Mehr Vernetzung, mehr Zusammenarbeit
Ergebnisse des zweiten Netzwerktreffens zum Grünen Band in Böckwitz
Hauke Heidenreich und Martin Müller | Ausgabe 2-2022 | Bürgerschaftliches Engagement | Geschichte | Kulturlandschaft
Am 9. Oktober 2021 lud der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. Vereine, Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen zu einem zweiten „Netzwerktreffen Grünes Band“ ins Grenzmuseum Böckwitz-Zicherie ein. Bereits im Jahr 2020 hatte ein solches Treffen in Abbenrode im Harz stattgefunden. Seit dem 1. Juni 2021 ist nun beim Landesheimatbund Sachsen-Anhalt das Projekt „Erinnerungskultur und Engagement am Grünen Band“ angesiedelt. Ziel ist es, die überregionale Vernetzung von Akteuren am Grünen Band zu erreichen und Informationen darüber auf einem digitalen Besucher:innenzentrum (Multimediaplattform) für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Daher diente das Netzwerktreffen als Möglichkeit, die die unterschiedlichen Akteure am Grünen Band miteinander ins Gespräch zu bringen.
Im Anschluss an die Begrüßung der teilnehmenden Vereine und Initiativen hatten diese die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit in kurzen Beiträgen vorzustellen. Dabei äußerten ausnahmslos alle den Wunsch, dass die Arbeit am Grünen Band stärker vernetzt werden müsse. Zudem wurden drei Kurzfilme vorgestellt, die im Auftrag des Landesheimatbundes entstanden waren. Die Filme portraitieren das Engagement dreier Vereine am Grünen Band – des Heimat-, Kultur- und Museumsvereins Abbenrode e. V., des Museumsvereins Böckwitz e. V. sowie des Grenzmuseums Sorge e. V.– und stehen für die weitere multimediale Darstellung der Vereinsaktivitäten zur Verfügung.
Im Anschluss hielt Herr Thomas Krueger, Geschäftsführer des Niedersächsischen Heimatbundes, ein Impulsreferat über die Arbeit am Grünen Band in Niedersachsen. Krueger thematisierte besonders die regionaler Kulturarbeit und hob die Notwendigkeit hervor, das Grüne Band vor allem aus länderübergreifender Perspektive zu betrachten. Dr. Hauke Heidenreich, Koordinator des Grüne-Band-Projekts beim LHB, ergänzte in seinem Vortrag, dass politische Kontexte und Erinnerungskultur zwei nicht zu trennende Faktoren bei der Arbeit zur ehemaligen Grenze seien. Darüber hinaus gab er erste Einblicke in das geplante Onlineportal. Dabei stelle die digitale Vernetzung, so Heidenreich, eine einmalige Chance dar, den regionalen Initiativen eine überregionale Aufmerksamkeit zu verschaffen und ihre Arbeit international zu verorten.
Nach den kurzen Inputs kamen die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch. Diskutiert wurde besonders die Frage, wie die angestrebte Vernetzung konkret aussehen soll und wie die Akteure vor Ort sich gezielt in ein Netzwerk einbringen könnten. Die Schaffung eines E-Mail-Verteilers für alle Teilnehmenden wurde ebenso angeregt wie der regelmäßige Austausch in analoger Form. In diesem Sinne boten mehrere Vereine für das Jahr 2022 Räumlichkeiten für das nächste geplante Netzwerktreffen an. Zudem sollen zukünftig Workshops für die am Grünen Band agierenden Museen stattfinden, um zentrale Aspekte der historischen Darstellung zu diskutieren.
Die Schwierigkeiten länderübergreifender Arbeit wurde von mehreren Teilnehmenden besonders betont. Zwar konnten Erfahrungen länderübergreifender Projekte zum Thema Grenzgeschichte(n) bereits z. B. zwischen Niedersachsen und der Metropolregion Hamburg gesammelt werden, doch wurde durch die Teilnehmenden die fehlende länderübergreifende Infrastruktur zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, etwa in Form eines überregionalen Schüler:innentickets, kritisiert. Gerade überregionale Tickets würden es den Vereinen erleichtern, Teilnehmende für Schulprojekte aus mehreren Bundesländern zu finden. Zu solchen Projekten sollte besonders der Besuch mit Schulklassen oder Vereinen an Denkmälern zur ehemaligen Grenze, etwa geschleifte Dörfer wie in Groß Grabenstedt, zählen. Zudem wurde auf die ökonomische Struktur der Regionen an der ehemaligen Grenze verwiesen. So müssten zukünftig für die Netzwerkarbeit vor allem auch Tourismusverbände und Kommunen als Partner gewonnen werden. Hier könne das Grüne Band als Wirtschaftsfaktor in strukturschwachen Regionen angesehen werden, den es entsprechend zu platzieren gelte. Dazu sei es aber von Nöten, das Zusammenwirken naturräumlicher, historischer und touristischer Interessen im Umgang mit der ehemaligen Grenze zu verstärken.
Ein weiteres zentrales Thema war die Beschilderung am Grünen Band. Derzeit vorhandene Gedenktafeln oder Hinweisschilder sind zumeist von den vor Ort agierenden Vereinen aus eigener Initiative heraus angebracht worden. Jedoch sei es elementar, das Grüne Band und die ehemalige Grenze aus einer Gesamtperspektive heraus zu betrachten. Dazu sei eine einheitliche Beschilderung notwendig. Einig waren sich die Teilnehmenden auch in der Tatsache, dass es mit der Erfassung und Installation von Informationstafeln nicht getan sei. Mindestens ebenso zentral müsse die Frage der Pflege und des Erhalts der Schilder sein, denn ohne intakte Schilder gebe es keine umfassende Information für Besuchende vor Ort. Hier gehe Niedersachsen mit positivem Beispiel voran, habe man dort doch den Wert von Rad- und Fußwegen entlang des Grünen Bandes längst erkannt. Hier habe das Land Sachsen-Anhalt noch ungenutzte Potenziale, vor allem auch, um wichtige Fernwege wie zum Beispiel den „Iron Curtain Trail“ im Land und in der Region zu halten. Als erster praktischer Schritt wurde geplant, die neu gesetzten Schilder am Grünen Band an zentraler Stelle im Landesheimatbund Sachsen-Anhalt zu erfassen.
Den Abschluss des Netzwerktreffens bildete eine Exkursion unter Leitung des gastgebenden Vereins Museumsverein Böckwitz e. V. Entlang der Grenzpfade lernten die Teilnehmenden sowohl die Natur des Drömlings als auch den Einfluss der ehemaligen Grenze auf das Leben im nördlichen Sachsen-Anhalt kennen. Historische und naturräumliche Aspekte wurden dabei gleichermaßen vermittelt und erneut der Wunsch nach einer länderübergreifenden Zusammenarbeit artikuliert.
Zum Ende der Veranstaltung wurde übereinstimmend festgestellt, dass die nun einsetzende Vernetzungsarbeit nur ein erster, dafür aber umso wichtigerer Schritt gewesen sei, das Engagement am Grünen Band zu intensivieren.