Menschen und ihr Denkmal

Das herzogliche Forsthaus in Kleinzerbst

von Julia Blei | Ausgabe 3-2016

Herzogliches Forsthaus Kleinzerbst, Außenansicht, Foto: F. Schories
Herzogliches Forsthaus Kleinzerbst, Treppenaufgang, Foto: F. Schories

Ein wunderbares Beispiel für gelungene Denkmalpflege hat den Landesheimatbund nach Kleinzerbst geführt. Dort befindet sich ein sogenanntes herzogliches Forsthaus, welches heute mit altem Charme in neuem Glanz erstrahlt. Solche herrschaftlichen Forsthäuser sind eher wenig bekannte Denkmale. Wir hatten daher viele Fragen an den Eigentümer, Herrn Schönlebe, zu seinen spannenden Erfahrungen in acht Jahren Bau an seinem Denkmal.

Die Geschichte des Fachwerkhauses mit Holzverschalung ist lang und begann vor 1765. Erbaut wurde es als herzogliches Forsthaus von Anhalt-Köthen. Hier lebte der Förster des Köthener Fürsten mit Angestellten, damit der Fürst bei seinen Jagdbesuchen vor Ort gut versorgt war. Der Bau hat daher etwas Herrschaftliches. Seit 1812 lebte hier der herzogliche Jäger und Förster Carl Andreas Naumann, der in der Umgebung u. a. Vögel jagte. Diese zeichnete und präparierte sein Bruder Johann Friedrich Naumann, der als Begründer der Ornithologie gilt.

Heute ist die Försterei das älteste Häuserensemble in Kleinzerbst. 2006 spielte Herr Schönlebe das erste Mal mit dem Gedanken, das Objekt vom Land zu kaufen. Da er aus dem Ort stammt, hatte er eine Bindung zum Objekt. 2007 wurde er Eigentümer. Die zwei Wirtschaftsgebäude befanden sich zu dem Zeitpunkt in einem kläglichen Zustand und waren von der Unteren Denkmalschutzbehörde zum Abriss freigegeben worden. Er aber wollte diese mit historischem Baumaterial erhalten. So begann er 2008 mit der Sanierung, wobei 60 Prozent des Holzes ausgetauscht werden mussten. Bauleiter war er selbst. Für den Bau nah am Ursprungszustand suchte er sich vorrangig Material aus der Umgebung zusammen. Den Hauptteil an Ziegelsteinen, Dachziegeln und Holz hat er beim Abriss eines alten Gasthauses im Dorf eingesammelt und verarbeitet. So viel ihm möglich war, hat er selbst am Haus gearbeitet und sich dabei Neues angeeignet. Bei der Sanierung des Wohnhauses kümmerte sich ein Architekt um die denkmalrechtlichen Konzepte und Genehmigungen. Eine Überraschung bot sich hier unter der Holzverschalung. Der Zustand des Gemäuers war wesentlich schlimmer als vorher vermutet, was das Projekt verlängerte und kostenintensiver gestaltet hat. Verarbeitet hat Herr Schönlebe natürliche Materialien wie Lehmputz und Kalkfarbe für die Innenwände. Dies ist nicht nur nah am ursprünglichen Zustand, sondern auch sehr nachhaltig. Die Fenster haben ihre Originalverglasung behalten. Heute ist das Forsthaus fertig saniert und eine vollständige Nutzung der Wirtschaftsgebäude ist wieder gegeben in Form einer Holzwerkstatt, eines Wildverarbeitungsraums und Räumen für Feierlichkeiten usw. Herr Schönlebe wohnt nun seit zwei Jahren glücklich mit seiner Familie im Wohnhaus. Sein Resümee, was man braucht, um ein so altes Haus wieder neu zu beleben: keine Zeitnot, handwerkliches Geschick und Geld. Unser Resümee: wir sind begeistert von so großem Engagement und solcher Eigeninitiative zum Erhalt dieses einzigartigen Schmuckstückes in Kleinzerbst und besonders vom fertigen Haus, das seinen alten Charme in Gänze wieder erhalten hat.