22. September 2021
Ausgabe 3-2021
22. September 2021
Julia Pleintinger | 20. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Gerade ist wieder ein Kennenlernwochenende vorbei. Das Erste seit Beginn der Corona-Zeit. 11 Menschen waren da, um sich einen Eindruck von unserer Gemeinschaft zu machen und genauso viele sind noch auf der „Warteliste“. Das Interesse am Leben in Gemeinschaft ist groß. In der Corona-Zeit waren wir alle sehr froh, nicht mit Kleinfamilie oder gar allein in einer kleinen Bude zu wohnen, sondern hier viel Platz und viele Menschen um uns zu haben – trotz aller Konflikte, die so ein Zusammenleben mit sich bringt, denn auch selbstgewählte Gemeinschaft ist nicht immer Friede Freude (veganer) Eierkuchen.
Lilly Jentsch | 4. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Als Engagementbotschafter Kultur des Landes Sachsen-Anhalt werden seit 2013 Bürgerinnen und Bürger des Landes berufen, die im Kulturbereich ehrenamtlich tätig sind. Die Berufung ist eine Auszeichnung für ehrenamtliche Arbeit und zugleich selbst ein Ehrenamt. Die aktuell fünf Botschafter repräsentieren bei zahlreichen Anlässen das ehrenamtliche Engagement im Kulturbereich und stehen Politik und Verbänden beratend zur Seite.
Mark Wollmann wurde 2020 mit 18 Jahren für 2 Jahre zum Engagementbotschafter des Landes Sachsen-Anhalt berufen. Im selben Jahr legte er sein Abitur am Gymnasium Landsberg ab und leitet inzwischen ehrenamtlich die Gemeindebibliothek Peißen, die er vor 6 Jahren mitgründete. Dort haben sich er und sein Team die Lese- und Sprachförderung junger Kinder aus der Region zur Aufgabe gemacht.
Thomas Schindler | 4. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Die Rechtskultur der Vormoderne kannte die sogenannten Schandstrafen. Hierbei wurden Straftäterinnen und Straftäter öffentlich bloßgestellt, um ihnen temporär die Ehre und Würde als Mitglieder ihrer Gemeinde zu nehmen. Es kamen einige, teilweise auch heute noch durch den Sprachgebrauch tradierte Geräte zum Einsatz, vor allem Pranger. Dabei handelte es sich zumeist um eine Art Pfahl, an den Verurteilte eine bestimmte Zeit lang angekettet waren. Weniger bekannt sind hingegen lächerlich machende Aufzüge, mit denen Verurteilte durch die Gassen geführt wurden oder sich an öffentlichen Plätzen aufstellen mussten. Hierzu gehören etwa Strohkränze und Halsgeigen für Frauen, die eine außer- oder voreheliche Verbindung eingingen. Männer mussten hingegen mantelartig gestaltete Holztonnen in der Art eines Kleidungsstücks tragen, sogenannte Schand- oder Strafmäntel: „Dieses Werkzeug war nämlich so gemacht, daß der Verurtheilte den Kopf durchstecken konnte, und es ihm dann auf den Schultern lag; er hatte also nur den Kopf frei. Er mußte nun mit diesem hölzernen schweren Mantel, der bis zum Knie reichte, eine oder ein Paar Stunden auf öffentlicher Straße vor dem Rathhause, oder wenn es Schiffer betraf, die eigentlich mit dieser Strafe belegt wurden, vor dem Packhofe stehen“, wie es in Johann Georg Krünitz’ „Oekonomisch-technologischer Encyklopädie“ von 1832 (Band 154) heißt.
Lüder Laskowski | 1. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Im September 2020 schlug sich eine Gruppe von Enthusiasten nach langer Zeit zum ersten Mal wieder eine Schneise durch das Dickicht auf dem alten Kirchhof. Als sie schließlich im ehemaligen Kirchenschiff der zur Ruine gefallenen Kirche St. Gangolf in Pobles bei Lützen standen, waren sie sich darin einig, dass es eigentlich schon kurz nach zwölf für das älteste und markanteste Gebäude der Doppelorte Kreischau/Pobles im Grunautal ist. So romantisch das im Sonnenlicht spielende Blätterdach und die zerfallenen Sandsteinmauern auch wirkten, es musste etwas getan werden. Bis ins 10. Jahrhundert zu Heinrich I. geht die christliche Baugeschichte an diesem Ort zurück. Die nun noch vorhandenen Reste des einst in opulentem Spätbarock ausgestatteten Gotteshauses stammen aus dem 15. und 18. Jahrhundert. Ende der 80er Jahre beschleunigte sich der auch nach der Wende nicht aufgehaltene Verfall.
Eckehard Hofmüller | 1. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Rieda ist ein kleines Dorf 15 km nördlich von Halle / Saale, wenige Kilometer östlich vom Petersberg, zur Kleinstadt Zörbig gehörend. Der Ort liegt umgeben von fruchtbarem Ackerboden direkt am Flüsschen Riede. Er zählt heute etwa 200 Einwohner, ist geprägt von einer gewachsenen Bebauung aus großen, teils verfallenen landwirtschaftlichen Ziegelbauten, sowie einigen Siedlungs- und Neubauten und viel Gartenland. Das Pfarrhaus wurde 2011 verkauft, welches wir, aus Altmark und Oberlausitz stammend, erwarben. Die alte Kirche im Ortszentrum liegt bis vor wenigen Jahren verfallen und versteckt unter einer dicken Efeudecke.
Solveig Feldmeier | 1. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Harzgerode, Königerode, Neudorf, Dankerode, Straßberg, Güntersberge, Siptenfelde, Silberhütte, Alexisbad und Mägdesprung – das sind wohlbekannte Namen für einst beliebte Urlaubsorte. In den heutigen Ortsteilen und dem Harzstädtchen, das von 1635 bis 1709 sogar Residenzstadt der Grafen von Anhalt war, mangelte es früher nicht an kulturellen Angeboten und Treffmöglichkeiten. Das hat sich zum Negativen gewandelt. Wie viele andere Orte im ländlichen Raum haben wir mit Abwanderung und Überalterung zu kämpfen. Das trifft auch die vielen bestehenden Vereine hart. Mit unserem Soziokulturellen Zentrum ATHINA wollen wir dieser Tendenz etwas entgegensetzen.
Anke Triller | 1. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Sachsen-Anhalt gilt als „Wiege der Reformation“ und seit über 20 Jahren ist es auch das „Mutterland der FrauenOrte“. Hier wurde die Projektidee geboren, die mittlerweile in weiteren Bundesländern – Berlin, Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen sowie Thüringen – aufgegriffen wurde. Aber von vorn: Es begann mit den Vorbereitungen zur Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Mitte der 1990er Jahre wurde im Dreieck Bitterfeld / Wolfen, Dessau und der Lutherstadt Wittenberg eine Korrespondenzregion geschaffen. Mit Unterstützung und unter Federführung der landeseigenen Expo Sachsen-Anhalt GmbH wurden zahlreiche Projekte umgesetzt, darunter auch beeindruckende Ausstellungen zur Geschichte unserer Region.
Lars Bremer | 1. Oktober 2021 | Ausgabe 3-2021
Der Straßenname „Jüdendorf“ im Süden des Aschersleber Stadtkerns weist heute noch auf eine Ansiedelung von Juden seit dem Mittelalter hin. Ab 1325 ist die Ansässigkeit von jüdischen Einwohnern urkundlich belegt. Sie mussten seinerzeit Schutzgeld an den Bischof von Halberstadt, später an die Stadt Aschersleben zahlen, um sich das Wohnrecht hier zu erkaufen. Die Höhe der Gesamtabgaben und die Erwähnung des Rabbis Isaak von Eilenburg lassen auf die Existenz einer funktionierenden jüdischen Gemeinde schließen.
David Löblich | 27. September 2021 | Ausgabe 3-2021
Die St. Stephanikirche in Aschersleben wurde von 1406 bis 1507 erbaut und ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche. Ihre aufgrund des sandigen Untergrundes nicht vollständig wie geplant errichtete Doppelturmanlage wurde 1469 vollendet und wird über dem Westportal durch eine Figurengruppe geschmückt, die das Martyrium des Hl. Stephanus, des Kirchenheiligen, darstellt. Der Hl. Stephanus war Diakon der Jerusalemer Urgemeinde und gilt als erster Märtyrer des Christentums, der wegen einer Predigt mit hellenistischen Juden in Konflikt kam und als Gotteslästerer verurteilt vor den Toren Jerusalems gesteinigt wurde.
Mechthild Klamm, Sophia Stieme-Kirst, Franziska Knoll | 22. September 2021 | Ausgabe 3-2021
Der mitteldeutsche Raum weist in vielerlei Hinsicht Besonderheiten auf, die ihn von anderen Gegenden in Deutschland unterscheiden. Grund hierfür sind die naturräumlichen Gegebenheiten im Windschatten des Harzes. Während der und in der ausgehenden Eiszeit wurde hier feiner Gesteinsstaub abgelagert: der Löss. Durch den Regenschatten des Harzes bleiben die Nährstoffe, auch die Humusstoffe, bei durchschnittlich nur ca. 450 – 480 mm Niederschlag pro Jahr im Erdboden erhalten. Auf dem Löss-Untergrund bildeten sich mächtige Schwarzerden aus, die noch heute besonders ertragreich sind. Seit der Steinzeit wird Mitteldeutschland daher vornehmlich als Ackerstandort genutzt, Waldgebiete waren und sind kaum vorhanden.
Martin Müller, John Palatini | 22. September 2021 | Ausgabe 3-2021
Ortschronistinnen und Heimatforscher arbeiten ‚an der Basis‘. Sie halten die lokalen Begebenheiten in ihren Orten für nachfolgende Generationen fest und tragen Informationen über vergangene Ereignisse zusammen. Sie recherchieren in Archiven, legen eigene Archive an und vermitteln ihre Ergebnisse anhand von Chroniken, Texten zur Heimatgeschichte und Ausstellungen. Ihre Forschungen zur lokalen und regionalen Vergangenheit stellen auch vor Ort ein Identifikationsangebot dar und bilden zugleich die Grundlage für weitere Forschungen. Die für die Allgemeinheit so wertvolle Arbeit von Heimatforscherinnen und Heimatforschern ist eine Form des langfristigen Engagements für die Gesellschaft, das sich oft über Jahrzehnte erstreckt und höchste Wertschätzung verdient.
Christine Schlott | 22. September 2021 | Ausgabe 3-2021
Der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) wählt jedes Jahr ein Kulturdenkmal des Jahres. Als Bundesverband der Bürger- und Heimatvereine möchte er so auf bedeutende und erhaltenswerte Kulturlandschaftselemente aufmerksam machen. Gemeinsam ist den in allen Bundesländern als ein solches Kulturdenkmal nominierten Orten, dass sie auf eine reiche Tradition zurückblicken können, gleichzeitig aber im Alltag heute immer mehr an Bedeutung verlieren. Für dieses Jahr wurden „Historische Orte der Gemeinschaft“ zum Kulturdenkmal des Jahres bestimmt.
Titel – Orte der Gemeinschaft
Kulturdenkmal des Jahres 2021: Historische Orte der Gemeinschaft | Christine Schlott
„Freie Feldlage“ Harzgerode: Wie eine Gemeinschaft einen verlassenen Ort wiederbelebt | Julia Pleintinger
Das Soziokulturelle Zentrum ATHINA Harzgerode e. V. – Kultur- und Begegnungsstätte | Solveig Feldmeier
Rieda – Ein Dorf wird wieder Kirchdorf | Eckehard Hofmüller
Frischer Wind in alten Mauern – Der „Kaisersaschern e. V.“ errichtet einen Kunstraum in Pobles bei Lützen | Lüder Laskowski
Kulturlandschaft
20 + 1 Jahre FrauenOrte – Frauengeschichte in Sachsen-Anhalt | Anke Triller
Die jüdische Gemeinde von Aschersleben. Geschichte und Geschichten | Lars Bremer
Die Figurengruppe des Stephanus-Martyriums am Westportal der St. Stephani-Kirche in Aschersleben als Zeugnis eines christlichen Judenbildes | David Löblich
Geschichte
Vom Denkmal der Rechtspflege zum Museumsstück – Der Strafmantel von 1742 aus Groß Salze | Thomas Schindler
Denkmalpflege
„Lehm und Lehm lassen!“ – traditioneller Lehmbau in Mitteldeutschland als Chance für eine nachhaltige Bauwende | Mechthild Klamm, Sophia Stieme-Kirst, Franziska Knoll
30 Jahre Denkmalschutzgesetz in Sachsen-Anhalt – Interview mit Bernhard Lohe, Mitglied des Landesdenkmalrates Sachsen-Anhalt
Nachruf – Professor Dr. Dr. h.c. Heinrich Magirius (1934 – 2021) | Bernhard Lohe
In eigener Sache
Grundlagenkurse für Engagierte in den Bereichen Ortschronik und Heimatforschung | Martin Müller, John Palatini
Bürgerschaftliches Engagement
Junge Engagierte in Peißen | Lilly Jentsch
Rezension
„Wenn Steine reden könnten …“ | Mathias Köhler