Die Letzten ihrer Zunft

Henry Bergmann | Ausgabe 1-2022 | Kulturlandschaft

Mühle Zeddenbach an der Unstrut. Foto: Henry Bergmann
In der Getreidemühle Schröder, Thale. Foto: Matthias Behne, lautwieleise.
Kontrolle des Mahlgutes. Foto: Matthias Behne, lautwieleise.
In der Getreidemühle Schröder, Thale. Foto: Matthias Behne, lautwieleise.
Noch immer ist die Arbeit in der Mühle der Familie Schröder von viel Handarbeit geprägt. Foto: Matthias Behne, lautwieleise.
In der Getreidemühle Schröder, Thale. Foto: Matthias Behne, lautwieleise.
Das Wehr des Mühlgrabens. Foto: Matthias Behne, lautwieleise.

Während man in der Wendezeit noch etliche Mühlen ausmachen konnte, in denen gemahlen oder geschrotet wurde, ist nun die Anzahl der aktiven Betriebe auf einige wenige zusammengeschrumpft. Die Ursachen liegen in der Überalterung ihrer Besitzer, mangelndem Interesse der nachwachsenden Generationen und im Preisdruck, der durch die Großmühlen ausgeübt wird. Deren Mehl ist unschlagbar kostengünstiger, wenn auch mit Abstrichen in der Qualität, wie oft behauptet wird. Verbliebene Mühlen setzen hingegen auf Bioprodukte, eigene Hofläden und neue Projekte mit interessierten Partnern.

In Cörmigk im Salzlandkreis betreibt die Familie Sauer die ehemalige Motormühle Lederbogen (siehe S. 1, Bild oben links) und eine Bäckerei mit Hofladen. Der Mühlenstandort ist viele Jahrhunderte alt. Wegen Wassermangels wird seit der Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts die Mühle nicht mehr durch ein Wasserrad, sondern elektrisch betrieben.

In der Altmarkmühle Fuchs in Groß Garz werden Weizen­, Roggen­ und Dinkelmehle für Bäcker und Konditoreien im Umfeld hergestellt.

In Thale existieren Motormühle, Futtermittelhandel und Hofladen der Familie Schröder. Die Mühle liegt am Mühlgraben und arbeitete noch im 19. Jahrhundert als Ölmühle. Ein Wasserrad war bis 1927 existent, danach wurde eine 45 PS­Francis­Zwillingsturbine eingebaut. Heute wird noch über einen Generator überschüssige Elektroenergie eingespeist. Nach der Wende wurde die Mühle kontinuierlich modernisiert.

Die im Burger Ortsteil Gütter arbeitende 10 t­Motormühle Zänker geht auf das Baujahr 1932 zurück. Vorher existierte hier eine Wassermühle am Ihlebach. Nach der Wende wurde die Mühle technisch modernisiert und ein Hofladen errichtet. Es werden Weizen, Roggen und Dinkel verarbeitet. Mühlenführungen können organisiert werden. Ein modernes Windrad zur Stromerzeugung, das erste im Jerichower Land, wird zusätzlich seit 1995 betrieben.

An der Unstrut bei Freyburg steht die Mittelmühle Zeddenbach von Wolfgang Schäfer, deren Tradition mehr als 800 Jahre zurückreicht. Der gegenwärtige Betrieb existiert seit 120 Jahren. Die Mühle ist auch über die Straße der Romanik, den Saale­Unstrut­Radwanderweg und über die Deutsche Weinstraße gut zu erreichen. Wurden einst 25 t Getreide am Tag verarbeitet, so werden heute vorwiegend kleinere Mengen Spezialmehle hergestellt. Außerdem nutzt die Mühle die Wasserkraft zur Elektroenergiegewinnung mittels Turbinentechnik.

Der Standort der Stadtmühle Pretzsch existiert seit 1787; sie war früher eine Schlossmühle. Heute produziert die 3t­Mühle Roggen­ und Weizenmehle. Sie betreibt eine eigene Bäckerei und beliefert umliegende Bioläden mit ihren Mehlen.

Die Selkemühle Meisdorf hat erst vor kurzem ihren Betrieb eingestellt. Daneben gibt es noch einige Vereins­Windmühlen, die nur gelegentlich mahlen oder zumindest backen wie z. B. in Colbitz, Badersleben, Anderbeck und Danstedt, was in der Regel viele Besucher magisch anzieht.