Trotz Virus: Verbandsarbeit und Engagement im Frühjahr 2020.

Ein Kommentar.

John Palatini | Ausgabe 2-2020 | Bürgerschaftliches Engagement

Corona-Hilfe in Ostrau, Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Corona-Hilfe in Ostrau, Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Einkaufs-Hilfen, Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Ostrauer Bewohner bekommt Einkäufe geliefert,  Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Das neue Haus der Begegnung in Mösthinsdorf, Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Im neuen KULTURhaus in Mösthinsdorf, Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Ronny Krimm in der Mösthinsdorfer Kirche, Foto: Matthias Behne, lautwieleise
Sektpudel in den Mösthinsdorfer Farben, Foto: Matthias Behne, lautwieleise

Als die Mitglieder des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V. am 6. März ihre Mitgliederversammlung abhielten, war von den allgemeinen Schulschließungen, die in Halle bereits am 12. März verkündet wurden, vom ‚Lockdown‘, der eine Woche später folgte, und von ‚Social Distancing‘ noch keine Rede. Aber man gab sich schon nicht mehr die Hand, winkte sich stattdessen zu. Schon vor den offiziellen Eindämmungsmaßnahmen war in der Geschäftsstelle des LHB über das Virus gesprochen worden. Da ging es noch um Arbeitsschutz. Der Gedanke, dass über Monate alle Veranstaltungen ausfallen sollten, war fern. Dann sprach die Bundeskanzlerin von der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg und unser aller (Arbeits-)Leben änderte sich schneller, als es die meisten für möglich gehalten hatten.

Die Krise gut zu meistern, hieß jetzt die Aufgabe. Trotz ‚Homeoffice‘ blieben wir dank Rufweiterleitung auf Empfang. Und die Telefone standen kaum noch still. Neben der Trauer um all das Schöne, das nun ausfiel, kristallisierte sich in den Gesprächen rasch das häufigste Problem unserer Mitgliedsvereine heraus: Die erheblichen Einnahmeverluste führten in den meisten Fällen zwar nicht zu akuten Existenzkrisen – aber auch die gab und gibt es – wohl aber zu der bitteren Einsicht, dass die gegenwärtigen Einschränkungen häufig auch künftige Vorhaben vereiteln würden.

Und trotzdem: Die Krise gut zu meistern, galt auch den Vereinen im Land als neues Ziel. Staatliche Hilfsprogramme wurden aufgelegt. Und mancher Verein erhielt tatsächlich die dringend benötigte Unterstützung. Für die meisten aber bedeutete die Pandemie zunächst vor allem eines: Stillstand. Was ließ sich noch tun, wenn man sich nicht mehr nahekommen, ja, die Wohnung, das Haus nicht ohne triftigen Grund verlassen durfte? In den Wohnhäusern der Städte boten Engagierte durch freundliche Briefe Unterstützung beim Einkaufen an. In den ländlichen Räumen standen die Vereine bereit und übernahmen diese Aufgabe. Wie groß die Solidarität, die Bereitschaft war, denen zu helfen, die Hilfe benötigten, wird einmal zu den guten Erfahrungen dieser Zeit gezählt werden. Und Liegengebliebenes ließ sich nun endlich einmal erledigen. Vom Aufräumen und Ordnen, Einscannen und Reparieren lasen wir oft in den Berichten, die uns erreichten. Manches Vereinsarchiv dürfte von der Krise also durchaus profitiert haben.

Doch lassen wir uns nicht täuschen: Die Auswirkungen der Pandemie auf das kulturelle und soziale Leben waren und bleiben katastrophal. Die Gelder, die im Frühjahr nicht eingenommen wurden, fehlen. Und es ist nicht wahrscheinlich, dass sie ersetzt werden können. Als LHB setzen wir uns dafür ein, dass die Kulturförderung möglichst aufgestockt wird und die Regeln für notwendige Eigenanteile flexibler gehandhabt werden. Aber die ökonomische Seite ist ohnehin nur ein Aspekt. Denn Antrieb und Lohn für alles Engagement liegen am Ende im Miteinander, in der Begegnung und der gemeinsamen Freude über ein erfolgreiches Vorhaben. All das war nicht möglich und deshalb sind wir, ist unsere Gesellschaft längst ärmer geworden.

Bleibt die ‚Entdeckung‘ der digitalen Kommunikation: Der LHB darf sich zu Gute halten, dass er dieses Feld schon länger bestellt. Das Sachsen-Anhalt-Journal gibt es auch online, die Zahl der Newsletter-Abonnenten wächst und alles, was uns sonst noch wichtig ist, posten und teilen wir auf Facebook, Twitter und Instagram. Inzwischen wissen wir: Auch Dienstberatungen lassen sich als Videochat abhalten. In den Nachrichten war von Handyführungen durch Afrikas Nationalparks die Rede, von gestreamten Wohnzimmerkonzerten und vielem anderen, das erprobt wurde – notgedrungen. All das wäre auch vor der Krise schon möglich gewesen. Allein, solche Formate entpuppten sich in den meisten Fällen als Surrogat, als eben nicht vollwertiger Ersatz. Das ist tatsächlich ein positiver Aspekt der Krise: Wir wissen jetzt besser Bescheid über all das, was möglich ist. Eine digitale Vereinssprechstunde zu kleineren Themen ist sinnvoll. Niemand muss dafür erst stundenlang durch Sachsen-Anhalt fahren. Deshalb bleiben wir hier am Ball. Wir können aber auch sagen, was nicht funktioniert. Ein Vernetzungstreffen oder eine Tagung ausschließlich digital durchzuführen, nur weil es technisch möglich ist – das wird man auch künftig ablehnen dürfen, weil es gerade auf das ankommt, was wir in der Krise schmerzlich vermisst haben: das Miteinander, die Begegnung von Angesicht zu Angesicht.