Im Takt der Zeit für unser Musikland
Ein Interview mit Engagementbotschafter Enrico Rummel
Von Christine Schlott | Ausgabe 1-2020 | Bürgerschaftliches Engagement | Interview
Sehr geehrter Herr Rummel, Musik bestimmt Ihr Leben. Wann haben Sie angefangen, zu musizieren?
Das erste Mal stand ich in Halle im Herbst 1981 als Sänger der 3. Klasse des Stadtsingechores Halle mit Händels „Alexanderfest“ auf der Bühne der Konzerthalle Ulrichskirche. In der 2. Klasse kam eine Frau vorbei und ließ uns vorsingen. Ich bekam einen Zettel mit nach Hause und besuchte fortan den Aspirantenunterricht des Chores. Wenig später begann ich dann, am Konservatorium Halle Akkordeon zu lernen. Das war das Lieblingsinstrument meines Vaters.
Sie leiten mehrere Chöre und das Jugendblasorchester Halle, sind Musiklehrer und Stellvertretender Schulleiter … Wie schaffen Sie das alles?
Nun ja, einerseits ist das eine Frage des persönlichen Zeitmanagements, aber andererseits ist die Arbeit im Team mit hervorragenden Experten in allen Bereichen wichtig. Man schafft die Aufgaben nicht allein. Dazu kommt die Vernetzung der Bereiche, gerade in der Musik. Die Kunst liegt darin, weder seinen Job als Stellvertretender Schulleiter noch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten zu vernachlässigen. Und wird es im Ehrenamt doch mal zeitlich eng, hilft man sich gegenseitig und übernimmt Aufgaben. Dennoch muss auch noch genug Zeit für die Familie sein bzw. das Verständnis für das Engagement. Und das ist in meinem Fall so.
Sie engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich. Was bedeutet Ehrenamt für Sie?
„Ehrenamt ist nicht bezahlt, aber ehrenamtliche Arbeit ist unbezahlbar!“ Der Lohn sind glückliche Menschen, also ideeller Lohn, der mich vorantreibt. Viele Aktivitäten in unserer Gesellschaft wären ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich und bereichern damit maßgeblich unser Zusammenleben und unser gesellschaftliches Handeln. Das ist unbezahlbar.
Wird das Ehrenamt ausreichend unterstützt und gesellschaftlich gewürdigt?
Am Ende meiner Amtszeit als Engagementbotschafter Kultur kann ich sagen, dass gerade die Landesregierung ehrenamtliches Engagement gesellschaftlich ausreichend würdigt. Ich konnte in zahlreichen Veranstaltungen erleben, wie vielfältig ehrenamtliches Engagement im Land verteilt ist und wie die Landesregierung dieses zur Kenntnis nimmt und würdigt. Ich denke, das ist neben dem ideellen Lohn der Ehrenamtler notwendig und sinnvoll. Viele Kommunen und Verbände unterstützen ehrenamtliche Tätigkeiten so gut sie können und sind dankbar, wenn sich in der Gesellschaft etwas bewegt.
Was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir, dass mehr jüngere Menschen den Weg ins ehrenamtliche Engagement finden und die, die bereits dabei sind, noch lange dabei bleiben. Etwas zu tun, weil es gut ist, formt sie als Persönlichkeiten.
Ihnen wurde in diesem Jahr die Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens verliehen! Wir gratulieren dazu ganz herzlich! Wie fühlen Sie sich?
Vielen Dank! Die Verleihung kam für mich unerwartet und ich habe die Gelegenheit genutzt, all jene mit zu würdigen, die diese Auszeichnung genauso verdient hätten, weil sie viele Jahre das unterstützt haben, wofür ich ausgezeichnet wurde. Ich empfinde diese Ehrung nicht nur als Anerkennung, sondern auch als Ansporn, weiterzumachen. Mit 46 Jahren habe ich noch ein paar Jahre Zeit, Menschen für die Musik zu begeistern, Chorleiter auszubilden oder einfach nur mit Senioren zu singen.
Herr Rummel, haben Sie noch Zeit, selbst zu musizieren?
Bis vor zwei Jahren gab ich noch Schlagzeugunterricht in meinem Orchester. Da ergab sich die Zeit, selbst ein paar Stunden in der Woche zu spielen. Mittlerweile musiziere ich nur noch als Dirigent mit meinem Blasorchester, einem Chor oder einem Sinfonieorchester auf der Bühne und versuche, die klangliche Masse mit meinen Händen zu einem Kunstwerk zu verarbeiten. Ab und zu setze ich mich aber an den Flügel und spiele oder singe etwas, meist in den Pausen zwischen dem Unterricht in meinem Musikraum.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Christine Schlott