Siebengemeindewald

Bernd Reuter | Ausgabe 1-2020 | Rezensionen

Steffi Rohland und Heinz Noack: 675 Jahre Siebengemeindewald 1341 – 2016.

675 Jahre Siebengemeindewald 1341 – 2016.
Steffi Rohland und Heinz Noack. 2. Auflage.
Im Eigenverlag erschienen 2018, 434 Seiten, 138 Abb.
20,– € zzgl. Versandkosten*

 

Das nunmehr in zweiter Auflage herausgegebene Buch über die Allmendegeschichte des Siebengemeindewaldes im Südharz führt als Jubiläumsausgabe den bereits 2004 erschienenen ersten umfassenden Einblick ergänzend und vertiefend fort.

Die aus dem Mittelalter und seinen gesellschaftlichen Verhältnissen erwachsene Allmende mit ihren Vorteilen für die dörfliche Gemeinschaft erwies sich bis zu ihrer Auflösung und Zerstörung durch Privatisierung im 19. Jh. als ein erfolgreiches ökonomisches Modell. Mehr als 1500 Jahre waren die Menschen in der Lage, sich dadurch eine stabile Versorgung zu erhalten und zu sichern. Die demokratische Grundform „Allmende“ wurde zwar mit der Separation im 19. Jh. abgeschafft, konnte sich jedoch durch den Willen und die Kraft der Dorfgemeinschaften – z. T. in abgewandelter Form – selbst im Osten Deutschlands an einigen Stellen erhalten.

Eine der charakteristischen Formen der Allmendewirtschaft war die gemeinsame Nutzung des Waldes. Neben der Ressource Holz als Brenn- und Baustoff waren es die Waldweide, das Laubschneiteln, das Sammeln von Früchten, die Zeidlerei und die Streunutzung, die den Wald existenziell werden ließen. Der damalige Waldzustand war mit dem heutigen nicht vergleichbar; den größten Flächenanteil nahmen die Nieder- und Mittelwälder ein, die gegenwärtig nur noch in Resten vorhanden sind und meist unter Naturschutz stehen.

Das Buch stellt eine Hommage an alle die Menschen dar, die sich über Generationen hinweg dem Gedanken der Allmende verschrieben hatten und nicht nachließen, sie gegen alle Widerstände seitens der gesellschaftlichen Systeme und der besitzenden Klasse zu erhalten und zu pflegen.

Das Gebiet des heutigen Siebengemeindewaldes liegt im Südharz, am Nordrand der Goldenen Aue und umfasst die Gemeinden Bösenrode, Berga, Görsbach, Thürungen, Uftrungen, Rosperswenda und Schwenda.

Das erste Kapitel widmet sich der Entstehung der Waldgenossenschaft und ihrer Entwicklung aus der Allmende. Bis auf den – vom Adel eingesetzten – Obervogt, wurde die Waldgenossenschaft von gewählten Unterwaldvögten geleitet. Ausführlich werden die Vögte, die Förster, die Jagdaufseher und sogar die Wilddiebe aufgeführt, die den Verlauf der Geschichte des Siebengemeindewaldes mitbestimmten.

Ein eigenes Kapitel beschreibt die Denkmale und Erinnerungsstätten, die herausragenden Persönlichkeiten, vor allem den Förstern der Waldgenossenschaft, gewidmet sind. Es folgt eine Aufzählung und Darstellung der waldholzberechtigten Waldgenossen der sieben Gemeinden und schließt mit einer Kurzvorstellung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz ab.

Ein formidables Buch – nicht allein zum Gedächtnis all derer, die über Jahrhunderte eine stabile Gemeinschaft aufrechterhalten haben, sondern vor allem auch aus historischer Sicht. In mühevoller Kleinarbeit wurden Dokumente und Protokolle durchgearbeitet, ins Neudeutsche übersetzt und verständlich erläutert. Ein umfangreicher Quellennachweis sowie Anmerkungen ergänzen die Ausführungen.

Das Buch gewinnt nicht nur an Wert, weil es die Geschichte der Allmende nachzeichnet, sondern auch, weil es beweist, dass diese Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens bis heute und auch in Zukunft Bestand hat. Das Buch sei daher allen jenen empfohlen, die Zweifel an der Gemeinschaftsstärke des ländlichen Raumes haben.

* Zu erwerben über Gemeinde Berga, Schenkplatz 5, 06536 Berga, Tel. 034651/2025.