Der Elsterfloßgraben

Das längste Denkmal in Mitteldeutschland

von Frank Thiel | Ausgabe 4-2016 | Bürgerschaftliches Engagement | Kulturlandschaft

Sanierte Brücke Nr. 1 in Crossen, Foto: Förderverein Elsterfloßgraben
Neue Floßgrabenquelle bei Elstertrebnitz, Foto: Förderverein Elsterfloßgraben
"Schultag 2015", Zeichnung von Emily Gruhle, Grundschule Tollwitz, Foto: Förderverein Elsterfloßgraben

Unser Förderverein hat sich die Aufgabe gestellt, das technische Denkmal “Elsterfloßgraben” in seiner Schönheit und ingenieurtechnischen Einzigartigkeit wiederherzustellen, das Immaterielle Kulturgut „Flößerei“ zu pflegen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Die Weiße-Elster-Flöße war das umfangreichste und bedeutendste Brennholztransportsystem der Neuzeit in Europa. Der Graben zählte mit seiner Länge von etwa 93 km zu den umfangreichsten, da er insgesamt sieben Fließgewässer miteinander verband. Die dabei gelösten technischen Probleme (Vermessung, Linienführung, Brücken, Fluter, Gewölbe, Zuflüsse, Abschläge, Kreuzungen mit anderen Fließgewässern) machen ihn zu einem überregionalen Sachzeugen der damaligen Ingenieurwissenschaft, der in vielen Publikationen gewürdigt worden ist. Er war eine wesentliche Vorrausetzung für die Industrialisierung Mitteldeutschlands.

Es ist ein Bauwerk, das vom Wissen und dem technischen Können unserer Vorfahren zeugt und als Denkmal eines künstlichen Fließgewässers sowie als identitätsstiftendes Kulturlandschaftselement erhalten werden muss.

Von 1578 bis 1864 war die Scheitholzflößerei ein ertragreiches Handwerk. Für die anliegenden Gemeinden stellt der Floßgraben auch nach der Einstellung des Flößerbetriebes Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute ein wichtiges Stück Kulturlandschaft dar. Gegenwärtig ist er mit etwa 80 km eines der längsten, noch erhaltenen Kunstgrabensysteme in Europa.

Wir möchten den Elsterfloßgraben als Denkmalroute, Naturschutzpfad und Erholungsweg entwickeln und die Flößerei bekannt machen. Als Verein stellen wir uns zwei großen Aufgaben. Das ist zum ersten die Wiederherstellung der Durchgängigkeit, vor allem in Sachsen-Anhalt. Tagebaue haben ihn in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts „auseinander geschnitten“, oder wie man fachmännisch sagt: „devastiert“. Die Wasserversorgung im sächsischen Teil und in Sachsen-Anhalt wird derzeit durch Sümpfungswässer aus dem Bergbau gesichert. Wenn dieser zu Ende geht, muss der Floßgraben wieder mit Thüringer Elsterwasser versorgt werden, ansonsten trocknet er aus – mit allen negativen Folgen für diese Region.

Die zweite große Aufgabe ist die Vermittlung von Kenntnissen über die Flößerei als immateriellem Kulturerbe Deutschlands. Entlang des Grabensystems soll im Bereich Crossen (Thüringen) und Wetterzeube/Haynsburg (Burgenlandkreis/Sachsen-Anhalt) sowie im Bereich Rampitz bis Kötzschau (Saalekreis/Sachsen-Anhalt) nach unseren Vorstellungen die Attraktivität des regionalen Tourismus über Schauflößen, Denkmalorte zu Flößerei bzw. Salzgewinnung erhöht werden. Erste erfolgreiche Erfahrungen, vor allem mit Kindern, liegen vor.

Und natürlich soll es auch Abschnitte geben, wo sich unter Naturschutzbedingungen weitgehend ungestört Flora und Fauna nachhaltig entwickeln können.

Wasser in einer Kultur- und Industrielandschaft ist auch ein verbindendes Element, nicht nur zwischen Orten, sondern auch zwischen Menschen. Es macht Arbeit, es bringt Arbeit, aber es trägt auch zu Entspannung und Erholung bei. Deshalb lautet auch unser optimistischer Gruß „Imm`r ä weng Wosser unner`m Scheit!“

 

Kontaktadresse:

Förderverein Elsterfloßgraben e.V.
c/o Dr. Frank Thiel
Am Kirschberg 8
39122 Magdeburg
www.elsterflossgraben.jimdo.com
Mail: elsterflossgraben@gmx.de