„Gode to eyneme loue vnd to eren mynen leuen heren den schepen der stad to magdeborch to leue […]“
Die Magdeburger Schöppenchronik als Geschichts- und Sprachzeuge
von Sylvia Meyer | Ausgabe 4-2019 | Lebendiges Kulturerbe
Ist die allgemeine Quellenlage für die Stadt Magdeburg aufgrund zahlreicher Kriegsverluste nicht nur der jüngeren Geschichte als eher dünn zu bezeichnen, so trifft das in besonderem Maße für jene historischen Zeugnisse zu, die Auskunft über die im mittelalterlichen Magdeburg gesprochene niederdeutsche Sprachform geben. Von den wenigen Quellen, die bis in unsere heutige Zeit überdauert haben, ist besonders die Magdeburger Schöppenchronik hervorzuheben.
Begonnen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, berichtet die Schöppenchronik, die trotz ihres seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlichen Namens keine Chronik des Magdeburger Schöffenstuhls darstellt, in niederdeutscher Sprache über die Geschichte der Stadt Magdeburg: rückblickend von den (mythologischen) Anfängen Magdeburgs sowie der Gründung des Erzbistums unter Otto I. (Teile 1 und 2 der Schöppenchronik) und später dann als Zeitzeuge über kleinere und größere, aber stets für die Stadt und ihre Bevölkerung als wichtig erachtete Vorkommnisse bis zum Jahr 1428 (Teil 3 der Schöppenchronik). Nach einer Lücke von 22 Jahren verzeichnet die Chronik dann wieder Ereignisse der Jahre von 1450 bis 1468, danach finden sich nur noch sporadisch Eintragungen bis zum Jahr 1516. Alle Schilderungen ab 1450 existieren zudem nicht mehr in der ursprünglichen Form, sondern nur noch als Aufzählung von Ereignissen.
Neben diesem einen Textzeugnis liegen noch eine Fortsetzung der hochdeutschen Übersetzung der Magdeburger Schöffenchronik für die Jahre 1517 bis 1565 sowie Nachträge zur niederdeutschen Handschrift der Schöppenchronik für die Jahre 1483 bis 1566 vor. Ebenso werden der selbständige Teil der magdeburgischen Chronik von Georg Butze (1467 – 1551) und die Historia des Möllenvogtes Sebastian Langhans (1524 / 25) oft in Verbindung mit der eigentlichen Schöppenchronik genannt.
Trotz ihrer herausragenden (sprach)historischen Bedeutung ist wenig über die Schöppenchronik und ihre Sprache bekannt, nicht einmal deren Autoren können mit Sicherheit benannt werden. Die einzige verfügbare Edition feiert im Jahr 2019 ihren 150. Geburtstag. Aufgrund weitgehender sprachlicher Normalisierung des Niederdeutschen erlaubt sie keine Untersuchung der im Magdeburger Raum verwendeten niederdeutschen Sprache im späten Mittelalter und ist – nicht nur deswegen – nicht mehr zeitgemäß. Aber als wichtiger Zeuge der niederdeutschen Sprachgeschichte des Magdeburger Raumes verdiente sie unsere liebevolle Aufmerksamkeit.
Schöppenchronik: Die Magdeburger Schöppenchronik. (= Die Chroniken der deutschen Städte. 7. Band/ Die Chroniken der niederdeutschen Städte. 1. Band.) Hg. v. Karl Janicke. Leipzig 1869.
Ergänzungen zur Schöppenchronik: Die Magdeburger Schöppenchronik. (= Die Chroniken der deutschen Städte. 27. Band/ Die Chroniken der niederdeutschen Städte. 2. Band.) Hg. v. Karl Janicke. Leipzig 1899.
Buchtipp: Niederdeutsch in der Schule
Niederdeutsch in Sachsen-Anhalt. Arbeitshilfen für den Bildungsbereich. Von Ursula Föllner und Saskia Luther. (Herausgegeben vom Landesheimatbund e. V. und gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt. Radebeul 2018).
Das knapp 100 Seiten umfassende Buch versteht sich als Anregung und Hilfestellung, das Niederdeutsche nicht nur in den Unterricht der Jahrgangsstufen 1 bis 10 einzubinden, sondern liefert auch Ideen für Vorschule und Kita sowie fächerübergreifende Projektvorschläge.
Den größten Teil des Heftes nehmen die „Anregungen zur Unterrichtsgestaltung“ ein. Hier liefern die Autorinnen Texte mit altersgerechten Aufgabenstellungen und weiterführenden Anregungen. Die verwendeten Textauszüge sind bibliographisch referenziert, so dass bei Interesse die Quellwerke mit Hilfe des beigefügten Literaturverzeichnisses problemlos aufgefunden werden können. Auch ein Abschnitt mit Kurzinformationen zu den beitragenden niederdeutschen Autorinnen und Autoren fehlt nicht. Sinnvoll ergänzt werden kann sie durch andere Publikationen der Arbeitsstelle Niederdeutsch der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, allen voran der Plattdütschbüdel.
(Weitere Informationen und Zusatzmaterialien unter: www.platt-vorlesen-lsa.ovgu.de)