Menschen und ihr Denkmal

Das ehemalige Jagdaufseherhaus in Quellendorf

von Julia Blei | Ausgabe 3-2016

Quellendorf, Straßenansicht; Foto: F. Schories
Blick in den Dachstuhl, Foto: F. Schories
Ehemaliges Jagdaufseherhaus Quellendorf; Foto: F. Schories

In Quellendorf können Denkmalinteressierte ein schön saniertes, besonderes Objekt finden, welches eine warme und sehr einladende Atmosphäre hat: das ehemalige Jagdaufseherhaus, das um 1780 im Auftrag von Fürst Franz errichtet wurde. Der Drei­seithof besteht aus drei Fachwerkgebäuden mit einem Stall, einer Werkstatt, vermutlich einer Scheune sowie dem Wohnhaus. Die Gebäude zeichnen sich durch einen ungewöhnlichen Dachstuhl aus, das sogenannte Bohlenbinderdach. Die Idee hatte Fürst Franz von seiner Europareise aus Frankreich mitgebracht. Es handelt sich um eine holzsparende Variante eines Dachstuhls. Er ist leicht gerundet und heute wieder von außen sehr gut sichtbar. Das Gebäude erhält dadurch sein einmaliges Aussehen.

Zum Kauf des Hauses kamen Konstanze Plötz und Dr. Matthias Rubach durch Zufall. Ursprünglich wollten sie das Grundstück für ihre Alpakas pachten, da der große Garten viel Platz für die Tiere bietet. Dann bot sich im Jahr 2010 die Möglichkeit, das Ensemble günstig zu erwerben und so wurden sie kurzerhand Eigentümer des Denkmals. Das Paar nahm die Herausforderung einer Denkmalsanierung entschlossen an. 2011 entrümpelten sie die Gebäude, die, zuletzt als Gärtnerei genutzt, inzwischen sehr verfallen und zudem unsachgemäß saniert waren. Plastikfenster sowie verputztes Fachwerk ließen seine Schönheit kaum erahnen. 2012 begannen sie schrittweise mit der Instandsetzung der Nebengebäude. Dabei haben sie selbst angepackt, zur Geschichte des Hauses recherchiert und Handwerksbetriebe gesucht, die der Aufgabe einer Sanierung mit historischem Baumaterial gewachsen waren. Frau Plötz erzählt, wie sie die Materialien für den Wiederaufbau der Wirtschaftsgebäude aus Nachbarorten zusammengetragen haben. Auch für sie bot der Abriss der alten Gaststätte in Kleinzerbst eine gute Materialquelle. Problematisch gestalteten sich die Ziegel des Hauses, die das sog. Reichsformat haben. Das ist heute keine gängige Größe mehr. Daher haben sie so viel wie möglich von diesen Steinen für den Aufbau der Innenwände aufgehoben, die Außenwände bestehen aus den Ziegeln aus Kleinzerbst. Für die Dachdeckung konnten sie alte Biberschwänze einsammeln. Das Eichenholz für das Fachwerk haben sie aus dem brandenburgischen Staatsforst erstanden. Durch die Nutzung von Lehmdämmung gestalteten sie das Haus nachhaltig. Sie entschieden, das Gebäude als öffentliches Denkmal anzumelden und zur 750-Jahrfeier in Quellendorf stellten sie fest, dass dies im Ort sehr gut ankommt, denn der Besucherandrang im Denkmal war hoch. Mit Stolz erzählen sie heute, wie ihre Bauleute an ihren Aufgaben gewachsen sind und dafür am Ende den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege erhielten. Ein konkreter Plan für eine zukünftige Nutzung besteht bisher nicht, da der Innenausbau noch im Gange ist. Allerdings sind schon viele Alpakas glückliche Bewohner der Stallungen und das beeindruckende Ergebnis der Sanierung sowie die große Liebe zum Detail lassen vermuten, dass das Paar für die wunderschöne Anlage eine lebendige Nutzung finden wird.