29. Juli 2020
Ausgabe 2-2020
29. Juli 2020
Christian Zschieschang | 4. August 2020 | Ausgabe 2-2020
Vor vierzig Jahren überlegten sich in einem kleinen Dorf in der Dübener Heide etliche Frauen, dass die Spinde, die damals vorwiegend die Älteren noch betrieben, nicht einschlafen sollte. Es waren die etwa Vierzigjährigen, die dann diese Tradition aufrechterhielten, die sich freilich schon längst verändert hatte: Es wurde nicht mehr gesponnen, sondern gestrickt und gehäkelt. Man traf sich mehr oder weniger ganzjährig, und zwar ohne unverheiratete Mädchen. Auch ging es nicht mehr so zu wie in der Frühen Neuzeit, wo bei den Kirchenvisitationen die Unsittlichkeit der „Rockenstube“ regelmäßig beanstandet wurde.
Lutz Wille | 4. August 2020 | Ausgabe 2-2020
Bewegung kommt in die Reihen des Publikums, Hälse werden gereckt, wenn fünf bis sechs Harzer Folkloristen in ihrem blauen Fuhrmannskittel während einer Heimatveranstaltung vor die Bühne treten und die Peitschen knallen lassen. Ungläubiges Staunen drücken die Gesichter aus über die rhythmische Synchronisation der Akteure, ihre Taktfestigkeit beim Spiel eines Volksmusikstücks auf dem Akkordeon. Ja, das Peitschenkonzert war schon immer eine hohe Volkskunst! Aber wo hat diese folkloristische Darbietung ihre Wurzeln?
Sonja Renner | 4. August 2020 | Ausgabe 2-2020
Interview mit Reem Alrahmoun, Engagementbotschafterin Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Ein Gespräch über Kultur, Toleranz und Aufgeschlossenheit sowie ihren tiefen Wunsch, mit ehrenamtlicher Arbeit Geflüchteten und insbesondere Frauen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.
Helmut Menzel | 4. August 2020 | Ausgabe 2-2020
Mit Beginn des Jahres 1945 stand Deutschland vor seiner totalen Niederlage. Die „Ardennen-Offensive“ war vom Dezember 1944 bis Januar 1945 zusammengebrochen. Schwere Verluste erlitt die Deutsche Wehrmacht durch die „Weichsel-Oder-Offensive“ der Sowjetarmee, die auf die eindringlichste Bitte Winston Churchills terminlich vorverlegt wurde. Noch kampffähige Verbände der Wehrmacht wurden in aller Eile von der Westfront in Richtung Osten und Südosten abgezogen. Immer wieder rollten auch durch Magdeburg Truppentransporte. Doch die starken Verluste des Feldheeres an der Ostfront durch die Sowjetarmee konnten nicht mehr ersetzt werden. Während an der Ostfront die deutschen Truppen den vorrückenden sowjetischen Einheiten erbitterten Widerstand leisteten, ließ dieser an den westlichen Frontabschnitten im Frühjahr 1945 merklich nach. Die Front verlief hier Ende März an der Rheinlinie. Durch den massierten Einsatz ihrer weit überlegenen Luftstreitkräfte gelang es den kampfstarken Verbänden der britischen und amerikanischen Armee Anfang April, schnell in den mitteldeutschen Raum vorzudringen. Im Vorfeld, am 16. Januar 1945, wurde Magdeburg in einem der schwersten Luftangriffe zu 60 Prozent zerstört. Tausende Tote waren zu beklagen. Bis zum Kriegsende sollten noch 14 weitere Luftangriffe folgen.
Christian Marlow | 4. August 2020 | Ausgabe 2-2020
Albrecht der Bär (um 1100 – 18. November 1170) aus dem Geschlecht der Askanier war Sohn Ottos des Reichen von Ballenstedt und Eilika Billung von Sachsen. Deren Schwester Wulfhild heiratete um 1100 den bayerischen Herzog und Welfen Heinrich den Schwarzen (um 1075 – 13. Dezember 1126). Aus dieser Konstellation entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten sukzessive die scharfe Konkurrenz zwischen den Askaniern und den Welfen um das Erbe der Billunger.
Ralf Regener | 31. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Der Große Krieg war seit über einem Jahr beendet. Die politischen Rahmenbedingungen Deutschlands wurden einmal komplett auf den Kopf gestellt. Es gab keinen Kaiser mehr, das erst vor einem halben Jahrhundert gegründete Reich war untergegangen, alte Verbindungen brachen auf und bekannte Strukturen verschwanden. Die Zeit nach der Niederlage des Deutschen Kaiserreichs im Herbst 1918 war deshalb nicht nur davon geprägt, die unmittelbaren Kriegshinterlassenschaften, wie Nahrungsmittelmangel, Unterversorgung und Demobilisierung der Soldaten, zu bewältigen, sondern auch nach neuer Struktur und Orientierung für die künftige politische und gesellschaftliche Zusammensetzung des Staates zu suchen.
Dieter Horst Steinmetz | 31. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Ende 1848 war die Kamarilla um den preußischen König dabei, weitere vollendete Tatsachen zu Ungunsten der Revolutionäre zu schaffen. Ludwig Schneider aus Schönebeck an der Elbe, der demokratische Abgeordnete der Preußischen Nationalversammlung zu Berlin, hatte sich mit anderen Abgeordneten nach der Vertreibung aus dem Berliner Mielentz’schen Saal nach Brandenburg in den Dom, die aufgezwungene neue Parlaments-Tagungsstätte, begeben. Dort brachte er zusammen mit 75 linken Abgeordneten am 1. Dezember die Erklärung ein, dass sie „der Krone die Befugnis bestreiten, die National-Versammlung wider ihren Willen zu verlegen, zu vertagen oder aufzulösen.“
Jochen Alexander Hofmann | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Am Rande des alten Klosterortes Diesdorf, im idyllischen Hans-Jochen-Winkel, wurde bereits 1911 ein Bauernhofmuseum begründet, das heute auf mehr als 20 historische Wohn- und Wirtschaftsgebäude angewachsen ist. Derzeit wird noch die Fachwerkkirche aus Klein Chüden ins Museum transloziert, um das für ein altmärkisches Dorf einst typische Bauensemble abzurunden. Neben den zu unterschiedlichen Hofformen angeordneten Bauernhäusern, Ställen und Speichern, sind es die Feld-, Wald- und Wiesenflächen des ca. sechs Hektar großen Museumsgeländes, und vor allem die Gärten, die diesen Dorfcharakter des Freilichtmuseums prägen.
Hildegard Uhden | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Als wir am 6. Januar das neue Jahr 2020 traditionell mit einer Winterwanderung begrüßten, waren die Nachrichten über das Corona Virus, das sich in China ausbreitete, schon besorgniserregend. Aber China ist ja weit weg.
Hans-Christian Solka | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Auf den Abbruch des öffentlichen Schulbetriebs durch die Corona-Krise reagierte der Förderverein Randau sofort. Der Leiter unseres umweltpädagogischen Projekts Zeitreise, Dr. Solka, führte per Skype für interessierte Kinder an jedem Werktag einen interaktiven Videogruppenchat von 45 min aus dem Steinzeitdorf Randau durch. Am 15. Mai 2020 endete mit der achten Woche dieses Angebot.
Joachim Zander | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Nach dem das Jahr 2020 für uns sehr hoffnungsvoll begann – wir hatten Ende 2019 endlich den LEADER-Förderbescheid für die bauliche Sanierung des Pförtnerhauses und der Ambulanz des ehemaligen Krankenhaus Apollensdorf zum „Informations- und Dokumentationszentrum WASAG Haupt-Werk Reinsdorf“ erhalten – besuchte uns am 21. Februar 2020 der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Haseloff. Im März erhielten wir mit großer Freude dann auch den LEADER-Förderbescheid für den „Touristischen Geschichtslehrpfad in Apollensdorf/Nord“, unsere lang geplanten Vorhaben konnten also endlich losgehen!
Ines Menzel | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Aktuell zählt unser Verein 26 Mitglieder, der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 69 Jahren. 13 Mitglieder sind älter als 70 Jahre. Dementsprechend müssen wir Rücksicht auf die Gesundheit unserer Mitglieder nehmen.
Petra Karrasch | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Planen wir oder planen wir nicht? Das ist die Frage, die derzeit viele von uns bewegt. Erst haben wir Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Mitgliederversammlungen und Tagungen rund um Ostern und den Saisonauftakt abgesagt. Wir meinten, dass mit dem Ende der Osterferien alles weiter liefe wie bisher, vor allem aber weiter wie geplant. In atemberaubender Geschwindigkeit hat uns der Lockdown zu neuen Einsichten geführt. Mittlerweile wurde die Rückkehr zur verantwortbaren anderen Normalität ausgerufen. Die bringt ein Wirrwar interessengeleiteter Regeln hervor, die kein Vertrauen schaffen. Das Jahresprogramm vieler Vereine steht zur Disposition. Zu groß scheinen die Unwägbarkeiten und Risiken für die Aktiven, aber auch für potentielle Besucher und Gäste zu sein.
John Palatini | 30. Juli 2020 | Ausgabe 2-2020
Als die Mitglieder des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e. V. am 6. März ihre Mitgliederversammlung abhielten, war von den allgemeinen Schulschließungen, die in Halle bereits am 12. März verkündet wurden, vom ‚Lockdown‘, der eine Woche später folgte, und von ‚Social Distancing‘ noch keine Rede. Aber man gab sich schon nicht mehr die Hand, winkte sich stattdessen zu. Schon vor den offiziellen Eindämmungsmaßnahmen war in der Geschäftsstelle des LHB über das Virus gesprochen worden. Da ging es noch um Arbeitsschutz. Der Gedanke, dass über Monate alle Veranstaltungen ausfallen sollten, war fern. Dann sprach die Bundeskanzlerin von der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg und unser aller (Arbeits-)Leben änderte sich schneller, als es die meisten für möglich gehalten hatten.
Titel – Wie Vereine die Corona-Krise meistern
Trotz Virus: Verbandsarbeit und Engagement im Frühjahr 2020. Ein Kommentar. | John Palatini
Vereine in Zeiten von Corona. Erfahrungen aus dem Verband der Kirchbauvereine Sachsen-Anhalt e.V. | Petra Karrasch
Nietlebener Heimatverein e.V. | Ines Menzel
Geschichts- und Forschungsverein WASAG Haupt-Werk Reinsdorf | Joachim Zander
Förderverein Steinzeitdorf Randau | Hans-Christian Solka
Heimatverein Reesen e.V. | Hildegard Uhden
Kulturlandschaft
Das Freilichtmuseum Diesdorf und seine Gärten | Jochen Alexander Hofmann
Geschichte
Die verhinderte Fürstenversammlung von 1138 in Quedlinburg. Zum 850. Todesjahr Albrechts des Bären | Christian Marlow
Geburtswehen der deutschen Demokratie (4). Dezember 1848 bis April 1849: Wilhelm Loewe und Ludwig Schneider in der Endphase der Revolution | Dieter Horst Steinmetz
Stürmische Zeiten vor einem Jahrhundert. Der Freistaat Anhalt im Jahr 1920 | Ralf Regener
Das Kriegsende in Magdeburg 1945. Zum 75. Jahrestag | Helmut Menzel
Volkskunde
Über die Wurzeln des Harzer Peitschenkonzerts | Lutz Wille
Bürgerschaftliches Engagement
»Ich habe die Grenzen überschritten« Interview mit Reem Alrahmoun, Engagementbotschafterin Kultur | Sonja Renner
Leserbrief
Die Spindestube lebt – Kommentar zu Heft 4/2019, S. 24–26 | Christian Zschieschang
Nachruf
Erinnerung an Dr. Elisabeth Schwarze-Neuß (1930 – 2019) | Roswitha Jendryschik
Neuerscheinungen
Peter Fischer. Beiträge zur Hausforschung und Volkskunde der Altmark | Burgen und Sagen im Harz