Vergessener Schatz im Harz – Die Grube Braunesumpf
Klaus Stedingk | Ausgabe 1-2021 | Rezensionen
Grube Braunesumpf – Vergessener Schatz im Harz.
Andreas Pawel, Hans Schaarschmidt & Dieter Mucke
Bergverein zu Hüttenrode e. V. (Hrsg.), Hüttenröder Edition Nr. 8, 302 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Tabellen, Hüttenrode/Plauen 2020.
Herausgeber: Bergverein zu Hüttenrode e. V., Druck: Satzart oHG Plauen, ISBN 978-3-00-065901-0, Preis: 35,– €
Die Reihe der Hüttenröder Editionen ist inzwischen bei der Nr. 8 angekommen. Diese Bücher beleuchten verschiedenste Aspekte und Fakten des traditionsreichen Mittelharzer Montanwesens und bewahren sie damit vor dem Vergessen.
Mit dem überaus gut ausgestatteten Band Nr. 8 liegt zweifelsfrei ein außergewöhnliches Buch zur Montangeschichte des Harzes vor. In zwölf Hauptkapiteln mit zahlreichen Unterkapiteln werden die Geschichte aber auch der aktuelle Zustand des historischen Eisen- und Manganerzbergbaus bei Hüttenrode, aber auch des Hüttenwesens in Blankenburg und Calbe in nahezu alle Richtungen beleuchtet.
Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Grube Braunesumpf. Hier hat der Hauptautor Andreas Pawel buchstäblich jeden Stein umgedreht und darunter geschaut. Damit ist ein seltenes Zeitdokument entstanden. In seinen Beiträgen spannt sich der Bogen vom Mittelalter über die Braunschweigische Zeit mit der Geschichte der Harzer Werke zu Rübeland und Zorge, bis zur Epoche des industriellen Bergbaus (1920 bis 1969). Ausgespart wird hierbei auch nicht der massive Ausbau der Gruben im Dritten Reich bis hin zu den Anstrengungen, den Bergbau unter planwirtschaftlichen Bedingungen weiter zu entwickeln. Dabei werden die Schattenseiten nicht verschwiegen oder verharmlost. Die letzte Betriebsperiode bis zur Schließung der Grube Braunesumpf (1946 bis 1969) erscheint im Rückblick des Autors als eine Blütezeit des Hüttenröder Reviers, die eng verknüpft war mit der Errichtung des Niederschachtofenwerks in Calbe.
Wie in fast allen ehemaligen Erzrevieren Mitteleuropas diskutiert der Autor auch die Frage der Perspektive zur Wiederaufnahme des Bergbaus verbunden mit einer wirtschaftlichen Nutzung der noch vorhandenen und z.T. nur vermuteten Reserven Eine nüchterne Analyse für das Revier Braunesumpf zeigt, dass die Eisenerzvorkommen auch für kommende Jahrhunderte ohne ökonomischen Belang sein dürften.
Einen Wert an sich stellen die Bilderstrecken und Impressionen von Untertage aus Befahrungen nach 50 Jahren seit der Stilllegung dar. Diese z.T. meisterhaften Aufnahmen aus dem heute noch zugänglichen Altbergbau sind wertvolle Zeitdokumente.
Für das Kapitel Mineralfunde aus dem Hüttenröder Revier wurde Hans Schaarschmidt gewonnen. Auch wenn Stufen aus dem Hüttenröder Revier eher selten in den Sammlungen anzutreffen sind, überzeugen die abgebildeten Mineralien und Gesteinspräparate mit ihrer Ästhetik.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hüttenröder Edition Nr. 8 in erster Linie eine hochwillkommene Ergänzung zu den bereits an anderer Stelle erschienenen Abhandlungen über die Gruben Büchenberg und Drei Kronen und Ehrt / Einheit bei Elbingerode bildet. Dabei erhebt das Buch keinen Anspruch auf exakte Wissenschaft, sondern möchte die Montangeschichte von ihren Wurzeln her und in ihrer sozial-zwischenmenschlichen Einbettung beleuchten. Dieses Vorhaben ist nach Meinung des Rezensenten sehr weitgehend gelungen und tröstet den Leser über die leider recht zahlreichen Dopplungen und einige Sach- und Schreibfehler hinweg. Der neuen Hüttenröder Edition ist deshalb eine weite Verbreitung zu wünschen.