Die Gesteine, Böden, Fossilien und Minerale der Jahre 2021 / 22

Bodo-Carlo Ehling | Ausgabe 1-2022 | Natur und Umwelt

Begründer der Initiative „Gestein des Jahres“ Dr. Werner Pälchen (links) und rechts Dr. Manuel Lapp, Sprecher des Kuratoriums „Gestein des Jahres“ im Hartgesteinstagebau Mammendorf. Foto: Bodo-Carlo Ehling.
Bei der Taufe des Gesteins des Jahres in Mammendorf. Andreas Hagedorn, Vorsitzender des BDG (links), Bürgermeisterin Steffi Trittel (Mitte) und Max Pescher von der Geschäftsführung der Cronenberger Steinindustrie (rechts). Foto: Bodo-Carlo Ehling.
Ein Bodenprofil eines Pararendzina-Pelosol aus Tonstein des Mittleren Keuper östlich von Herrengosserstedt (Burgenlandkreis) als Beispiel für den Boden des Jahres 2022. Foto: Dr. Helbig (LAGB).
Ein Bodenprofil eines Tschernosems aus Löß südlich von Schraplau (Saalekreis) als Beispiel für den Boden Jahres 2021. Foto: Dr. Helbig (LAGB).
Schlagengips und Alabasterknollen in der Elisabeth-Schächter-Schlotte, Wettelrode (Lk Mansfeld-Südharz). Foto: Bodo-Carlo Ehling.
Calcittrum im Kalksteintagebau Hornberg bei Elbingerode (Lk Harz). Foto: Bodo-Carlo Ehling.

Am 23. September 2021 erfolgte in Mammendorf die Taufe des Andesits zum „Gestein des Jahres 2020/21“. Eingeladen hatten der Berufsverband deutscher Geowissenschaftler (BDG), der seit dem Jahr 2007 das Prädikat „Gestein des Jahres“ verleiht, sowie der Betreiber des Hartgesteinstagebaus, die Cronenberger Steinindustrie, der Unternehmerverband Mineralische Rohstoffe (UVMB), das Landesamt für Geologie und Bergbau Sachsen-Anhalt (LAGB), der Bundesverband Mineralische Rohstoffe e. V. (MIRO) sowie die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien e. V. Im Rahmen eines kurzen, abwechslungsreichen Symposiums wurde das Gestein Andesit, seine Zusammensetzung, Verbreitung und Verwendung vorgestellt. Grußworte hielten der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Jürgen Ude und der Landrat des Landkreises Börde Martin Stichnoth. Dr. Manuel Lapp, Sprecher des Kuratoriums „Gestein des Jahres“, hob als wesentliches Ziel dieser Initiative die Verbreitung des Wissens um Geologie und Gesteine in der Öffentlichkeit hervor. Dr. Bert Vulpius vom UVMB ging auf die Bedeutung heimischer Steine-Erden-Rohstoffe ein. Der Geschäftsführer der Cronenberger Steinindustrie, Max Pescher, berichtete über den Erfolg des Familienbetriebes und des Andesit-Tagebaus in Mammendorf.

In Deutschland findet man Andesit u.a. im Saar-Nahe-Gebiet, im Westerwald, im Thüringer Wald, im Flechtinger Höhenzug, in der Vorerzgebirgssenke und in NW-Sachsen. Er ist ein besonders hartes und widerstandsfähiges vulkanisches Gestein und findet Verwendung als Schotter oder Splitt im Straßen-, Wege- und Gleisbau sowie als Zuschlag für die Beton- und Asphaltherstellung.

Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. hat kürzlich Gips zum Gestein des Jahres 2022 ernannt. Gips ist sowohl Mineral als auch monomineralisches Gestein und besitzt eine große Verbreitung in unserem Land. Die Förderung von Gips erfolgt deutschlandweit in 62 Tagebauen und neun untertägigen Bergwerken. Als Werkstoff findet Gips vielfältig Einsatz im Alltag – in der Medizin, in der Bauindustrie, zur Formerstellung in der Kunst und Technik, aber auch als Naturwerkstein. In seiner feinkörnigen Form ist er besser als Alabaster bekannt. Ob farblos-transparent, weiß, gelb, rot oder grau fand er bereits im alten Ägypten und Griechenland Verwendung zur Herstellung von Skulpturen, Vasen, Reliefs und Gebrauchsgegenständen. Der Alabaster-Kalvarienberg des Domschatzes Halberstadt gilt als „ein Hauptwerk deutscher Alabasterskulptur der Spätgotik“. Es handelt sich hier um Alabasterfiguren aus dem 15. Jahrhundert.

 

Boden des Jahres 2021 – der Lössboden

Die Aktion Boden des Jahres wurde am 5. Dezember 2004 anlässlich des Internationalen Tages des Bodens erstmals hierzulande eingeführt. Beginnend mit der Schwarzerde im Jahr 2005 soll alljährlich mit dieser Aktion im deutschsprachigen Raum die Bedeutung des Bodens für Mensch und Umwelt vermitteln werden. Wichtige Funktionen des Bodens sind heute durch menschliche Eingriffe wie Überbauung und Versiegelung gefährdet. Der Boden ist Standort für natürliche Vegetation und Kulturpflanzen und wirkt als Schadstofffilter und trägt zur Dämpfung der Hochwassergefahr bei Starkniederschlägen bei. Die Bedeutung des Bodens und seine Schutzwürdigkeit wird vor allem im Zusammenhang mit der Klimadiskussion zunehmend erkannt. Der Boden des Jahres soll einem breiten Publikum den Aufbau und die Eigenschaften der Böden näherbringen, aber auch die Vielfalt der Bodendecke zeigen. Löss ist ein häufig kalkhaltiges, homogenes, hellgelbliches Sediment, das überwiegend aus Schluff-Partikeln besteht. Schluff ist feiner als Sand, aber gröber als Ton und damit wie Staub. Wahrscheinlich ist der Begriff Löss aus dem alemannischen, mundartlichen Ausdruck Lösch „lose“, „locker“ abgeleitet. Lössboden ist in Sachsen-Anhalt weitverbreiteter, wertvoller Ackerboden und erfüllt zahlreiche Funktionen – er speichert Nährstoffe, hält aber auch Schadstoffe zurück und hilft so, das Grundwasser sauber zu halten. Das Ausgangsmaterial des Lössbodens wurde während der Eiszeit vom Wind heran geweht. Der Lössboden kann also auch wieder leicht abgetragen und ebenso leicht vom Wasser weggespült werden. Weil sich Lössboden ohne eine neue Eiszeit nicht wieder bilden kann, müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um ihn zu erhalten. Den besten Schutz gegen Wind- und Wassererosion bietet eine ganzjährige Pflanzendecke und bei landwirtschaftlicher Bodennutzung möglichst viele Hecken und Bäume als Windschutz.

 

Boden des Jahres 2022 – der Pelosol (Tonboden)

Am 3. Dezember 2021 wurde der Pelosol als Boden des Jahres 2022 im Rahmen einer Festveranstaltung des Umweltministeriums Baden-Württemberg in der Landesvertretung in Berlin offiziell vorgestellt. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab (pelos = Ton, solus = Boden) und verweist auf die hohen Tongehalte dieses Bodens. Pelosole kommen vor allem im südwestdeutschen Schichtstufenland auf Tongesteinen des Keupers und Juras häufiger vor. In Sachsen-Anhalt spielen Pelosole nur eine untergeordnete Rolle, da sie nur auf kleinen Flächen im nördlichen Harzvorland im Verbreitungsgebiet der tonreichen Sedimentgesteine aus dem Keuper auftreten. Die hohen Tongehalte im Pelosol bedingen das feuchteabhängige Quellen und Schrumpfen des Bodens und machen ihn zu einem schwierigen Ackerboden. Sie werden daher eher forstwirtschaftlich oder als Grünland genutzt.

Fossil des Jahres 2021 – Flugsaurier (Scaphognathus crassirostris)

Das Fossil des Jahres ist ein Prädikat, das seit 2008 von der Deutschen Paläontologischen Gesellschaft für einzelne Fossilexemplare oder ausgestorbene Arten verliehen wird. Die Aktion wurde ins Leben gerufen, um die Bedeutung von Fossilien für die Geo- und Biowissenschaften zu betonen und ihren ästhetischen Wert als Museumsexponate hervorzuheben. Auf diese Weise will die Gesellschaft die Paläontologie stärker in den Blick der deutschen Öffentlichkeit rücken. Alljährlich wählen die Mitglieder der Paläontologischen Gesellschaft das Fossil des Jahres auf ihrer Jahrestagung aus.

Als Fossil des Jahres 2021 wurde der Holotyp des „Langschwanzflugsauriers“ (Scaphognathus crassirostris) aus dem Weißjura der Fränkischen Alb ausgewählt. Bereits der Erstbeschreiber der Spezies, der Bonner Professor für Zoologie und Paläontologie Georg August Goldfuß (1782 – 1848), erkannte schon in den 1830er Jahren anhand dieses Exemplars die haarähnliche Körperbedeckung des 150 Millionen Jahre alten Flugsauriers. Professor Goldfuß ließ erstmals eine Zeichnung einer Lebendrekonstruktion dieses Flugsauriers und seiner Umwelt veröffentlichen und legte so quasi die Grundlage für eine neue Kunstgattung, der „Paläo-Art“. Gemälde, Zeichnungen und später Filme haben unsere Vorstellung von der Urzeit geprägt und ziehen bis heute ein großes Publikum in den Medien an.

 

Mineral des Jahres 2021 – Calcit (Ca [CO3])

Das Mineral des Jahres ist eine relative junge Initiative der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie e. V. (VFMG), die eine breite Öffentlichkeit auf die Bedeutung von Mineralien im täglichen Leben hinweisen und ihren ästhetischen Wert als Museumsexponat und Sammlungsobjekt nahe bringen soll. Das Prädikat wurde erstmals 2018 verliehen. Seit 2019 wählen die Mitglieder der VFMG das jeweilige Mineral aus mehreren Vorschlägen aus. Vorschlags- und wahlberechtigt sind alle Mitglieder der VFMG sowie die Abonnenten der Zeitschrift „Der Aufschluss“. Bei den Vorschlägen achtet der VFMG darauf, dass diese nicht nur mineralogisch interessant sind, sondern möglichst auch in den Bereichen Industrie, Gesellschaft, Kultur und besonders den Geowissenschaften eine gewisse Bedeutung aufweisen. Ähnlich wie bei der Aktion Boden des Jahres wird eine internationale Kooperation angestrebt, um Synergieeffekte bei der Bewerbung zu erreichen. Als Mineral des Jahres wurde im Jahr 2018 Magnetit (Fe2O3), 2019 Malachit (Cu2[(OH)2 | CO3]), 2020 Fluorit (CaF2) und 2021 Calcit in der Öffentlichkeit, den fachlichen Institutionen und der Presse beworben. Durch Vorträge der Bezirksgruppen der VFMG und Ausstellungen wird alljährlich auf das Mineral des Jahres aufmerksam gemacht.

Calcit ist ein sehr häufiges gesteinsbildendes Mineral und kommt in magmatischen, metamorphen und sedimentären Gesteinen vor. Allein Kalksteine bedecken rund 40 % der Erdoberfläche. Seine Verwendung als Baumaterial geht bis auf den Beginn der menschlichen Zivilisation zurück. In der Gegenwart ist neben der Verwendung beim Haus- und Straßenbau die Produktion von Stahl, Glas, Kunststoffen, Papier und Lebensmitteln ohne Calcit undenkbar.