Über 100 Brücken musst du gehen…
Das „Vereinsprojekt der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)“
Anne Haase | Ausgabe 3-2020 | Bürgerschaftliches Engagement
Die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) liegt im Herzen der Altmark. Kalbe ist ein ruhiges, idyllisches Städtchen mit vielen kleinen, interessanten Extras. In den Dörfern der Einheitsgemeinde und der näheren Umgebung laden Sehenswürdigkeiten und die Natur zum Verweilen ein.
Mitten durch die Einheitsgemeinde fließt die Milde. In Kalbe überspannen viele kleine Brücken und Stege den sich durch die Stadt schlängelnden Fluss, weshalb sie auch als die Stadt der hundert Brücken bezeichnet wird. Das Mildetal ist eine der reizvollsten Landschaften der zentralen Altmark.
Wissenswertes über die Geschichte der Stadt und die Umgebung erfährt man im Burg-und Heimatmuseum „Altes Wachhaus“, in der Kirche St. Nikolai oder in den umliegenden Dorfkirchen, von denen einige zur Straße der Romanik gehören. Die Langobardenwerkstatt in Zehtlingen gewährt Einblicke in das Leben der Menschen vor etwa 2.000 Jahren und das Schulmuseum ermöglicht Erinnerung an vergangene Schultage.
Die große Verbundenheit der Einwohner mit ihrer Einheitsgemeinde und der Altmark zeigt sich in einem besonders vielfältigen und lebendigen Kultur- und Vereinsleben, was sich in den vielen großen und kleinen Festen, Konzerten und Veranstaltungen, die über das ganze Jahr hinweg organisiert werden, widerspiegelt und bei denen Besucher und Gäste immer herzlich willkommen sind.
Wie kamen wir auf die Idee des Vereinsprojektes?
Wir haben in unserer Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) über 40 Vereine, verteilt auf 37 Ortschaften. Das ist eine große Bereicherung und mit ein Fundament unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Nicht nur in den Bereichen der Denkmal-, Kultur- und Geschichtspflege sind unsere Vereine aktiv. Sie organisieren Veranstaltungen, Treffen, Freizeitgestaltung und decken die Öffnungszeiten der Museen ab.
Als Mitarbeiterin der Tourist-Information der Stadt Kalbe (Milde) stand ich vor der Herausforderung: Wie kann ich das kulturelle Leben der Gemeinde und die Vereinstätigkeit zusammenbringen? Wie erfahre ich von Veranstaltungen und Programmen, um sie zu bewerben? Wie kann ich die Vereine unterstützen oder stärken? Das sind, wurde schnell klar, grundsätzliche Fragen der Kommunikation und des Austausches.
Ich brauchte eine Plattform für die Vereine. Aber wie? An diesem Punkt angelangt wurde mir klar, ich benötige Hilfe. Ich sprach mit unserem Bürgermeister und bekam Zuspruch. Es folgten viele Gespräche mit verschiedensten Personen, so unter anderem 2018 mit Ulrike Dietrich vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. Ich schilderte ihr meine Gedanken und Wünsche und sie war sofort dabei. Wir entwickelten die Idee des „Vereins-Projektes der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)“.
Durch Gedankenaustausch und viele Gespräche näherten wir uns den folgenden konkreten Zielen:
Kurzfristig:
Wir wollen durch das Projekt:
– das Kennenlernen unter den Vereinen ermöglichen
– Vereinszusammenschlüsse fördern
– die Anliegen der Vereine und die Optimierung ihrer Arbeit besprechen
– den Veranstaltungskalender der Einheitsgemeinde vorstellen
– die Bedeutung der Vereine und das Ehrenamt im Gemeinwesen festigen
Langfristig:
Wir wollen:
– eine Plattform zum Austausch der Vereinsmitglieder schaffen
– ein „Aussterben“ der Vereine verhindern
– die Einheitsgemeinde durch ein intaktes Vereinswesen bereichern
– Kooperationen schaffen (regional, evtl. auch überregional)
– bei sensiblen Themen aufklären (z. B. Datenschutz, Hygienebestimmungen, Fördergelder, etc.)
– die Attraktivität der Gemeinde stärken
Die Treffen
Ein Grundgerüst hatten wir und nun ging es darum, einen Termin für die Auftaktveranstaltung zu finden. Ich lud alle mir bekannten Vereine der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) für den 13. November 2018 ein. Ulrike Dietrich organisierte Unterstützung für die Moderation. Die Teilnahme war überwältigend. Um die 50 Personen, darunter unser Bürgermeister, die Ortsbürgermeister, Vereine, Privatpersonen und weitere Interessenten hörten sich unsere Ideen an.
Zu Beginn der Veranstaltung präsentierten wir den Teilnehmern die Idee des Vereinsprojektes und klärten über Möglichkeiten auf, Veranstaltungen über das KulturPortal zu veröffentlichen. An drei Thementischen konnten – begleitet von Moderatoren – Ideen und Erfahrungen aus dem Vereinsleben, von Veranstaltungen und Vernetzungen ausgetauscht werden. Die Auswertung brachte spannende Ergebnisse und Anreize. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Wünsche, Probleme und Ziele wurden eindeutig definiert.
Für den 4. September 2019 planten wir ein zweites Treffen. Natürlich war Ulrike Dietrich dabei. Aus der Auswertung und den Wünschen des ersten Vereinstreffens haben wir die Tagesordnung für das zweite Treffen gebildet.
Die fast 30 anwesenden Teilnehmer stellten die Arbeit ihrer Vereine in jeweils fünfminütigen Präsentationen vor. Das war für alle sehr interessant. Die Intension des Treffens – „kooperieren oder kapitulieren“ – zeigte Wirkung. Vereine tauschten sich aus und begannen, gemeinsam Pläne zu entwickeln. Die Idee einer Vereinsbörse entstand, die Vereinen die Möglichkeit geben soll, sich in ihrer Vielfalt den Besuchern zu präsentieren. Die Ziele sind, präsent zu werden, Interesse zu wecken und vielleicht Nachwuchs zu gewinnen.
Eine neue, jährlich zum 1. Mai stattfindende Veranstaltung wurde ins Leben gerufen, zu der alle Vereine zur Vereinsbörse eingeladen sind. Die Begeisterung war sofort da. Doch leider machte uns die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung. Die geplante Veranstaltung 2020 wurde abgesagt. Alle anwesenden Vereine einigten sich jedoch darauf, die Vereinsbörse für 2021 zu planen und zu unterstützen.
Meine Erfahrungen
Ich bin froh, dieses Projekt gemeinsam mit Ulrike Dietrich ins Leben gerufen zu haben. Es ist großartig zu sehen, wie sich die Kommunikation unter den Vereinen positiv entwickelt und die Außenwirkung wächst. Natürlich gibt es auch Skeptiker, aber diese gehören dazu.
Wichtig ist auch, kritikfähig zu sein. Natürlich zeigte das Vereinsprojekt auch bisher gemachte Fehler. Eine Kommunikationsplattform ist ein Fundament für Diskussionen und Optimierungen. Sie ist ein Baustein für eine solide Zusammenarbeit, die von allen akzeptiert sein muss.
Schwierigkeiten sehe ich bei der Fortführung des Projektes. Als Mitarbeiterin der Tourist-Information habe ich nur ein begrenztes Stundenpensum zur Verfügung. Aber das Projekt erfordert viel Zeit. Und „Tourismus“ ist eine freiwillige Aufgabe der Kommune, d. h., Gelder werden von der Kommune bereit gestellt, wozu sie nicht verpflichtet ist. Dazu zählt auch die Stelle in der Tourist-Information. Ich bin dankbar, dass wir diese Stelle bekleiden können und dürfen.
Ich bin guter Hoffnung, dass die Vereine der Einheitsgemeinde mit ihren Stärken sich in Zukunft selbst verständigen und auch an einer gemeinsamen Arbeit festhalten – das wäre mein Wunsch!
Ich sage es immer wieder gerne: Das Ehrenamt und die Vereinsarbeit ist ein fundamentaler Bestandteil unserer Gesellschaft und bereichert das Leben in unserer Kommune ungemein. So muss und soll es bleiben! Kommunikation ist der einfachste Weg zu gestalten und zu wachsen.