Bräuche und Brauchsammler in der Altmark
Jochen Alexander Hofmann | Ausgabe 4-2020 | Lebendiges Kulturerbe | Volkskunde
Die Altmark wurde als Brauchlandschaft vergleichsweise spät entdeckt.[1] Die älteste literarische Quelle zur altmärkischen Brauchgeschichte ist wohl der im Jahre 1800 erschienene erste Band von Heinrich Christoph Steinhardts „Ueber die Altmark“,[2] in dem der schriftstellernde Pastor[3] u. a. den Ablauf einer großen Bauernhochzeit in der Wische, die Usancen bei Taufen und Begräbnissen, und das Treiben der Clas Buren in der Adventszeit schilderte. Diese Ausführungen zählen zu den wertvollsten Quellen für die historische Volkskunde der Altmark. Doch woher bezog der Verfasser seine Informationen? Aus eigener Feldforschung, d. h. aus Beobachtungen und Gesprächen mit Gewährsleuten, oder doch aus Büchern und Zeitschriften? Eine klare Antwort hierauf blieb Steinhardt schuldig.[4] Man darf wohl annehmen, dass er die von ihm beschriebenen Bräuche und Feste aus eigener Anschauung kannte, als Pastor etwa an den ausschweifenden Hochzeiten selbst teilnahm. Gleichwohl blieb seine Sicht die eines Theologen und Aufklärers; er gehörte nicht zum Kreis der Brauchträger und spielte als Geistlicher in der ländlichen Gesellschaft eine Sonderrolle. Das Erlebte oder Erlesene wurde zudem in ein vorhandenes Wissensgebäude eingefügt: so deutete Steinhardt Bräuche und Glaubensvorstellungen als Überreste des Heidentums,[5] wie es bereits in Schriften der Aufklärungszeit durchaus üblich war.[6]
Vorgeprägte Deutungsmuster gaben der Suche nach volkskundlichen Phänomenen häufig die Richtung vor.[7] Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurde von gelehrten Beobachtern das Bild einer „Volkskultur“ mit ihren „Sitten und Bräuchen“ gezeichnet, das stets auch akademische Ideologien und Interpretationen transportierte. „Fund und Erfindung“ hat die wissenschaftliche Volkskunde diese Wechselbeziehung treffend genannt.[8] Besonders wirkmächtig wurde dieser Prozess im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, als – v. a. angeregt durch die Schriften Jacob und Wilhelm Grimms – Forscher in alle deutschen Lande auszogen, um die im „Volke“ bekannten Märchen, Sagen und Lieder sowie Bräuche und Feste des Jahres- und Lebenslaufes festzuhalten.[9] Mit im Tornister trugen sie mythologische Theorien, die in gegenwärtigen Bräuchen Relikte der Glaubenswelten der Vorzeit sahen, und die in ihren Fragen und Formulierungen stets mitschwangen.[10] Die fordert bei der Benutzung dieser Literatur zu disziplinierter Quellenkritik auf.[11]
In dieser Phase setzte auch in der westlichen Altmark durch die Tätigkeit des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie eine intensivere Beschäftigung mit den sog. Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen ein. Der Initiator des Vereins, Johann Friedrich Danneil,[12] hatte schon 1833 im Salzwedeler Wochenblatt einen Aufruf zur Sammlung von „Volksmeinungen und Gebräuche[n]“ veröffentlicht;[13] und mit der Vereinsgründung 1836 wurde diesem Projekt eine feste institutionelle Grundlage gelegt.[14]
Als eifrige Brauchsammler machte sich besonders Johann Heinrich Friedrich Krüger aus Lagendorf einen Namen,[15] der als Autorität in volkskundlichen Fragen galt und von anderen Wissenschaftlern um Rat und Auskunft gebeten wurde.[16] Auch er sah, hörte und erlebte sicher viele der von ihm aufgezeichneten Bräuche, Feste und Glaubensvorstellungen selbst:[17] Der Volksliedsammler Ludolf Parisius betonte, Krüger hätte „aus dem Munde des Volkes alles sorgfältig aufgesammelt, was für Geschichte und Kultur irgend ein Interesse bot“. Er kannte aber ebenso die mythologische und folkloristische Literatur seiner Zeit sehr gut.[18]
Lediglich Auszüge des von Danneil, Krüger und anderen zusammengetragenen Materials wurden in den Jahresberichten des Altmärkischen Geschichtsvereins veröffentlicht.[19] Andere Brauch- und Sagenforscher werteten es jedoch dankbar für ihre Publikationen aus: der aus Westfalen stammende Jurist Jodocus Temme,[20] entnahm seine Informationen zu „Abergläubische[n] Meinungen und Gebräuche in der Altmark“ v.a. dem Archiv des Altmärkischen Geschichtsvereins.[21] In gleicher Weise zitierten die wandernden Philologen Adalbert Kuhn und Wilhelm Schwartz[22] in ihren Märkischen Sagen und Märchen von 1843 aus den Unterlagen des Vereins.[23] Ein großer Teil blieb jedoch ungedruckt.[24]
Ein engagierter Brauchsammler der Neuzeit, Hartmut Bock aus Jübar, machte sich nun daran, diese Schätze endlich zu heben und allgemein zugänglich zu machen. Er transkribierte nicht nur Krügers Manuskripte und Danneils Notizen, sondern förderte weitere wichtige Quellen zur Brauchgeschichte der Altmark ans Tageslicht, z. B. die von Prof. Karl Gaedcke in den 1890er Jahren aufbereiteten Ergebnisse eines Fragebogens, den der Altmärkische Geschichtsverein 1859 an Lehrer, Pastoren und andere Gewährsleute versandt hatte.[25] Daraus wuchs ein umfangreicher Quellenkorpus, der für das spätere neunzehnte und frühe zwanzigste Jahrhundert durch Schul- und Ortschroniken sowie die Auswertung der einschlägigen Literatur ergänzt wurde.
Hartmut Bocks Interesse an der Kulturgeschichte seiner Heimat wurde bereits früh durch seinen Großvater, den Hanumer Schulmeister und Heimatforscher Alfred Bock geweckt, der u. a. für seine Ortschronik Aufzeichnungen zu „Alltag und Festtag“ in den Dörfern erstellte.[26] Als er selbst nach dem Studium in Rostock 1971 als Lehrer in die Altmark zurückgekehrt war, setzte Hartmut Bock diese Tradition fort, indem er, z.T. unterstützt durch Schülerarbeitsgemeinschaften, das Brauchleben der letzten hundert Jahre bis zur Gegenwart zu erfassen suchte. Dazu führte er – und hier unterschied sich seine Arbeitsweise kaum von der seiner biedermeierzeitlichen Vorgänger – Interviews, verteilte Fragebögen und ließ sich Zeitzeugenberichte zusenden. So entstand eine brauchkundliche Sammlung, die neben vielen Aktenordnern, Notizbüchern und Karteikarten auch hunderte Fotografien sowie Audio- und Videodokumente umfasst.
Teile dieses Wissensvorrates konnte Hartmut Bock für gemeinsame Broschüren mit dem Diesdorfer Museumsleiter Peter Fischer,[27] für thematische Aufsätze und Passagen seiner regionalhistorischen Bücher verwenden; sein Ziel blieb jedoch die große Zusammenschau in einer strukturierten Veröffentlichung möglichst vieler aussagekräftiger Quellen. Mit diesem Wunsch trat er an die Museen des Altmarkkreises Salzwedel heran, in deren Schriftenreihe bereits einige Bände aus seiner Feder erschienen waren. Nach anfänglichem Zögern griff die Museumsleitung das Projekt auf, so dass nun das Buch mit dem Arbeitstitel „Vergodendeel un Hochtied“ kurz vor der Druckfassung steht. Dieses ausdrücklich als Quellensammlung angelegte Werk wird Beständigkeit und Wandel von Brauch und Fest in der Altmark während der zurückliegenden zweieinhalb Jahrhunderte dokumentieren, indem es Brauchbeschreibungen und Erfahrungsberichte thematisch nach Lebens- und Jahreslauf gliedert und chronologisch aneinander reiht.
Auch in der Altmark waren die wiederkehrenden Termine des Kirchen- und des Arbeitsjahres wichtige Brauchanlässe und die Säkularisierung der Gesellschaft und die Modernisierung der Landwirtschaft zogen zwangsläufig Veränderungen des Brauchwesens nach sich. Ein Beispiel hierfür ist das Vergodendeel zum Abschluss der Roggenernte, mit dem ritualisierten Abmähen der letzten Garbe, festlicher Kleidung, Tanz und Schmaus, das bereits von Krüger[28] und Kuhn[29] beschrieben wurde, und von Peter Fischer und Hartmut Bock wenigstens bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden konnte.[30] Mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert verlor das Vergodendeel Brauchfunktion und -träger, denn die Arbeit der Schnitter und Binderinnen wurde entbehrlich. Es wurde in der Weimarer Zeit vielerorts in seiner bisherigen Form aufgegeben; an seine Stelle sollten im Nationalsozialismus neue „Dorfgemeinschaftsfeste“ treten.[31] In den ersten Nachkriegsjahren lebte das alte Vergodendeel in einigen Dörfern kurzzeitig wieder auf; später wurden traditionelle Elemente als historisierende Zitate in die Erntefeste der LPG integriert.[32] Zahlreiche Berichte in Hartmut Bocks Sammelband veranschaulichen diese Metamorphosen von Brauchformen und -funktionen, bis hin zum Vergodendeel als Abschluss der „historischen Getreideernte“, die seit der Jahrtausendwende von den „Heimatinteressierten der Dährer Karnevalsgesellschaft“ im Freilichtmuseum Diesdorf gezeigt wird. Die Geschichte des Vergodendeels verdeutlicht, dass Bräuche und Feste z. T. nur überdauern konnten, wenn sie bewusst „gepflegt“, d. h. losgelöst von ihrer ursprünglichen Funktion und häufig von anderen Brauchträgern als sog. „Brauchtum“ fortgeführt und dabei mitunter stark umgestaltet wurden.[33]
Eine gezielte „Brauchpflege“ ermöglichte allerdings auch eine ideologische Umdeutung und Ausnutzung.[34] Der gescheiterte Versuch des NS-Regimes, die beliebten Osterfeuer durch Sonnwendfeuer am Johannistag zu ersetzen, ist dafür ebenso ein Beispiel, wie das in der NS-Zeit begründete, vor allem jedoch in der DDR ausgeweitete Festgeschehen am ersten Mai. Wie aus den von Hartmut Bock zusammengestellten Aufzeichnungen hervorgeht, wurde der politische Teil dieser Veranstaltung von vielen eher als lästige Pflicht empfunden – der gesellige Teil hingegen gerne als Gelegenheit für Sport, Tanz, Musik und gutes Essen wahrgenommen. Es etablierten sich freilich auch ohne obrigkeitliche Steuerung neue Bräuche und Feste in der Altmark: das um die Jahrtausendwende aus der englischsprachigen Welt entlehnte „Halloween“, bei dem die bekannten Brauchelemente Verkleidung und Heischeumzug mit einem neuen Termin verknüpft wurden, oder das seit den 1990er Jahren aus Niedersachsen übernommene „Fegen zum 30. Geburtstag“. Auch diese Brauchinnovationen konnte Hartmut Bock dokumentieren und so Entwicklungen bis in die jüngste Zeit aufzeigen. Natürlich fehlen auch eingehende Beschreibungen der bekannten altmärkischen Pfingstricke und Hunnebrösel, des Fasloams und der brauchmäßigen Gestaltung von Taufe, Hochzeit und Beerdigung nicht.
Dem Spürsinn und Sammeleifer Hartmut Bocks, aber auch der Auskunftsfreude und Hilfsbereitschaft seiner Interviewpartner und Informanten, ist eine bemerkenswerte Zusammenstellung von bisher kaum zugänglichen Quellen und detaillierten Brauchschilderungen zu verdanken, die vielfach – je gegenwartsnäher, desto häufiger – nicht aus der Feder außenstehender Beobachter, sondern der Brauchübenden selbst stammen. Bereits während der Arbeit an seinem Manuskript stieß Hartmut Bock bei den Menschen vor Ort auf durchweg positive Resonanz – das fertige Buch wird sicherlich auch über die Grenzen der Altmark hinaus interessierte Leserinnen und Leser finden.
Literatur
Bausinger, Hermann: Volkskunde. Von der Altertumsforschung zur Kulturanalyse, Darmstadt o.J. [1971].
Bausinger, Hermann: Brauchtradition — Erhaltung, Veränderung, Mitgestaltung, in: Beiträge zur Volkskunde in Baden-Württemberg Bd. 1, Stuttgart 1985, S. 9 – 21.
Biedermann, Sabine: Das Wirken Johann Friedrich Danneils in der Altmark (…) Ms. Leipzig 1980.
Block, Ernst: Johann Heinrich Friedrich Krüger. Pastor in Lagendorf und Heimatforscher (1805 – 1865), in: Altmark-Blätter 8. Jg. (1997), Nr. 28 und 29.
Bock, Alfred: Alltag und Festtag auf dem Dorf um die Jahrhundertwende in der nordwestlichen Altmark, hg. von Peter Fischer und Hartmut Bock, Wittingen o.J. [1990].
Bock, Hartmut / Fischer, Peter: Vergodendeel. Ernte und Erntebrauchtum in der nordwestlichen Altmark [1984], in: Fischer, Beiträge, S. 280 – 296.
Brandes, Friedrich: Steinhart, Heinrich Christoph, in: ADB Bd. 35 (1893), S. 710 f.
Brückner, Wolfgang: Fund und Erfindung. (…) [1994], in: ders.: Kultur und Volk. Begriffe, Probleme, Ideengeschichte, Würzburg 2000, S. 27 – 39.
Brümmer, Franz: Temme, Jodocus, in: ADB Bd. 37 (1894), S. 558 – 560.
Deneke, Bernward: Zur Tradition der mythologischen Kontinuitätsprämisse (…),, in: H. Bausinger/ W. Brückner (Hg.): Kontinuität? Geschichtlichkeit und Dauer als volkskundliches Problem, Berlin 1969, S. 47 – 56.
Fischer, Peter: Beiträge zur Hausforschung und Volkskunde der Altmark, Uelzen 2019.
Göttsch, Silke: Europäische Ethnologie/Volkskunde und ihre Quellen (…), in: ÖZG 15 (2004), H. 4, S. 135 – 144.
Jacobs, Eduard: Danneil, Friedrich, in: ADB Bd. 47 (1903), S. 619 – 622.
Kaschuba, Wolfgang: Einführung in die Europäische Ethnologie, 2. Aufl., München 2003.
Kossack, Georg: Danneil, Friedrich, in: NDB Bd. 3 (1957), S. 510 f.
Leskien, A.: Kuhn, Adalbert, in: ADB Bd. 17 (1883), S. 335 f.
Parisius, Ludolf / Hermann Dietrichs: Bilder aus der Altmark, Hamburg 1883 [ND Lingen 1994].
Schenda, Rudolf: Einheitlich – urtümlich – noch heute. Probleme der volkskundlichen Befragung, in: Klaus Geiger et.al.: Abschied vom Volksleben, Tübingen 1970, S. 124 – 154 [ND Tübingen 1986].
Schwartz, Wilhelm: Vom Sagensammeln. Erinnerungen aus meinen Wanderungen in den Jahren 1837–1849, in: Archiv der Brandenburgia. Bd. 1 (1894), S. 143 – 157.
Steinhardt, [Heinrich Christoph]: Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Erster Theil, Stendal 1800.
Temme, Jodocus: Die Volkssagen der Altmark mit einem Anhange von Sagen aus den übrigen Marken und aus dem Magdeburgischen, Berlin 1839.
Weber-Kellermann, Ingeborg et.al.: Einführung in die Volkskunde/ Europäische Ethnologie. Eine Wissenschaftsgeschichte, 3. Aufl. Stuttgart 2003.
Weber-Kellermann, Ingeborg: Saure Wochen. Frohe Feste. Fest und Alltag in der Sprache der Bräuche, München 1985.
Wiehle, Martin: Altmark-Persönlichkeiten. Biografisches Lexikon der Altmark, des Elbe-Havel-Landes und des Jerichower Landes, Oschersleben 1999.
Wilhelm, Friedrich: Kuhn, Adalbert, in: NDB Bd. 13 (1982), S. 256.
Fußnoten
[1] Ich danke Hartmut Bock für seine Informationen zur Geschichte der Brauchforschung in der Altmark.
[2] Vgl. Steinhardt, Altmark, „Volksfeste. Sitte. Idiotismen“, S. 119 – 150.
[3] Der 1763 in Vienau bei Salzwedel geborene Predigersohn war zunächst Gehilfe seines Vaters in Erxleben, von 1802 bis zu seinem Tod 1810 Pastor in Dobbrun bei Osterburg. Neben seiner Landeskunde verfasste er eine Reihe Unterhaltungs- und Reiseromane, vgl. Brandes, Steinhart, S. 710f. – Wiehle, Altmark-Persönlichkeiten, S. 167.
[4] „Die Quellen, aus welchen ich schöpfte, sind bekannt: Enzelt, Angelus, Helmreich, Rittner, Küster, Beckmann, Buchholz u.s.w. Ich nahm meine Lokal-Kenntniß dazu, denn ich lebte in verschiedenen Gegenden der Altmark Jahre lang“, erläuterte er in der Vorrede knapp, Steinhart, Altmark, o. S.
[5] „Das Gepräge des Alterthums“ sei an den „Sitten, Gebräuchen und Observanzen“ noch zu erkennen, Steinhardt, Altmark, S. 119; im Text gibt es weitere Bezüge zu den Wenden und ihren Göttern.
[6] Vgl. Deneke, Kontinuitätsprämisse, S. 47 – 56.
[7] Vgl. Schenda, Probleme der volkskundlichen Befragung, S. 153 – Kaschuba, Europäische Ethnologie, S. 197.
[8] Vgl. Brückner, Fund und Erfindung, S. 37 f. – Kaschuba, Europäische Ethnologie, S. 169 f.
[9] Vgl. Bausinger, Volkskunde, S. 46 f. – Weber-Kellermann, Sprache der Bräuche, S. 11.
[10] Vgl. Weber-Kellermann, Sprache der Bräuche, S. 10 f. – Weber-Kellermann, Europäische Ethnologie, S. 39 – 46.
[11] Vgl. zur Problematik volkskundlicher Quellenwerke des 19. Jahrhunderts Göttsch, Europäische Ethnologie und ihre Quellen, S. 136 – 140.
[12] Die Verdienste dieses 1783 in Kalbe/ Milde geborenen, 1868 zu Salzwedel verstorbenen, Universalgelehrten als Historiker, Archäologe und Sprachforscher lassen sich kaum in einer knappen Fußnote zusammenfassen. Vgl. Jacobs, Danneil, S. 619 – 622 – Kossack, Danneil, S. 510 f. – Biedermann, Danneil – Wiehle, Altmark-Persönlichkeiten, S. 37.
[13] Vgl. Alterthümliche Sitten in und um Salzwedel, in: Salzwedeler Wochenblatt Nr. 44 (28. September 1833), S. 349 f.
[14] „Sittengeschichte“ wurde – neben Urkunden, Kunstgegenständen, archäologischen Funden etc. – in den Statuten des Vereins als eigenes Sammlungsgebiet definiert, vgl. Biedermann, Danneil, S. 51.
[15] Der 1805 geborene Sohn eines Salzwedeler Tuchscherermeisters war am Gymnasium seiner Heimatstadt u.a. Schüler Danneils. Nach dem Theologiestudium in Halle und einer Hauslehrerstelle in Hindenburg wurde er 1831 Pastor in Lagendorf, wo er bis zu seinem Tode 1865 blieb. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern des Altmärkischen Geschichtsvereins und war seit 1842 „Deputierter für Geschichte“ des Vereins. Vgl. Block, Krüger, S. 109 f. und 115 f. – Biedermann, Danneil, S. 57 – Wiehle, Altmark-Persönlichkeiten, S. 95.
[16] Wilhelm Schwartz berichtet, er und Kuhn hätten ihn nach dem Brauch, Toten einen Pfennig in den Mund zu legen, befragt. „Von der Sache mit dem Totenpfennig wusste er aber nichts und bestätigte sie erst nachher nach eingezogenen Erkundigungen“, Schwartz, Vom Sagensammeln, S. 149 – Ein sympathisches Porträt Krügers zeichnete Ludolf Parisius in seinen „Bildern aus der Altmark“, S. 247 – 250. Krüger konnte zahlreiche Beispiele zu Parisius’ Liedersammlung beisteuern, ebd. S. 250.
[17] Parisius, Bilder aus der Altmark, S. 247.
[18] Die beeindruckende Belesenheit Krügers kommt auch in Parisius staunender Schilderung der umfangreichen Bibliothek im Lagendorfer Pfarrhaus zum Ausdruck, vgl. Parisius, Bilder aus der Altmark, S. 247 f.
[19] Vgl. Biedermann, Danneil, S. 86. – Beiträge erschienen in: 3. JBAGV (1840), S. 80 – 93 [„Zusammengestellt aus den schriftlichen Mittheilungen der Herren Prediger Leiß in Perver und Krüger in Lagendorf und aus den mündlichen Mittheilungen mehrerer Landleute“, ebd. S. 93.] – 12. JBAGV (1859), S. [17] – 22 –14. JBGAV (1864), S. 15 – 25 und 15. JBGAV (1865), S. 24 – 34.
[20] Jodocus Temme (1798 – 1881) hatte in Göttingen Rechtswissenschaften studiert und kam nach verschiedenen beruflichen Stationen 1836 als „Inquisitionsdirektor“ nach Stendal. Neben der Juristerei faszinierten ihn „Volkssagen“, die er in mehreren regionalen Bänden publizierte. Später als liberaler Politiker in Hochverratsprozesse verwickelt, emigrierte er 1852 in die Schweiz, wo er als Professor und Autor von Kriminalromanen wirkte, vgl. Brümmer, Temme, S. 558 – 560.
[21] Vgl. Temme, Volkssagen der Altmark, S. 71 – 90.
[22] Inspiriert durch Jacob Grimms 1835 erschienene Deutsche Mythologie unternahm Adalbert Kuhn (1812 – 1881) mit seinem Schwager Wilhelm Schwartz (1821 – 1899) von Berlin aus mehrere Sommerreisen durch das nördliche Deutschland, um die „einfachen Leute“ zu befragen, welche Sagen man sich erzähle, welche Gewohnheiten man pflege etc. Vgl. Leskien, Kuhn, S. 335 f. – Wilhelm, Kuhn, S. 256. –Schwartz, Vom Sagensammeln, S. 143 – 157.
[23] Anhang „Gebräuche und Aberglauben“, in: Kuhn, Märkische Sagen und Märchen, S. [307] – 388.
[24] Danneils Aufzeichnungen gelangten ins Salzwedeler Stadtarchiv; Krügers Handschriften werden im Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel bzw. in der Universitäts- und Landesbibliothek Halle/Saale aufbewahrt.
[25] Der Fragebogen sollte Aufschluss darüber geben, ob die Altmark zuerst von Wenden oder Deutschen besiedelt wurde. Es wurde beschlossen, „ein Schema von Blanketten aufzustellen“, in die „alles, was sich auf die Localität der Ortschaft bis ins Kleinste gehend sich bezieht“ eingetragen werden sollte, 12. JBAGV (1859), S. 12. – Danneil wertete diese Fragebögen siedlungsgeschichtlich aus, vgl. 13. JBAGV (1863), S. 13. – Die volkskundlich relevanten Informationen blieben lange unbeachtet – Frdl. Hinweis von Steffen Langusch, Stadtarchiv Salzwedel.
[26] Vgl. Bock, Alltag und Festtag.
[27] Nun z. T. wiederveröffentlicht in: Fischer, Beiträge.
[28] Krügers Manuskript zu Vergodendeel wurde zitiert von Parisius in: Bilder aus der Altmark, S. 249 f.
[29] Vgl. Kuhn, Märkische Sagen, S. 337 – 341.
[30] Vgl. Bock/Fischer, Vergodendeel, S. 281.
[31] Vgl. Bock/Fischer, Vergodendeel, S. 291 f.
[32] Vgl. Bock/Fischer, Vergodendeel, S. 292 – 296.
[33] Vgl. Bausinger, Volkskunde, S. 199f. – Bausinger, Brauchtradition, S. 12 f.
[34] Vgl. zur politischen Instrumentalisierung von Bräuchen Bausinger, Volkskunde, S. 138 f.