Die Paltrockwindmühle* Parey – oder: Von abenteuerlichen Mühlenwanderungen in unserem Lande

Mühlenland Sachsen-Anhalt, Teil 7

von Thorsten Neitzel, Stefan Lander und Henry Bergmann (Federführung), Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e. V. sowie Institut EUT Köthen | Ausgabe 1-2016 | Kulturlandschaft

Bild 1: Die Paltrockwindmühle Parey im  Jahre 1974 mit Jalousieflügeln und Windrose; Foto: Siegward Hofmann
Bild 2: Aufbau der Windmühle Parey. Abbildung: T. Neitzel
Bild 3: Die alte Pareyer Bockwindmühle der Familie Ogen mit Jalousiezeug um 1942; Foto: Archiv der Fam. Ogen
Bild 4: Windmühle Prosigk mit Müller Paul Schulz um 1920; am linken Bildrand sind die Mühlen von Libehna und Repau zu erkennen. Foto: Archiv der Fam. Grabo und Pohle
Bild 5: Mühle Frenz mit Müllermeister Friedrich Voigt jr. im Jahr 1925; Foto:  Archiv der Fam. Grabo und Pohle
Bild 6: Bockwindmühle Frenz mit Ventikanten um 1940; Foto: Historisches Museum und Bachgedenkstätte Köthen
Bild 7: Die damals nagelneue Paltrockwindmühle Frenz 1947, links daneben das kleine Gebäude mit dem Dieselaggregat; Foto: Historisches Museum und Bachgedenkstätte Köthen
Bild 8: Die Mühle in Frenz mit nur zwei Flügeln; Foto: Historisches Museum und Bachgedenkstätte Köthen
Bild 9: Die Mühle im März 1984, bereits ohne Inneneinrichtung; Foto: T. Neitzel
Bild 10: Die Mühle am 20. 5. 1985 ohne Flügel; der Wellkopf zertrümmert; Bretter fehlen, Autowracks verunzieren das Gelände; Foto: T. Neitzel
Bild 11: Etappen des Wiederaufbaus vom 28. 06. bis 08. 09. 1993; Foto: T. Neitzel
Bild 12: Etappen des Wiederaufbaus vom 28. 06. bis 08. 09. 1993; Foto: T. Neitzel
Bild 13: Etappen des Wiederaufbaus vom 28. 06. bis 08. 09. 1993; Foto: T. Neitzel
Bild 14: Die neu erstandene Paltrockwindmühle in Parey; Foto: T. Neitzel

* Paltrockwindmühlen mit ihrem an ein Gewand erinnernden Unterteil sind nach deutschem Verständnis Windmühlen, die drehbar auf einen tragenden Rollenkranz (Bild 2) aufgebaut wurden. Dies erhöhte deutlich die Standfestigkeit im Sturm sowie die mögliche Mühlengröße, weshalb viele Bockwindmühlen früher zu Paltrockwindmühlen umgebaut wurden [2]. Das Drehen in den Wind erfolgte selbstregelnd mit Hilfe einer Windrose. In Deutschland wurde der Mühlentyp 1887 durch den Mühlenbauer Karl Kühl vorgestellt [3].

Einleitung

Als fest und unverrückbar erscheinen uns die verbliebenen Windmühlen in der Landschaft, doch es ist dem Betrachter dabei nicht bewusst, dass die vor ihm stehende Windmühle früher oft einen ganz anderen Standort besaß und später an den neuen Standort umgesetzt (transloziert) wurde. Dies ist offenbar schon seit Jahrhunderten so und wurde in der Vergangenheit auch dadurch begünstigt, dass viele Bockwindmühlen relativ klein und in Baukastenstruktur ausgeführt waren [1]. Die noch heute existierenden Bockwindmühlen stammen zumeist aus dem 19. Jahrhundert. Die Gründe für ihre Umsetzungen waren vielfältig: Sich ausdehnende Städte in der Gründer- und Industrialisierungszeit bedrängten die Windmühlen auf vormals freier Flur und nahmen ihnen den Wind. Andere fielen dem zeitgleich einsetzenden allgemeinen Mühlensterben zum Opfer. In der Folge wurden manche der Mühlen im etwas weiter entfernten Umfeld wiedererrichtet oder „auf Abbruch“ – wie es damals hieß, an andere Orte verkauft. Sollte irgendwo eine Mühle entstehen oder musste eine vorhandene ersetzt werden (z. B. nach Brand oder elementarem Sturmschaden), war der Erwerb, Transport und Wiederaufbau einer gebrauchten Mühle eine preiswerte und schnelle Alternative zu einem kompletten Neubau.

 

Der einstige Mühlenstandort Parey

Die heute in Parey zu sehende Mühle ist ein Wiederaufbau, denn die Vorgängermühle (Bild 1) fiel 1983 einem Brand zum Opfer. Wie nachfolgend dargelegt wird, war dieser Vorgänger eine Synthese von Windmühlen, die selbst zahlreichen Veränderungen unterworfen waren.

In früheren Zeiten haben bis zu acht Windmühlen in Parey gestanden. Der Standort der Windmühle Parey im Landkreis Jerichower Land geht zumindest auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Eine Müllerfamilie Brandt hatte zu dieser Zeit in Burg bei Magdeburg eine Bockwindmühle betrieben. Diese wurde 1894 auf Abbruch verkauft, 1896 abgebaut und nahe Parey am Standort „Kühnes Loch“, einem alten Elbarm, wieder aufgebaut.

Diese Mühle (Bild 3) wurde 1904 von Müllermeister Heinrich Ogen erworben und war seitdem im Besitz der Müllerfamilie Ogen in Parey. 1927 übernahm dessen Sohn, Müllermeister Arthur Ogen, den Betrieb. 1951 ließ er die Bockwindmühle in eine Paltrockwindmühle mit Windrose und Jalousieflügeln umbauen. Die Arbeiten begannen am 28. Mai 1951 unter Leitung der Mühlenbaufirma Karl Kühl aus Leipzig. Für das Ringfundament mit Keller wurden ca. 15 000 Ziegelsteine verbaut; es kostete mitsamt Rollenkranz und Windrosenabtrieb ca. 3 500 Mark. Gegen Ende August konnte bereits wieder mit Windkraft geschrotet werden. Seit 1962 wurde die Mühle von Müllermeister Erwin Ogen übernommen und gewerblich betrieben. 1964 erfolgte dann eine umfassende Modernisierung, welche der Mühlenbaubetrieb Tangermünde ausführte. Es wurden u. a. zwei zeitgemäße Walzenstühle, ein Wunderwald­trichter und ein zweiteiliger Plansichter eingebaut sowie die Vermahlungsstrecke automatisiert.

Gelegentlich wurde auch noch (als letzte Windmühle im damaligen Bezirk Magdeburg) mit Windkraft gearbeitet. Dem setzte leider ein Brand nach Blitzschlag am 1. Mai 1983 ein jähes Ende, denn die Mühle brannte bis auf den Rollenkranz nieder. Mühle und Inventar waren zwar mit 120 000 DDR-Mark versichert, aber die Versicherung zahlte nicht; das endgültige Ende der Mühle stand bevor.

1990 fassten jedoch Mühlenfreunde und der Besitzer den Entschluss, einen Neuaufbau zu wagen. Für diesen Umbau waren große Teile der Windmühle in Frenz (heute Ortsteil der Einheitsgemeinde Oster­nienburger Land) auf Wanderschaft gegangen, aber auch die Windmühle Frenz entstammte einem anderen Standort, der Gemeinde Prosigk bei Köthen, heute zugehörig der Stadt Südliches Anhalt.

 

Der Mühlenstandort Prosigk

Nach Informationen des ehemaligen Kö­thener Museumsdirektors Bär ist in Prosigk eine Windmühle bereits für das Jahr 1647 in Zusammenhang mit einem Müller Andreas Bergmann bekannt; 1864 und 1875 ist als Besitzer ein Carl Jüdicke genannt, der sie für 2 810 Taler von einem gewissen Kühlhorn kaufte. An dem heute noch erkennbaren Standort in der Ziebigker Straße (ob dieser identisch ist mit dem o. g. Mühlenstandort, ist leider nicht bekannt) wurde 1867 eine Bockwindmühle erbaut und durch den Müller Paul Schulz betrieben. Sie befand sich in Sichtweite zu den Mühlen Linde (Repau) und Berger (Libehna) und stand in einer Flucht mit diesen beiden Mühlen (siehe auch Bild 2 in [4]). Bereits 1932 hatte Müller Paul Schulz auf seinem Wohngrundstück im Ort (Schulstraße nahe der Kirche) eine Motormühle zum Schroten und Quetschen eingerichtet; außerdem betrieben Schulzes eine Bäckerei. Auf der Windmühle wurde nach 1932 nur noch Mehl hergestellt. Sie hatte keinen Walzenstuhl, keinen Hilfsmotor – sie war also noch sehr altertümlich eingerichtet. Bereits Anfang der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Windmühle dann endgültig stillgelegt. Die Motormühle hingegen wurde bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts, wenn auch zuletzt nur noch gelegentlich, durch den Sohn Erich Schulz betrieben. Das Gebäude wurde in den Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem Geschäft umgebaut. Nur noch eine steinerne Erinnerungstafel mit der Inschrift „E. B. P. Schulz 1932“ im Giebel erinnert heute noch an sie.

Erich Schulz, Sohn des letzten Windmüllers Paul Schulz und späterer Betreiber der Motormühle, war seit 1939 im Krieg und kam erst 1949 aus russischer Gefangenschaft wieder nach Hause. Die Frage nach dem Verschwinden seiner Windmühle fand eine Antwort im ca. 25 km nordwestlich liegenden Dorf Frenz.

 

Der Mühlenstandort Frenz

In Frenz erhielt am 9. April 1850 der Müller Bernike die Konzession, an der Straße nach Biendorf eine Bockwindmühle zu erbauen. Die Mühle wurde aber bereits am 6. Juli 1869 an den Müller Friedrich Voigt aus Zabitz für 2 800 Taler verkauft. Voigt war zuvor auf der Windmühle Crüchern beschäftigt gewesen. Er nahm am 1. August 1869 Haus und Grundstück in Besitz. Am 29. April 1884 starb Friedrich Voigt im Alter von nur 39 Jahren an Tuberkulose. Er hinterließ seine Frau Amalie sowie die Kinder Emma und Friedrich. Die Witwe führte zunächst den Betrieb mit dem Gesellen weiter. Sohn Friedrich Voigt, geboren am 12. Dezember 1870, und dessen Verlobte Anna Große kauften dann am 20. September 1895 Mühle nebst Grundstücken von Mutter Amalie Voigt zum Preis von 14 500 Mark. Die Käufer traten mit dem 1. Oktober 1895 den Besitz an ihren Sohn, der wiederum mit dem Vornamen Friedrich bedacht war, ab. Dieser erlernte 1914 das Müllerhandwerk und arbeitete dann beim Vater als Geselle. Bis 1924 wurde auf der Mühle (Bild 5) ausschließlich mit Windkraft gemahlen, dann mit Wind- und Motorkraft. Am 11. Januar 1928 kaufte Friedrich Voigt jr. Mühle, Wohnhaus, Garten und sieben Morgen Ackerflächen von den Erben seiner im Vorjahr verstorbenen Mutter für 21 750 Goldmark „mit allem lebenden und toten Inventar“.

1938 wurde die Bockwindmühle mit dem damals modernsten Flügelsystem, so genannten Bilauschen Ventikanten mit Drehhecks, ausgestattet [4,5]. Dieses System mit Flügeln, die an Flugzeugtragflächen erinnern, erbrachte etwa die 2,5 fache Leistung gegenüber herkömmlichen Flügelsystemen (Bild 6). Friedrich Voigt sen., geboren am 12. 12. 1870, verstarb am 13. 07. 1943.

Am 14. April 1945, kurz vor Ende des II. Weltkriegs, versuchten drei deutsche Soldaten unter Führung eines Feldwebels den Vormarsch der Amerikaner aufzuhalten. Sie benutzten Mühle und Gehöft als Deckung und schossen von dort Panzerfäuste ab. Daraufhin nahm die amerikanische Artillerie Mühle und Gehöft von 17.30 Uhr bis 22.30 Uhr unter Beschuss. Die Mühle brannte total nieder. Das Haus war danach so schwer beschädigt, dass Familie Voigt in Löbnitz an der Linde bis zum 25. Juni 1945 Notquartier nehmen musste. Müllermeister Friedrich Voigt stand gegen Kriegsende, wie so viele andere, vor dem Nichts.

Nur durch eine beispiellose solidarische Hilfe der benachbarten und zu einem großen Teil auch mit ihm befreundeten Müllerkollegen war es Friedrich Voigt möglich, 1946 die bereits stillgelegte Prosigker Bockmühle von Müller Paul Schulz zu erwerben, nach Frenz umzusetzen und zu einer Paltrockmühle umbauen zu lassen. Das Flügelkreuz wurde wieder mit Bilauschen Ventikanten mit Drehhecks bestückt (Bild 7). Den Umbau zum Paltrock führte hier ebenfalls die Firma Karl Kühl aus Leipzig durch. Die Mühle lief auf einem Laufkranz mit 7,50 m Durchmesser. Die 60 Rollen hatten jeweils einen Durchmesser von 20 cm und rollten oben und unten auf Feldbahnschienen ab. Die Vordrehung erfolgte automatisch über eine achtblättrige Windrose. Die Mühle mit drei Etagen hatte eine Länge von 7,70 m, eine Breite von 4,50 m und eine Höhe von 14 m. Das Flügelkreuz hatte einen Durchmesser von 17 m. Die veranschlagten Kosten für den Umbau lagen bei 35 000 Mark, tatsächlich mussten jedoch 50 000 Mark ausgegeben werden. Der Hauptgrund, wieder eine Windmühle zu bauen, war für die Familie der fehlende Kraftstromanschluss auf dem abgelegenen Gehöft. In dem kleinen Ziegelbau westlich der Mühle befand sich nur ein Dieselaggregat für den Elektromotor in der Mühle. Die Mühle wurde in einer Fachzeitschrift [7] ausführlich vorgestellt und ihre Rolle bei der Erfüllung des Fünfjahrplanes hervorgehoben.

Am 4. Juni 1957 brach eine Rute ab, die nicht wieder ersetzt wurde. Die Mühle arbeitete fortan mit nur einem Flügelpaar (Bild 8) bzw. mit Motorkraft. Eine deutliche Leistungseinbuße beim Windbetrieb sei dadurch nicht zu verzeichnen gewesen, wie zeitgenössische Berufskollegen feststellten.

Ab dem 17. Dezember 1960 musste die Mehlproduktion endgültig eingestellt werden. Von dieser Zeit an wurde nur noch Schweinemischfutter für den VEB (K) „Mast von Schlachtvieh Köthen“, Prosigker Kreisstraße, hergestellt. Der Sohn von Friedrich Voigt, Müllermeister Gerhard Voigt, pachtete ab 1961 von seinem Vater die Mühle, die ja für 50 bis 100 Jahre Betriebsdauer konzipiert worden war, allerdings schon zum 1. Januar 1963 stillgelegt werden musste, da der Mastbetrieb sein Mischfutter anschließend aus Berlin bezog. Unglückselige Ereignisse häuften sich: Die Ventikantenruten verschlissen (faulende Innenrippen aus Holz), der Diesel-Elektrohilfsantrieb arbeitete unzuverlässig, die Kundschaft blieb aus, die Ehefrau Marta des Altmüllers starb 1959; hinzu kam ein Zerwürfnis mit dem Sohn Gerhard, der mit seiner Frau das Anwesen verließ. Frustriert baute Friedrich Voigt schließlich Technik und Treppen aus dem Inneren der Mühle aus, ehe er am 9. Juni 1976 verstarb. Das Grundstück, das nur über einen Lichtstromanschluss verfügte, war schwer veräußerbar; schließlich kaufte ein Autoschlosser das Anwesen. Dieser verwendete die Bretter der Verkleidung als Brennmaterial und den Innenraum zum Tabaktrocknen.

1985 wurde der Wellkopf mitsamt den Resten des verbliebenen Flügelpaares von der Rutenwelle gelöst (Bilder 9 und 10), mit Traktor und angehängtem Seil von der Mühle gerissen und zertrümmert. Das Schicksal der Mühle schien somit auch hier wie in Parey besiegelt zu sein.

 

Der vorerst letzte Standort – Parey

Glücklicherweise hatte der Mühlenfreund Thorsten Neitzel vom Arbeitskreis Mühlen Sachsen Anhalt e. V. die Idee, die Paltrockwindmühle Parey wieder nachgebildet aufzubauen und dabei Teile der Paltrockwindmühle Frenz zu verwenden. Das schier Unmögliche gelang – unter Mitwirkung von Gemeindeverwaltungen, der Denkmalschutzbehörde, selbständiger Planungsbüros sowie des erwähnten Arbeitskreises wurden mit Ausnahme des Fundaments sowie der Bretter von Außenhaut und Böden die verbliebenen Teile der Frenzer Mühle umgesetzt. Die Flügelwelle war leider nicht wieder zu verwenden, da sie durch das Herausreißen des Wellkopfes 1985 im vorderen Bereich beschädigt wurde. Sie wird heute als Anschauungsobjekt in Parey verwendet (und liegt auf der Wiese neben der Mühle). Begünstigend für den Aufbau wirkte sich aus, dass ursprünglich beide Mühlen von derselben Firma erbaut worden waren und identische Rollenkranzparameter aufwiesen. Auch sollte die neue Pareyer Paltrockwindmühle Teil des lokalen Erlebnisorts technische Denkmale werden. Am 21. März 1992 konnte Richtfest gefeiert werden (Bilder 11 bis 13).

Für die technische Ausstattung mussten Teile und Anlagen wiederum aus anderen Mühlen umgesetzt werden, so z. B. die Flügelwelle, diverse Transmissionen sowie Mahl- und Schrotgang aus der 1990 abgebrochenen Paltrockwindmühle Willy Ohme aus Rödgen. Aus den stillgelegten Motormühlen Bergzow sowie Niederndodeleben wurden ein Askania-Wurfsichter, die Reinigungsstrecke (Schälmaschine, Aspirateur, Trieur) sowie Hilfseinrichtungen wie Elevatoren, Transmissionen und der Aufzug übernommen. Bisher noch nicht eingebaut wurden der Schrotgang und der Wetzig-Walzenstuhl. Seit 1994 ist die Mühle mit Jalousieflügelkreuz und Windrose windgängig und kann komplett mühlentechnisch betrieben werden (Bild 14).

„Möge doch die neue Mühle frei von jedem Unglück sein, dass noch viele Kindeskinder lange sich an ihr erfreun’.“

(Teil des hochemotionalen Richtspruchs des damaligen Pareyer Bürgermeisters Bernhard Melchert am 21. März 1992, auch Bezug nehmend auf die Brandkatastrophe vom 1. Mai 1983.

 

Schlussbemerkungen

Mühlenumsetzungen hat es schon immer gegeben und auch in unserer Zeit gehen noch Mühlen auf Wanderschaft. Beispiele aus jüngster Vergangenheit in Sachsen-Anhalt sind u.a. die Umsetzungen der Mühlen Roitzsch nach Klein Mühlingen (1992 bis 1996), Drackenstedt nach Hohenwarthe (1983 bis 1985), Meseberg innerhalb des Ortes (2009), der Bockwindmühlen Grieben vom alten Standort zur Dorfmitte (2003 bis 2006), Dreileben nach Wulferstedt (2003 bis 2005) sowie der Bockwindmühle Pollitz nach Wanzer (2003 bis 2004).

Die Geschichte der heutigen Pareyer Windmühle verdeutlicht jedoch auf einzigartige Weise die Schicksale vieler Mühlen und Mühlenstandorte. Sie macht die jeweiligen politischen und wirtschaft­lichen Verhältnisse erkennbar und lässt den Betrachter an den sozialen, ja persönlichen Schicksalen der Menschen der betreffenden Zeit teilnehmen. Und schließlich zeigt sie optimistisch, dass Ideenreichtum und vereinter Bürgerfleiß in der Lage sind, das Verschwinden technischer Denkmale wirkungsvoll zu verhindern.

 

 

Literatur

1 Kealey, E.J., Harvesting the Air, Windmill Pioneers in Twelfth-Century England, University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1987.
2 Riedel, H., Zur Geschichte der alten Paltrockmühle in Mitteldeutschland, in: Der Mühlstein (DGM-Ausgabe) 3/2004, S. 46 – 50.
3 Kuhlmann, W., Wasser, Wind und Muskelkraft, Die Getreidemühle in Legenden und Fakten, Herausgeber DGM e. V., SIGMA Druck, Steinfurt 2012.
4 Bergmann, H., Mühlenland Sachsen-Anhalt, Teil 2, Mühlengruppen.
5 Karstens, U., Kurt Bilau, Annäherung an einen Visionär, Band 1, colours-ec GmbH, Osnabrück 2003.
6 Karstens, U., Kurt Bilau, Annäherung an einen Visionär, Band 2, Gebr. Klingenberg & Rompel, Hamburg 2010.
7 Das Handwerk, Heft 1/1953, S. 44.