dezentralen Biberbeobachtungspunkten hat der Naturpark Dübener Heide darauf reagiert. Für junge Leute, die Lust haben ein Biberrevier zu betreuen, ist auf der Engagement-Plattform RegioCrowd zudem ein spannendes Angebot eingestellt:  https://www.regiocrowd.com/duebener-heide/zeitengagement/biberbetreuer-mit-meister-bockert-auf-du-und-du.