Feuersalamander – Lurch des Jahres 2016

von Jürgen Buschendorf | Ausgabe 1-2016 | Natur und Umwelt

Porträt Feuersalamander, Foto: Annette Westermann
Feuersalamander, Foto: Annette Westermann
Exemplar mit starker  Ausprägung der Gelbfärbung; Foto: Annette Westermann
Nachweise des Feuersalamanders in Sachsen-Anhalt, aus Westermann, A. (2015)
Alpensalamander, Foto: Jürgen Buschendorf

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) hat im Zusammenwirken mit anderen Fachinstitutionen zum elften Mal einen Lurch des Jahres gewählt: den Feuersalamander – Salamandra salamandra (LINNAEUS, 1758).Terminus „Salamandra“ ist arabisch-persischer Herkunft, wo „samand“ so viel wie „feuerrot“ heißt. Der deutsche Name Feuersalamander hat seinen Ursprung im mittelalterlichen Aberglauben, dass die giftigen Hautsekrete des Salamanders imstande wären, Brände zu löschen. Zu diesem Zweck wurden die Tiere massenweise ins Feuer geworfen („Feuermolch“).

Seine Eigenart, nach langem Regen seinen Unterschlupf zu verlassen, hat dem Feuersalamander lokal auch den Beinamen „Regenmännchen“ oder „Regenmolch“ eingebracht. Andere Bezeichnungen sind „Erdsalamander“ oder „Harzmolch“.

Merkmale

Infolge seiner charakteristischen Gelbfärbung auf lackschwarzem Grund ist dieser Schwanzlurch den meisten wohl bekannt. Das Streifen- bzw. Fleckenmuster der Oberseite kann auch orangerot bis rot gefärbt sein und ist sehr variabel und bei jedem Individuum anders ausgeprägt, wodurch eine individuelle Erkennung möglich ist.

Anhand des Zeichnungsmusters lassen sich die zwei in Deutschland vorkommenden Unterarten unterscheiden: Die westliche Unterart (Salamandra salamandra terrestris – Gestreifter Feuersalamander), deren Verbreitungsschwerpunkt in West- und Mitteleuropa liegt, weist Streifen auf, während für die östliche Unterart (Salamandra salamanda salamandra) mit Verbreitungsschwerpunkt in Mittel- und Südeuropa die Flecken charakteristisch sind. In einigen Gebieten Deutschlands überschneiden sich die beiden Unterarten.

Während im Harz nur die westliche (gestreifte) Unterart vorkommt, wurde im Süden Sachsen-Anhalts eine Überschneidungszone festgestellt, in der beide Unterarten vorkommen.

Typisch für Feuersalamander sind der plumpe Körper, der breite Kopf und die hinter den deutlich hervorstehenden Augen befindlichen ausgeprägten Ohrdrüsenwülste (Parotiden), an die sich zwei Drüsenreihen auf der Rückenmitte bis zum Schwanz anschließen. Die Rumpfseiten sind unregelmäßig gefurcht. Feuersalamander erreichen Körperlängen von 14 bis 20 cm. Neben dem normal gefärbten Feuersalamander gibt es völlig oder teilweise ungefärbte Tiere (sog. Teil- und Vollalbinos). Selten wurden Exemplare beobachtet, die keine Zeichnung aufweisen, also nur schwarz sind, sogenannte Nigrinos (von niger, lat. = schwarz). Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Alpensalamander (Salamandra atra LAURENTI, 1768), der nur in den Alpen vorkommt.

Verbreitung

Der Feuersalamander ist über weite Teile West-, Mittel-, Süd- und Südosteuropas von der Iberischen Halbinsel über Mittel- und Südeuropa bis nach Rumänien und in die Ukraine verbreitet. Nicht besiedelt sind fast alle Mittelmeerinseln, Großbritannien, Irland, Skandinavien und weite Teile Nordosteuropas. Die nördliche Verbreitungsgrenze bilden die Küsten Nordfrankreichs, Belgiens, der Niederlande und Nordwestdeutschlands. Die Nordostgrenze führt längs durch Nordostdeutschland. Auf dem Balkan und in Zentralspanien kommt der Feuersalamander in Höhen bis 2500 m ü. NN vor.

In Deutschland ist die Art überwiegend in den Mittelgebirgen verbreitet. Nur vereinzelt ist sie nördlich des Wiehengebirges, des Weser-Leine-Berglandes und des Harzes anzutreffen. Die Elbe bildet die Verbreitungsgrenze nach Osten. Interessant ist eine Verbreitungslücke zwischen Donau und Isar, die sogenannte Allgäu­Lücke. In den Bayerischen Alpen ist die Art bei 1000 m ü.NN beobachtet ­worden.

Verbreitung in Sachsen-Anhalt

Der Feuersalamander ist eine der seltenen Amphibienarten Sachsen-Anhalts. Im Zeitraum von 1990 – 2000 konnten in unserem Bundesland nur 202 Nachweise des Feuersalamanders erbracht werden. Von 2001 – 2014 waren es 685 Beobachtungen, doch sind diese nur auf eine verstärkte Beobachtungshäufigkeit zurückzuführen und nicht auf eine Ausbreitung der Art. Die meisten Beobachtungen (93 %) stammen aus dem Harz, nur 12 Funddaten sind aus den Landschaften am Südrand des Tieflandes (Südlicher Landrücken). Isolierte Vorkommen befinden sich in der Altmark, im Ohre-Aller-Hügelland und im Gebiet von Zeitz.

Ansprüche an den Lebensraum

Der bevorzugte Lebensraum der Feuersalamander sind naturnahe, bodenfeuchte Laub- und Mischwälder (vorrangig Buchen- und Buchenmischwälder). Fichtenwälder werden seltener aufgesucht. Notwendig sind feuchte, kühle Versteckmöglichkeiten als Tagesquartiere (Wurzelbereich der Bäume, Totholz, Fels- und Mauerspalten). Im Harz nutzen die Feuersalamander die in Burgruinen zahlreich vorhandenen Spalten, Risse und offenen Fugen.

Feuersalamander sind nicht auf Oberflächengewässer angewiesen, doch suchen die Weibchen während der Fortpflanzungszeit naturnahe und sauerstoffreiche Quellbäche, Wagenspuren, aber auch stehende Gewässer auf, um dort ihre Larven abzusetzen.

Lebensweise

Feuersalamander sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber unter Baumwurzeln, in Steinhaufen, Höhlen, Stollen oder Kleinsäugerbauten. Manchmal sind Feuersalamander in diesen Tagesverstecken mit anderen Artgenossen oder sogar anderen Amphibienarten (z.B. Bergmolch) anzutreffen.

Optimal für ihre oft ausgiebigen nächt­lichen Wanderungen sind eine hohe Luftfeuchtigkeit (> 85 %), Temperaturen zwischen 3 und 12 °C und eine geringe Luftbewegung. Während und nach starkem Regen sind sie auch am Tag aktiv.

Da der Feuersalamander hinsichtlich der Temperatur eurytherm ist (eury, griech. = breit, weit; thermos, griech. = warm, heiß), kann er auch im Winter gesichtet werden. So wurden im Harz noch bei 4 °C wandernde Feuersalamander beobachtet.

Die Aktivitätsphase der Feuersalamander kann je nach Witterung von Mitte Februar bis Mitte November reichen, im Normalfall aber von Mitte März bis Ende Juli. Im Herbst suchen die Tiere ihre Winterquartiere auf, die sie fast immer im Bereich ihres Sommerlebensraumes finden.

Dies sind den Tagesquartieren ähnliche, aber frostfreie Hohlräume im Boden. In Siedlungsgebieten überwintern die Tiere auch in Kellern, Garagen, Gewächshäusern usw. Manchmal findet man mehrere Feuersalamander in einem Winterquartier, hin und wieder auch mit anderen Lurcharten, z.B. mit Grasfrosch und Erdkröte.

Mit dem Feuersalamander kommen im gleichen Lebensraum oft auch andere Amphibienarten vor. Den höchsten Grad einer Nutzung des gleichen Habitats, die sogenannte Syntopie (syn, griech. = auch; topos, griech. = Ort) weisen in Sachsen-Anhalt die Erdkröte mit 41 %, der Grasfrosch mit 36 %, der Bergmolch mit 32 % und der Fadenmolch mit 26 % der Beobachtungen auf, wobei sich das Verhältnis mit steigender Höhenlage zugunsten von Berg- und Fadenmolch verschiebt.

Feuersalamander können ein sehr hohes Alter erreichen. Nach Beobachtungen im Freiland sind 20 Jahre und in Gefangenschaftshaltung 43 und 50 Jahre nachgewiesen.

Lautäußerungen hört man bei Schwanzlurchen selten, sie kommen meistens als Abwehrverhalten vor. So geben sie beim Berühren feine Piep-Laute ab. Auch hell knurrende Laute wurden schon vernommen.

Ernährung

Feuersalamander sind nicht auf bestimmte Beutetiere spezialisiert. Sie ernähren sich von wirbellosen Tieren, die sie bewältigen können (Insekten, Schnecken, Regenwürmer, Spinnen, Tausendfüßler). Die Nahrung der Larven besteht hauptsächlich aus Wasserinsekten, vor allem aus deren im Wasser lebenden Larven (Steinfliegen, Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Zuckmücken, Kriebelmücken, Bachflohkrebse). Bei extremem Nahrungsmangel und hoher Larvenanzahl kann bei den Larven Kannibalismus auftreten.

Fortpflanzung

Die Geschlechtsreife erreichen Feuersalamander mit fünf bis sechs Jahren. Die Geschlechter sind, abgesehen von der Paarungszeit, kaum bzw. nicht unterscheidbar. Während der Paarungszeit ist beim Männchen die Kloake etwas größer und halb­kugelig gewölbt. Im Gegensatz zu allen anderen heimischen Schwanzlurcharten findet die Paarung ausschließlich an Land statt.

Die Paarungszeit erstreckt sich von April bis September mit Höhepunkt im Juli. Während der Paarung setzt das Männchen ein Samenpaket (Spermatophore) auf dem Untergrund ab, das vom Weibchen mit der Kloake aufgenommen wird. Im Körper des Weibchens entwickeln sich aus den Eiern die Larven. Obwohl diese schon im Herbst fertig entwickelt sind, werden sie in der Regel erst im Frühjahr geboren. Die trächtigen Weibchen wandern, besonders von April bis Mai, zu den Gewässern, um meist bei Nacht die fertig entwickelten Larven abzusetzen. Das Weibchen hält dazu entweder den Hinterleib in das Gewässer oder taucht ganz unter und entlässt schubweise 1 – 10 Larven ins Wasser. Je nach Größe und Alter des Weibchens werden insgesamt 30 – 70 Larven geboren, was sich manchmal über vier Tage erstrecken kann. Im Moment des Gebärens platzen die Eihüllen auf.

Eine solche Vermehrungsweise wird als Ovoviviparie (ovum, lat. = Ei; vivus lat. = lebendig) bezeichnet. Es gibt bei den Lurchen auch Oviparie (Abgabe von Eiern, z.B. bei den Molchen) und Viviparie (lebend gebärend z. B. beim Alpensalamander).

Die 25 bis 35 Millimeter großen, bräunlichen Larven haben vollständig entwickelte Beine und äußere Kiemenbüschel (Atmungsorgane) an den Kopfseiten. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung nimmt die Dunkelfärbung zu und das künftige gelbe Zeichnungsmuster bildet sich aus.

Die Metamorphose (Umwandlung zum fertigen Feuersalamander) vollzieht sich je nach Wassertemperatur und Nahrungsangebot meist nach drei bis sechs Monaten, bei günstigen Bedingungen auch schon nach zwei Monaten. Dann haben sich die Kiemenbüschel zurückgebildet und die Tiere atmen nun durch Lungen und Haut. Die Jungsalamander sind 5 – 6 cm groß. In den ersten vier Lebensjahren findet ihr Hauptwachstum statt.

Feinde und Abwehrverhalten

Die Larven haben naturgemäß in ihren Wohngewässern relativ wenige Feinde, vor allem Raubfische (Forellen), Wasserspitzmäuse und die Larven einiger Libellenarten. Ausgewachsenen Salamandern stellen einige Vogelarten, Ringelnattern, manchmal auch Igel und Dachse nach. Neben der gut an die Umgebung angepassten Färbung schützt den Salamander die langsame, unauffällige Bewegungsweise.

Der Feuersalamander besitzt ein sehr wirksames Abwehrmittel, das Salmandrin – ein Alkaloid, das in auf dem Rücken und in den wulstigen Parotiden befindlichen Hautdrüsen produziert wird und die Haut der Tiere vor Befall mit Pilzen, Bakterien und Viren schützt. Bei Druck oder Reizung tritt aus den Drüsen ein weiß­liches, klebriges Sekret aus, was von den Salamandern zur Feindabwehr sogar bis 1 m weit verspritzt werden kann.

Das Salamandrin ist eine auf das Zentralnervensystem wirkende Substanz, die beim Verschlucken zu Krämpfen, Lähmungen und Erbrechen führen und auch den Tod durch blutdrucksteigernde und atemlähmende Wirkung zur Folge haben kann.

Da aber schon der Kontakt der Schleimhäute (Maul, Augen) eines Fressfeindes zu massiven Reizungen und Schwellungen führt, werden Feuersalamander wohl nur selten gefressen. Es wurde beobachtet, dass Fressfeinde bis zur Größe eines Hundes nach dem Verzehr eines Feuersalamanders starben.

Weil die Schwarz-Gelb-Färbung eine im Tierreich weitverbreitete Warnfärbung ist (z.B. Hornissen, Wespen), werden Fressfeinde normalerweise durch diese deutlichen Warnsignale abgeschreckt.

Beim Menschen kann das Hautsekret, wenn es in Mund oder Augen gelangt, zu Reizungen und Schwellungen der dortigen Schleimhäute führen.

Gefährdung und Schutz

Die größte Gefahr für den Feuersalamander sind der Verlust und die Beeinträchtigung der Larvengewässer (Bachregulierungen, Einleitung von mit Abwässern vermischtem Regenwasser, Versauerung durch Düngemittel, Einschwemmen von Pestiziden und Herbiziden, Bebauung von Bachtälern, Fischbesatz), weiterhin der Ersatz von Laubwäldern durch Nadelwälder, die Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen und Wege und der Tod durch Überfahren (auch zunehmend durch Radfahrer/Mountainbiker/auf Waldwegen).

Aus diesen Gründen ist der Feuersalamander im Bundesnaturschutzgesetz und in der Bundesartenschutzverordnung als „Besonders geschützte Art“ aufgeführt mit der Maßgabe, dass diese Art weder gefangen, verletzt oder getötet werden darf und ihre Lebensstätten nicht zu beeinträchtigen oder zu zerstören sind.

In der Roten Liste der Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt ist der Feuersalamander als „gefährdet“ ausgewiesen. Die Berner Konvention führt die Art als geschützte Art lt. Anhang III auf.

Als Schutzmaßnahmen haben sich bewährt: die Erhaltung bestehender und die Wiederherstellung ehemaliger Larvengewässer, die Einhaltung einer naturnahen Forstwirtschaft mit dem Belassen von Versteckmöglichkeiten (z. B. Totholz) und die Umwandlung von Nadelholzforsten in strukturreiche Laub- und Mischwälder. Waldwege sollten nachts (20 bis 7 Uhr) nicht bzw. sehr vorsichtig befahren werden, vor allem im Frühjahr, wenn die Tiere aktiv sind.

Danksagung: Annette Westermann (Ballenstedt) danke ich für die Überlassung von Fotos.

Literatur:

Thiesmeier, B. & R. Günther (1996): Feuersalamander – Salamandra salamandra (LINNAEUS, 1758). In: Günther, R. (Hrsg.):Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag. Jena. S. 82 –104.

Westermann, A. (2015): Feuersalamander. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 4: 95–106.