FUTUR 4.0

Ein Nutzungskonzept für den Kloster-/Schlosskomplex in Nienburg / Saale

von Annette Schneider-Reinhardt | Ausgabe 1-2017 | Bürgerschaftliches Engagement

Bürgerbeteiligung als Gesellschafts­spiel – Die „Stadtspieler“-Methode; Foto: A. Schneider-Reinhardt
Saal im Nordflügel; Foto: A. Schneider-Reinhardt
Blick auf den Westflügel; Foto: A. Schneider-Reinhardt
Ehemaliges Schlossportal; Foto: A. Schneider-Reinhardt
Klosterkirche; Foto: A. Schneider-Reinhardt

Ende 2015 übernahm der Landesheimatbund die Organisation der Bürgerbeteiligung für zukünftige Nutzungsideen des wiederherzustellenden Gebäudeensembles hinter der bereits sanierten und zur Straße der Romanik gehörenden Schlosskirche. Einbezogen wurde der LHB in das Projekt durch das Büro Bionik und den Landschaftsplaner und Geographen Prof. Bernd Reuter. Es galt Ideen zu entwickeln, die möglichst landes- und bundesweit Alleinstellungsmerkmale darstellen.
Denn es handelt sich bei der Ruine um ein ehemals bedeutendes Benediktinerkloster (gegr. 975). Im Zuge der Reformation aufgehoben, wurde es 1669 von dem in Görlitz beheimateten Italiener Anthonio Coldire zum Schloss umgebaut. Es fungierte als Witwensitz, mehrfach musizierte hier Johann Sebastian Bach. Der Niedergang des Komplexes begann im Jahre 1872 mit dem Verkauf an Unternehmer, die die Gebäude ohne Rücksicht auf die historische Bausubstanz als Fabrik nutzten. Vielfältige Ein- und Umbauten waren die Folge. Lediglich das Schlossportal wurde bereits durch Umsetzung von der damaligen Denkmalpflege gerettet. Bis 1991 wurde der Komplex als Fabrik genutzt, danach dem Verfall preisgegeben. Ein Brand zerstörte 1996 einen Teil des Ensembles. Seit 2004 gehört das Schlossareal der Stadt Nienburg. 2012 organisierte der damalige Bürgermeister Markus Bauer (heute Landrat des Salzlandkreises) den Rückbau, bei dem die Zwischen- und Nebengebäude abgerissen wurden, sodass nun der tatsächliche historische Kern wieder sichtbar ist.
Was kann man nun mit einem solchen riesigen Gebäudekomplex anfangen, dessen historischer Wert sich aus der heutigen Ansicht nur schwer erschließen lässt? Insgesamt bestand die Aufgabe darin, Nutzungen sowohl für den Gebäudekomplex als auch für die umgebende Landschaft zu finden und möglichst originelle Ideen mit dem Charakter der Denkmalgebäude und der historischen Landschaft harmonisch zu verbinden. Darüber hinaus sollte durch die Umsetzung des Konzepts nicht nur eine Aufwertung des Ortes bewirkt, sondern auch Wirtschaftsunternehmen interessiert werden.
Bereits während der Zeit des Abrisses der Fabriknebengebäude war der Landesheimatbund gefragt. Als Partner im EU-Projekt „VITAL LANDSCAPES“ fanden erste Gespräche statt. Im Rahmen des Projektes entwickelte der LHB bekanntlich sein Gästeführer-Modul für die Ausbildung zum Kulturlandschaftsführer, was in diesem Zusammenhang keine unerhebliche Rolle spielte. Ebenfalls damit in Zusammenhang stand die Überlegung, wie eine denkmalgerechte Sanierung in Kombination mit moderner bzw. vor allem energieneutraler und umweltgerechter Gebäudetechnik einhergehen kann. Hier war die Kooperation des LHB mit der Landesenergieagentur hilfreich.
Aus diesen Vorüberlegungen heraus und basierend auf Tagungen und Workshops zur Geschichte des Ortes, die gemeinsam mit unserem Mitgliedsverein vor Ort schon seit einigen Jahren durchgeführt worden waren, wurde in Abstimmung mit Landrat Bauer und der Nienburger Bürgermeisterin Susan Falke ein erster Flyer mit dem Titel „FUTUR 4.0“ entwickelt. Er präsentierte bereits erste Ideen für das Nutzungskonzept, die über übliche museale Konzepte hinausgehen: die Schaffung eines Innovations-, Bildungs- und Experimentierzentrums für zukunftsfähige Techniken und Strukturen mit eigener Energieversorgung, Ausstellungsräumen für bürgernahe Technik, Experimentiermöglichkeiten für Schüler und Familienzentrum.
Nach einer Auftaktveranstaltung, in der dieser Flyer vorgestellt und über weitere Ideen diskutiert, aber auch Bedenken gegen den Umfang des Unternehmens geäußert wurden, fanden zunächst mehrere Begehungen statt, um den gegenwärtigen Zustand zu dokumentieren, aber auch um visionäre Vorstellungen auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. Dabei wurden Abstimmungen sowohl mit der Unteren Denkmalbehörde als auch mit dem Landesamt für Denkmalpflege getätigt. Unser Mitglied des LHB-Arbeitskreises Denkmalpflege, Architekt Gerd Srocke, sowie Vorstandsmitglied Roswitha Jendryschik (Mitglied im Landesdenkmalrat) waren bei den Begehungen wichtige Mitdenker.
Neben Behördengängen, Archivarbeiten, Gesprächen mit Industrie- und Handwerksunternehmen u.a. wurde der Kontakt zu den Vereinen intensiviert, aber auch zu beiden Schulen aufgenommen. Der Höhepunkt der Bürgerbeteiligung war dann ein wohlvorbereiteter Abend. Um die Kreativität der Teilnehmer besonders anzuregen, wurde in diesem Zusammenhang erstmals eine ganz außergewöhnliche Methode gewählt. Es handelte sich dabei um Ideenfindungen mittels eines Gesellschaftsspiels auf der Basis der von Georg Pohl und Till Brömme entwickelten „Stadtspieler“-Methode. Diese Methode hat den Innovationspreis der Bundesrepublik gewonnen und empfiehlt sich auf Grund der offenen Beteiligungsmöglichkeit für alle Bürger. Dabei war extra für Nienburg ein entsprechender Spielplan erarbeitet worden. Unter den Teilnehmern befanden sich u.a. Vertreter des Vereins zur Förderung der Kultur- und Denkmalpflege sowie Heimatpflege e.V., des Vereins der Freunde und Förderer des Lebenswerkes von Gottfried Bandhauer, Bürger der Stadt, Bauunternehmer, ein Architekt und eine Vertreterin der Stadtverwaltung. In mehreren Spielrunden wurden nun Ideen entwickelt und diese in weiteren Runden auf ihre Machbarkeit überprüft und unter verschiedenen Gesichtspunkten befragt, bis diese in einer Endrunde noch einmal im Zusammenhang betrachtet und von den Teilnehmern bewertet werden konnten. In einer abschließenden Diskussionsrunde nutzten alle die Gelegenheit, die Methode hinsichtlich ihres Erfolgs zu beurteilen. Sie bewerteten sie als sehr kreativ und in ihren Ergebnissen erfolgreich.
Drei entscheidende Schwerpunkte standen bei den Vorschlägen der Einwohner im Vordergrund: Als grundlegendes Konzept und damit Alleinstellungsmerkmal wurde immer wieder die kostendeckende Energieversorgung im Gebäudekomplex mit gleichzeitig denkmalgerechter Sanierung betont. Darüber hinaus sah man die Herstellung einer Harmonie zwischen Kloster und umgebender Kulturlandschaft als weitere wichtige Grundlage an. Zudem sollte in Zusammenhang mit der Kirche die „Spiritualität des Ortes“ als ehemalige Klosteranlage unterstrichen werden.

Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung: Nutzungsideen für den Gebäudekomplex
1. Von besonderer Bedeutung ist der sog. Weiße Saal im Ostflügel, in dem noch barocke Stuckelemente gut erkennbar sind (Kamin, Schmuckerker u. a.). Er kann für verschiedenste kulturelle Veranstaltungen dienen: Konzerte, kleine Theateraufführungen, Hochzeiten, allgemeine Veranstaltungen. Dabei ist auch eine Kombination mit Veranstaltungen in der Kirche möglich.
2. Damit in Verbindung steht der Vorschlag für ein Café oder Restaurant mit Außenterrasse (mit örtlichen Angeboten wie z. B. Klostertee, Klosterschnaps, Wein vom eigenen Weinberg).
3. Gästewohnungen als Übernachtungsmöglichkeiten. Diese ließen sich mit anderen touristischen Angeboten kombinieren und wären auch eine attraktive Ausflugsmöglichkeit für Familien mit kleinem Budget, für die es im Naturpark Unteres Saaletal noch zu wenig Angebote gibt.
4. Schaffung einer musealen Einrichtung zur Geschichte mit den Schwerpunkten Klosterleben, Regionalgeschichte im Zeitalter der Romanik, Baugeschichte von Kirche, Kloster, Schloss bis zur Zeit der Industrialisierung. Ein 3D-Modell von Kloster und Schloss (einschließlich jeweiliger museumspädagogischer Angebote) wäre möglich.
5. Salzmanufaktur: Hier könnten Skulpturen aus Salz (z. B. bedeutender Personen der Romanik) hergestellt werden. Die Salzmanufaktur soll durch ihre Möglichkeit, mit Salz als Material zu arbeiten, auch als Kreativwerkstatt für Kinder und Schüler fungieren. Dies ist ein direkter Vorschlag unseres Mitgliedsvereins in Nienburg. Damit könnte eine Verbindung zu den Bodenschätzen des Salzlandkreises geschaffen werden. Die Besucher sollten mittels Workshops und intergenerativer Mitmachaktionen einbezogen werden. Allerdings wäre dies nur mit Steinsalz möglich, die Haltbarkeit der Salzfiguren wahrscheinlich nur temporär.
6. In einem riesigen Saal des Nordflügels wären Ausstellungen zur Industriegeschichte und zu Produkten der regionalen Industrie und Wirtschaft, auch wechselnd, möglich. Dazu müssen die Industriezweige in der Umgebung und in Sachsen-Anhalt angesprochen werden (Produktausstellungen).
7. Bandhauer-Zentrum: Dabei handelt es sich um die Schaffung von Werkstatträumen als Experimentierzentrum – z. B. zur aktiven Heranführung an die 3D-Drucktechnik und für technische Experimente mit alternativen Energien (z. B. Bau eigener Kleinwindkraftanlagen und E-Cars) – speziell für Kinder und Jugendliche. Dadurch wird einerseits ein Bezug zum innovativen Aspekt des früheren Klosterlebens hergestellt. Zudem könnten die Schulen der Umgebung sowie die Fachhochschule Anhalt (Bernburg) als Partner gewonnen werden.
8. In Verbindung von Punkt 6 und 7 ließen sich Ausstellungen zu neuen Ideen und Produkten hinsichtlich regenerativer Energielösungen entwickeln, die Arbeiten aus den Workshops ebenso einschließen wie neue Produkte der Wirtschaft.
9. Zur Abrundung und Koordinierung des Angebots wäre ein Empfangsraum (Rezeption) mit Kasse (Vermittlung, Koordinierung von Führungen, Übernachtungen, Veranstaltungen, Workshops usw.) nötig, ebenso ein kleiner Souvenirladen mit regionalen Angeboten im Stil eines Klosterladens.
Weitere Ideen wie ein Mehrzweckraum als Begegnungsstätte und soziokulturelles Zentrum für Vereine und Bürgerschaft, Bibliothek, Medienzentrum und Ausleihstation für Fahrräder, Boote, E-Bikes und E-Cars ergänzen die Vorschläge. Auch die Schaffung barrierefreier Zugänge durch Einbau von Fahrstühlen, Schrägen zum Erdgeschoss für Rollstuhlfahrer, und ebene Zugänge (ohne Schwelle) sowie behindertengerechte Toiletten sind angedacht.

Nutzungsideen für die engere Umgebung Kloster / Schloss
1. Eine Terrasse für Cafébesucher mit Aussichten über Bode und Saale nach Grimschleben zwischen Ostflügel und Bodeufer sollte installiert werden. Dadurch wird die Landschaft von Besuchern neu wahrgenommen und aufgewertet. Hier können – unter Einbeziehung der zahlreichen regionalen Künstler und der Kunsthochschule Giebichenstein – Kunstobejekte aufgestellt werden, etwa filigrane Skulpturen oder aber moderne Elemente wie Solar- und Windbäume. Damit würde der Bezug zum Bandhauer-Zentrum im Gebäude hergestellt. Mit der Energiegewinnung könnten Lichteffekte am Abend erzeugt werden.
2. Klostergarten: Die Schüler der umgebenden Schulen betreiben einen sog. Klostergarten mit Kräutern und eigenen Züchtungen aus den Hausgärten. Die Schüler könnten diese einerseits im Rahmen des Schulgartenunterrichts pflegen, andererseits können auch Patenschaften an Einwohner (Familien) vergeben werden. Die Produkte würden im Klosterladen zum Verkauf angeboten werden.
3. Herstellung eines attraktiven Stadtbezugs: Dazu gehören Zufahrt, Einfahrt, Parkplatz, Haltestelle und ein Wendekreis für Busse. Die Fuß- und Fahrwege zur Stadt (Marktplatz, Glockenspiel, Wasserturm) sollten entsprechend gestaltet und begrünt sein. Die Straßenbeleuchtung zum Rathaus könnte in Allee-Form durch fotovoltaisch gespeiste Ampeln gestaltet werden. Auf das Kloster- / Schlossensemble soll weitläufig hingewiesen werden.
4. Schaffung eines E-Mobilcenters mit Ladestationen für und Ausleihe von E-Bikes, E-Booten, Elektroautos und Elektromobilen, aber auch für entsprechende Geräte für Gehbehinderte. Diese Station unterstützt neben ihrer eigentlichen Funktion auch das Energiekonzept des Ensembles. Insofern könnte sie durch Überschuss-Energie, vor allem Nachtstrom, gespeist werden.
5. Herstellung der Auenlandschaft und Schaffung einer Sichtachse vom Kloster zur Bode in Richtung Schafstall Grimschleben. Das erhöht die Sichtbarmachung und Attraktivität der Kulturlandschaft.
Der Innenhof soll dem Charakter eines Kreuzgangs entsprechen und damit den Bezug zur ehemaligen Klosteranlage herstellen. Er könnte für saisonale Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Für die Umsetzung wurde die Anlage einer Ranken- oder Weinrebenbepflanzung mittels Pergola angedacht.
Bis zum Bodeufer könnten Weinterrassen angelegt werden, auf denen besondere Pflanzen (z. B. Heil- und Gewürzpflanzen) wachsen könnten. Dabei wird der Bezug sowohl zur historischen Schlossgartenanlage als auch zur Anmutung eines Klostergartens hergestellt. Dies könnte ein Besuchermagnet werden. Auch soll hier ein Zugang für Gehbehinderte mittels eines rollator- und rollstuhlgerechten Pfades vom und zum Ufer in Serpentinen geschaffen werden. Gestaltungselemente im Außenbereich könnten auch eine sportliche Betätigung ermöglichen (z. B. mit naturnahen Spielelementen).

Nutzungsideen für die weitere Kulturlandschaft bis nach Grimschleben
1. Schaffung einer Anlegestelle mit Bootssteg, was Wassertouristen anlockt.
2. Anbindung an Grimschleben mittels Gierfähren oder Flößen über Bode und Saale. Dies erweitert das Wasserwegenetz und erhöht die Attraktivität des Schafstalls.
3. Belebung des alten Flussarmes: Ein Altflussarm, die sog. Feldlache, könnte zwischen Saale und Bode für Segel-, Ruder- und E-Boote geöffnet werden. Damit wären Rundfahrten bis zur Saale mit Anlegevariante in Grimschleben möglich. Dies wäre eine zusätzliche Attraktion auch hinsichtlich der touristischen Route „Blaues Band“. Der Besuch des Schafstalls Grimschleben (evt. hier auch zukünftig Naturhof, Ziegenhof und Fahrradausleihe) erschließt den Bezug zum Bandhauer-Zentrum. Der vorhandene Wassersportverein muss mit einbezogen werden.
4. Die Schaffung verschiedener Wasserspiele (z. B. kleines Schiffshebewerk, Schöpfrad, „Wehr“) wäre später möglich.
5. Flussbaden könnte ermöglicht werden.
Das Projektteam wertete alle Vorschläge u. a. in Hinblick auf materielle Voraussetzungen, Personalbedarf sowie eventuelle Fördermöglichkeiten und Trägerschaften aus. Um bereits gemachte Erfahrungen mit einbeziehen zu können, besuchte das Projektteam vergleichbare Objekte, wie z. B. die Klosteranlagen auf der Huysburg, in Ilsenburg, Memleben, Jerichow, Wechselburg, Mühlberg u. a. Dabei wurden besonders die jeweilige Herangehensweisen und Nutzungskonzepte einer entsprechenden Prüfung unterzogen.
Das erforderliche Energiekonzept schließt sich nahtlos an die für
Nienburg von 2013 – 2015 erarbeitete Energiestudie an, bei der die Bürgerbeteiligung ebenfalls durch den Landesheimatbund organisiert worden war. Es wurde überlegt, berechnet, mit der Firma MitNetz beraten und beinhaltet nun eine regenerative Energieversorgung in Kombination einer Heizanlage / Blockheizkraftwerk für Hackschnitzel, Solarenergie, Solarlüftung (mit möglichem Anschluss an ein Nahwärmenetz, welches umliegende Gebäude ebenfalls mit Energie versorgt) und eine Eigenversorgung mit Energie aus Fotovoltaik (Solarzellen auf dem Schlossdach in denkmalgerechter Optik von roten Dachziegeln, u. U. Einbeziehung des Daches der Schule gegenüber). Die Energieanlagen sollten auch als Muster- bzw. Modellanlage für andere, ähnlich geartete Gebäude fungieren. Deshalb sollen die Anlagen in Führungen öffentlich präsentiert werden.
Auch über eine künftige Trägerschaft und Bewirtschaftung des gesamten Unternehmens wurden gemeinschaftlich mit den Nienburgern Überlegungen ausgetauscht. Möglich wäre die Gründung eines Fördervereins, einer gemeinnützigen Stiftung oder einer Genossenschaft. Alle drei Trägerschaften ermöglichen eine vielfältige Bürgerbeteiligung und damit auch Mitwirkung der in Nienburg sehr aktiven Vereine. Bei der Trägerschaft durch einen Förderverein besteht allerdings eine gewisse Haftungsproblematik bei solch einem großen Ensemble. Daher wäre die Trägerschaft durch eine Stiftung oder eine Genossenschaft zu bevorzugen. Zunächst könnte sich allerdings ein Förderverein für das weitere Vorantreiben der Sanierung, für das Spendeneinsammeln und das Stellen von Förderanträgen engagieren. In jedem Fall sollte die regionale und überregionale Wirtschaft mit einbezogen und zur Mitträgerschaft animiert werden.
Hinsichtlich der Bewirtschaftung einzelner Bereiche wäre verschiedenes möglich, etwa die Pachtung des Cafés / Restaurants durch bereits bestehende gastronomische Einrichtungen, die Produktion von Hackschnitzeln aus kommunalem Aufkommen der Grün- und Landschaftspflege, regionale Versorgungskreisläufe, eine Patenschaft für den Klostergarten oder Kooperationen mit Firmen und Kirchgemeinden bei Ausstellungen, Seminaren, Führungen usw.
Als nächste Schritte wurden vorgeschlagen, die Gebäudesicherungsmaßnahmen einzuleiten, die Gebäude zu entkernen und von Industriebauresten zu befreien sowie einen Förderverein oder eine Genossenschaft zu gründen, um die Stadt zu entlasten. Zur Finanzierung gibt es verschiedentliche Förderprogramme, auf die von den Projektbearbeitern im Nutzungskonzept hingewiesen wurde.
Im August 2016 wurde das Nutzungskonzept, das im Rahmen eines vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr geförderten Projekts entwickelt wurde, an die Stadtverwaltung Nienburg übergeben. Gemeinsam mit den Vereinen vor Ort und allen Bürgern der Stadt hoffen wir auf einen baldigen Start von Baumaßnahmen, die das bedeutende und für Sachsen-Anhalt wichtige Denkmalensemble vor einem weiteren Verfall bewahren. Der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. ist bereit, sich auch weiterhin dafür einzusetzen.