Glücklich im Grünen

Bürgerschaftliches Engagement im Netzwerk Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt

von Felicitas Remmert | Ausgabe 2-2019 | Bürgerschaftliches Engagement

Arbeitseinsatz im Staudengarten im Landschaftspark Degenershausen; Foto: Förderverein zur Erhaltung des Landschaftsparks Degenershausen e. V.
Zufriedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Gartenträume-Parkseminar 2018 in Mücheln (Geiseltal); Foto: Gartenträume – Sachsen-Anhalt e. V.
Mitglieder des Vereins „Halberstädter Berge e. V.“ repräsentieren den Park auf der Landesgartenschau Burg 2018; Foto: Thomas Skiba 
Ein beliebter Gartenträume-Ort: Der Terrassengarten in Blankenburg (Harz); Foto: Gartenträume –  Sachsen-Anhalt e. V.
Blick auf Schloss Moritzburg in Zeitz; Foto: Gartenträume –  Sachsen-Anhalt e. V.

Vereine mit Vorbildwirkung

Wieder etwas geschafft. Und Spaß hat es auch gemacht. Georg Rosentreter schaut zufrieden auf das Ergebnis des Arbeitseinsatzes im Schlosspark Ostrau. Gemeinsam mit sieben Gleichgesinnten aus dem Schloss Ostrau e. V. hat er Wege gesäubert und wilden Aufwuchs entfernt. Jeden 3. Samstag im Monat treffen sich fleißige Helferinnen und Helfer und unterstützen die Gemeinde Petersberg, der Schloss und Park gehören, bei der Pflege des grünen Kleinodes. Und nicht nur das: der Verein betreibt auch das Schloss-Café, sorgt für ein attraktives Veranstaltungsprogramm in Schloss und Park und sammelt Spenden für verschiedene Projekte zum Erhalt der Anlage. Dieses Engagement ist herausragend. Hier wird ganz deutlich: ohne den Verein wären Zustand und Nutzung der Schloss- und Parkanlage lange nicht da, wo sie jetzt sind.

Und Ostrau ist kein Einzelfall im Netzwerk Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt. Insgesamt sind über 30 Vereine in den 50 Gartenträume-Parks aktiv. Ihre Mitglieder haben eines gemeinsam: sie lieben ihre Parks, Gärten und Schlösser, sie wollen sie beleben und sie wollen dabei helfen, ihnen eine Zukunft zu geben.

Dazu gehören auch die Mitglieder des Fördervereins „Park Dieskau“ e. V. Der Verein feiert in 2019 sein 20-jähriges Jubiläum und kann auf beachtliche Erfolge zurückblicken. Zum Beispiel auf die Wiedererrichtung von historischen Denkmalen sowie des Chinesischen Teehauses, die Einrichtung eines Parkerlebnispfades, auf die Durchführung von Kunstprojekten oder die Zusammenarbeit mit der Dieskauer Grundschule. Ähnlich wie in Ostrau gibt es auch hier Vereinsmitglieder, die regelmäßig die Ärmel hochkrempeln: Zu Ehren des Parkgründers Carl Christoph von Hoffmann (1735 – 1801), seinerzeit Kanzler der Martin-Luther-Universität Halle, fand sich „Des Kanzlers treuer Gärtnertrupp“ zusammen. Bestehend aus Vereinsmitgliedern und Freunden des Parks trägt die Gruppe aktiv zur Gestaltung und zur Erhaltung des Parks bei. Jeden zweiten Dienstag im Monat versammeln sich die Freiwilligen um 9 Uhr an dem vereinseigenen Bauwagen am Park zur Verteilung von Arbeitsaufgaben und Gerätschaften. Danach schwärmen die Mitglieder aus, um ihren vielfältigen Betätigungen nachzugehen.

Der Name des Fördervereins zur Erhaltung des Landschaftsparks Degenershausen e. V. ist Programm: seit dem Jahr 2000 engagieren sich die Mitglieder dafür, den malerischen Landschaftspark in der Nähe der Burg Falkenstein im Harz wiederherzustellen, zu erhalten und zu nutzen. Kulturelle Veranstaltungen im Park und in der sanierten Scheune sowie Arbeitseinsätze im Staudengarten der Anlage gehören zu den Vereinsaktivitäten. Nicht zu unterschätzen sind die vernetzenden und kommunikativen Tätig­keiten. Dem Engagement des Vereins ist es zu verdanken, dass die Parkanlage 2010 in das Netzwerk Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt aufgenommen wurde. Gezielte touristische Aktivitäten, die Beteiligung an Workshops und Aktionen des Gartenträume e. V. oder die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben – zuletzt am Kulturpreis für Bürgerschaftliches Engagement der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) im Frühjahr 2019 – bringen dem Park die so wichtige öffentliche Aufmerksamkeit.

Über die Auszeichnung „Verein des Jahres 2019“ der Stadt Halberstadt konnte sich im Januar 2019 der Verein „Halberstädter Berge e. V.“ freuen. Gegründet im Jahr 2010 konnte der Verein rasch große Erfolge aufweisen. Dazu gehören die Sanierung des Mausoleums im Landschaftsparks Spiegelsberge, die Erneuerung des Schriftzuges am Bismarckturm und Veranstaltungen wie die „Spiegelfeier mit Poetryslam“, „Advent in den Bergen“ oder „Wein-Lesen in der Eremitage“. Das Geheimnis des Erfolges des Vereins sieht Gründungsmitglied Roswitha Hutfilz in der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Halberstadt und der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landkreis Harz, aber auch in der finanziellen Unterstützung durch Halberstädter Unternehmen, Finanzinstitute und Bürger. Die starke Vernetzung der zu 80 % berufstätigen Mitglieder in viele Bereiche hinein habe bereits vieles Unmögliche möglich gemacht.

Möglich ist nach schwierigen Jahren in der Nachwendezeit auch wieder der Besuch der beliebten Roseburg bei Ballen­stedt. Die Anlage, die sich im Privatbesitz befindet, wird seit über zehn Jahren vom Förderverein Roseburg e. V. unterstützt. Der Verein ist zuständig für die Pflege der Gartenanlage und für das Eintrittssystem. Zudem organisieren die Mitglieder kreative und auf die Anlage zugeschnittene Veranstaltungen. Letzteres gehört auch zu den Aktivitäten des Fördervereins Irrgarten Altjeßnitz e. V. Es ist eindrucksvoll, wenn sich die Vereinsmitglieder in ihre wunderschönen Barockkostüme begeben und die Besucherinnen und Besucher z. B. beim Barocken Gartentag im Gutspark Altjeßnitz willkommen heißen.

Dass einige der Vereine ab und zu an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stoßen, ist nicht verwunderlich. Sollte und dürfte aber nicht sein. Die Parkeigentümer, meist Kommunen, sind in diesen Fällen aufgefordert, die Vereine insbesondere hinsichtlich der Pflege und des Erhalts der Parks zu entlasten. Das fördert nicht nur den Spaß an der Freiwilligenarbeit, sondern unterstützt auch die Suche nach Vereinsnachwuchs – ein brennendes Thema in vielen Vereinen.

Neue Mitglieder sind in allen Vereinen herzlich willkommen und jede und jeder kann sich nach ihren/seinen individuellen Möglichkeiten einbringen. Die vielen Mitglieder der Parkvereine zeigen: Gutes für Grünes tun macht einfach glücklich.

 

Jeder kann mitmachen – auch außerhalb von Vereinen

Doch auch unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft ist bürgerschaftliches Engagement vielerorts möglich.

Im Schlosspark Moritzburg in Zeitz wird die Pflege einiger Beet- und Rasenflächen von Pflegepaten erbracht. Und das bereits seit 15 Jahren. Das ist einmalig in Sachsen-Anhalt. Momentan gibt es 16 aktive Pflegepaten im Schlosspark und vier Förderer, die Geld für die Pflege zur Verfügung stellen. „Sie alle tragen dazu bei, dass der Park immer wieder so schön aussieht und nach wie vor ein Besuchermagnet ist“ sagt Silke Hötzel, zuständig für Veranstaltungen im Park. Zu den Paten gehört auch Ralf Schurig. Seit drei Jahren kümmert er sich um den Schlossküchengarten, einen beliebten und pflegeintensiven Bereich des Schlossparks, da hier vielerlei Sorten von Gemüse-, Kräuter-, Beeren- und Zierpflanzen angebaut werden und den Gästen Anregungen für ihren eigenen Garten zu Hause geben. Seine Motivation ist vielfältig: „Zum einen war da immer der Wunsch, einen eigenen Garten pflegen zu können, zum anderen meine Leidenschaft – die Teeherstellung – mit Kräutern aus eigenem Anbau zu erweitern. Nun, über die Jahre rückte allerdings mehr in den Vordergrund, dass dieser Schloss­küchengarten zum Naschgarten für die zahlreichen Kinder, die den Park besuchen, umgestaltet wird.“ Zudem liegt ihm am Herzen, mit dem Küchengarten, der mit seiner leicht wilden Gestaltung ein gewisses Gegengewicht zu den sauber gepflegten Rabatten im Schlosspark darstellt, aufzuzeigen, „wie sich die Natur mit geringem mensch­lichen Eingriff auch selbst zu einem ästhetischen Gesamtkunstwerk zusammenfügt und für den Menschen Ernährung, Erholung und Spaß bieten kann.“

Bezug zu Kulinarischem gibt es auch jedes Jahr im Herbst in den Klostergärten Drübeck. Beim „Apfeltag“ auf der Streuobstwiese sind Erntehelfer willkommen. Die Äpfel werden sofort frisch gepresst. Und wer mag, kann seine Äpfel von zu Hause mitbringen und bestimmen lassen.

Darüber hinaus sind öffentliche Arbeitseinsätze weit verbreitet und sehr beliebt. Ob der „Frühjahrsputz in Wernigerode“ oder die „Parkpflegeseminare“ im Georgium in Dessau-Roßlau oder im Barockgarten Hundisburg. Dazu kommt das große Garten­träume-Parkseminar, das vom Verein Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt e. V. zusammen mit lokalen Akteuren jährlich in einem anderen der 50 Gartenträume-Parks durchgeführt wird. 80 bis 120 Engagierte aus ganz Deutschland – Fachleute und Laien – treffen sich von Freitagabend bis Sonntagnachmittag, um unter fachlicher Anleitung dabei zu helfen, das jeweilige Gartenkunstwerk wiederherzustellen und zu pflegen. Das nächste Gartenträume-Parkseminar findet vom 25. – 27. Oktober 2019 im Schlosspark Ilsenburg (Harz) statt. Zu den geplanten Maßnahmen gehören die Freilegung wichtiger Sichtachsen durch den Park, das Freistellen von Altbäumen und Wiesenräumen, Baumpflanzungen an historischen Standorten und die Pflanzung von Sträuchern zur Ausbildung von Raumkanten. Vorgesehen sind außerdem Arbeiten an diversen Ausstattungselementen der Anlage. Abendliche Vorträge, eine Klosterführung und eine abschließende Exkursion zur Fürst-Stolberg-Hütte gehören mit zum Programm. Und nicht zu vergessen: die Verleihung des „Goldenen Gummistiefels“ an Personen oder Gruppen, die sich durch eine besondere Arbeit oder einen außergewöhnlichen Umstand hervorgetan haben – eine liebgewonnene Tradition und ein kleiner Beitrag zur Anerkennung des Engagements der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten zu den Fördervereinen in den Gärtenträume-Parks auf www.gartentraeume-sachsen-anhalt.de