„Du bist Politik – Vereinsdialoge 2021“
Ein Projekt des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e.V. in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
Kristina Bake | Ausgabe 2-2021 | Bürgerschaftliches Engagement
Das 2016 erstmals durchgeführte Projekt „Du bist Politik – Vereinsdialoge“ wurde in diesem Jahr wieder aufgenommen, um erneut Vereine des ländlichen Raums mit Vertreterinnen und Vertretern der Landespolitik ins Gespräch zu bringen. Ziel ist die aktive Unterstützung des freiwilligen Engagements vor Ort, das von entscheidender Bedeutung für das kulturelle Leben in all seiner Vielfalt auf dem Land und in den Kleinstädten Sachsen-Anhalts ist.
Der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt vertritt als Dachverband ca. 11.000 Personen, die sich freiwillig engagieren und mit ihren Aktivitäten weitaus mehr Menschen in der Gesellschaft erreichen, als in den Vereinen selbst organisiert sind.
Bürgerschaftliches Engagement umfasst weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Besonders in den ländlichen Regionen gestalten Vereine das soziale Leben und übernehmen oft ehemals kommunale Aufgaben. Sie betreiben Museen, Bibliotheken und Schwimmbäder, kümmern sich um technische und historische Denkmäler, pflegen die über Jahrhunderte entstandenen Kulturlandschaften, organisieren Vorträge, Konzerte, Ausstellungen und Lesungen, legen Wanderwege an, sanieren Kirchen, Mühlen, Höfe, Schlösser und Fabriken, pflegen Gärten, Parkanlagen und Hügelgräber. Vereine leisten Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche, sorgen sich um die Teilhabe alter Menschen, integrieren Immigranten oder Menschen mit Handicaps. Sie beraten und fördern, arbeiten mit Spezialisten zusammen, forschen, publizieren und stellen der Gesellschaft Wissen zur Verfügung: über Geschichte, Natur und Kunst in all ihren Facetten.
Vereine bewegen! Und sie planen! Durch bürgerschaftliches Engagement werden unser Lebensumfeld und die Gesellschaft aktiv gestaltet.
An den Vereinsdialogen nehmen bisher ca. 23 Vereine aus allen Regionen Sachsen-Anhalts teil. Ihre Mitglieder haben in Tausenden von unbezahlten Arbeitsstunden ihre Umwelt gestaltet und verfügen über zahlreiche Kompetenzen und Erfahrungen. Kleine Vereine mit nur wenigen Mitgliedern (Heimatverein Teuchern e. V.) sind ebenso dabei wie Vereine, in denen auch Firmen vertreten sind (MUT e. V.) oder deren Mitglieder (mindestens) deutschlandweit zu Hause sind. Es sind junge Vereine dabei, die es erst seit wenigen Jahren gibt, wie der 2017 gegründete Heimatbewegen e. V. in Ballenstedt, aber auch alteingesessene wie der Altmärkische Verein für vaterländische Geschichte e.V. in Salzwedel, einer der ältesten Geschichtsvereine Deutschlands oder die Jungen Archäologen e.V. in Rohrberg, ein 1972 gegründeter Verein, dessen Zusammenhalt auch gesellschaftliche Veränderungen wie das Ende der DDR überstand.
Jeder der genannten Vereine steht beispielhaft für weitere, ungenannte Vereine, die beachtliche Arbeit vor Ort leisten und die Menschen zusammenbringen. Vereine planen langfristig Projekte, deren Umsetzung Jahre dauert, aber sie organisieren auch alltägliches Leben in der Gemeinde, mit jährlichen Festen als Höhepunkt.
Der Landesheimatbund versteht die Gespräche mit den Vereinen als eine Art Bestandsaufnahme, bei der stichprobenartig ihre Situation im 2. Jahr der Pandemie-Maßnahmen erfasst wird. Der Dachverband würdigt damit die Arbeit der Vereine vor Ort, die jetzt vor besonderen Problemen stehen, dafür konkrete Unterstützung und Lösungen brauchen.
Unabhängig von den einzelnen Projekten stehen die meisten Vereine vor ähnlichen Problemen: Im vergangenen Jahr kam das Vereinsleben mit seinen Aktivitäten nahezu vollständig zum Erliegen und die Frage nach einer Perspektive stellt sich mit zunehmender Dringlichkeit. Auch finanzielle Probleme aufgrund des Lockdowns machen den Vereinen zu schaffen.
Darüber hinaus aber geht es allen Vereinen um die Wertschätzung ihres bürgerschaftlichen Engagements, die sich in vielen Formen ausdrücken kann. Auch hier entwickeln Vereine Ideen, wie ihre Arbeit von der Landespolitik in seiner Bedeutung wahrgenommen, unterstützt und somit wertgeschätzt werden kann.
Es geht darum, sich mithilfe der Vereinsdialoge mit der Politik zu vernetzen und gemeinsam ein Konzept zu entwickeln, wie die Vereinsarbeit der Zukunft aussehen kann. Die Gesellschaft wandelt sich in vielen Bereichen schnell und grundlegend. Vereine versuchen den gesellschaftlichen Wandel mit zu gestalten.
Der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt unterstützt Vereine und sucht gemeinsam mit ihnen nach zeitgemäßen Lösungen für die anstehenden Probleme. Mit dem Gesprächsformat „Vereinsdialoge“ bietet der Verband den Kandidatinnen und Kandidaten für den Landtag (bzw. später den gewählten Landtagsabgeordneten) die Chance, mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich freiwillig und unbezahlt für unsere Gesellschaft engagieren, ins Gespräch zu kommen. Landtagspolitiker bekommen in den Vereinsdialogen die Möglichkeit, die Regionen besser kennenzulernen und mit überdurchschnittlich engagierten Menschen, die als Multiplikatoren aktiv sind, in produktiven Austausch zu treten.
Ziel der Zusammenarbeit ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch aktive Teilhabe und demokratische Prozesse zu stärken, den ländlichen Raum und Kleinstädte als attraktives Lebensumfeld zu erhalten bzw. zu installieren. Letztendlich geht es darum, ein Land weiterzuentwickeln.
Da durch die gegenwärtigen Anti-Corona-Maßnahmen persönliche Treffen extrem eingeschränkt sind, werden die Vereinsdialoge als Videokonferenzen organisiert. Geplant sind vier Treffen, an denen sich Vereine aus verschiedenen Regionen Sachsen-Anhalts sowie Politikerinnen und Politiker beteiligen. Die erste Dialogrunde wird vor, die zweite nach der Landtagswahl stattfinden. Der Landesheimatbund hofft, dass dann schon ein erstes Resümee gezogen werden kann und der Austausch der Beteiligten selbstständig fortgesetzt wird.
Ansprechpartnerin für Fragen zum Projekt bzw. Anregungen und Vorschläge:
Dr. Kristina Bake
E-Mail: bake@lhbsa.de / k.bake@web.de